Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Handarbeit im Lockdown
Montag, 26.04.2021, ab 17:30,
Studio2//ORF
Thema diesmal: Die Hobbies, die im Lockdown wieder en vogue geworden sind …Stricken, Häkeln, Nähen – gute alte Handarbeit.
Diesmal habe ich mich der zweitbeliebtesten Beschäftigung der Österreicher:innen im Lockdown, nach dem Kochen gewidmet – dem Handarbeiten.
Vor 4000 Jahren hat man in Asien schon Socken gestrickt und Ötzi, der Mann aus dem Eis hatte beim Überqueren der Alpen auch Nähzeug dabei, gerettet hat es ihn leider nicht.
Wer also denkt Handarbeiten wäre reine Frauensache, der irrt gewaltig.
Herkules, der Held war ein begeisterter Wollespinner und wollte es seiner Geliebten auch handarbeitstechnisch überall recht machen.
Seit dem 14. Jahrhundert gibt es Überlieferungen bei uns zur Handarbeit und richtig Fahrt nahm diese dann im 16. Jahrhundert in Paris auf.
Damals eine reine Männerdomäne – Stricken, Weben, Nähen.
Ich selbst nähe meine Knöpfe auch selber an, auch immer charmant das der Dame des Herzens anbieten zu können.
Was hatte ich mit: Nähtischchen, fixer Bestandteil eines jeden Biedermeier Haushalts, Nähkistchen, Fingerhüte, Zollstock und Reisenähzeug, Stopfholz, Körbe und edle Wolle – Sammler:innen wird keine Grenze gesetzt und die Vielzahl an Themen füllt ganze Museen.
Aber zuerst zu den Fingerhüten: Fingerhut Sammeln – ein Hotspot dafür: Holland.
Ich habe 200 Jahre Fingerhutgeschichte zeigen können. Einen wunderbar vergoldeten Fingerhut mit Stickereien an der Seite aus circa 1820 hatte ich mit – fanatische Sammler:innen in USA machen den Markt zu einem Kuriosum.
Danach kam ich zu einem Nähkistchen mit Spiegel – aus der Historismuszeit um 1880 mit netter Stuckatur. Seltenheit, Erhaltungszustand und natürlich die Leidenschaft des Sammlers, der Sammlerin machen es zu einem Objekt der Begierde, das von Wert ist. Wenn die Provenienz feststeht, dass es zB. Kaiserin Sissi gehörte (oder ihrer Hofschar), dann bewegen wir uns bei der Wertigkeit im fünfstelligen Bereich.
Ein kleines Reiseset, um 1920, fast wie eine Ballspende (durch diese kleine Kordel) anmutend, mit dem kleinen Zwirn und Nadel, kam gelegen wenn auf der Zugfahrt ein Knopf abging.
Aber was hat es mit dem Pilz nun auf sich? Das ist natürlich kein “ordinärer” Pilz, sondern ein Stopfpilz, oder auf gut Wienerisch: ein Stopfschwammerl. Auszug aus Wikipedia: “Ein Stopfpilz ist ein Gegenstand, der beim Stopfen eines Lochs in Strümpfen oder Socken benutzt wird. Der Stopfpilz oder das in der Form zwar unterschiedliche, in der Funktion aber gleiche Stopfei ist in fast jedem Nähkörbchen zu finden. Er wird in den schadhaften Strumpf oder die Socke unter das zu stopfende Loch geschoben und erleichtert durch das Aufspannen des Gewebes die Stopfarbeiten. Stopfpilze werden in der Regel aus Holz gedrechselt und besitzen eine ebene Unterseite und eine nach oben hin gewölbte Oberfläche.”
Eine selbst gemachte Nähkiste aus 1940/50, das immer mit den neuesten Dekorationen upgedatet wurde, mit Geheimfach – vermutlich für Liebesbriefe, war auch dabei. Schaut euch die nachstehenden Screenshots an, ein wahres Meisterwerk diese Handarbeit!
Alles in allem und auf den Punkt gekommen: Handarbeiten ist so in, dass sich auch wieder das männliche Geschlecht drüber traut!
Und noch zum Abschluss ein kleiner Tipp: Im neuen alten Ramsch&Rosen in der Neubaugasse 59 war ja vorher, wie einige von euch wissen, eine alteingesessenes Wollgeschäft. Für alle Woll-Aficionados gut zu wissen, dass es noch einiges auf Lager gibt! Das eine oder andere brauchbare und sogar entzückende Handarbeitsutensil findet sich auch im Geschäft.