Beiträge

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Keramik

Montag, 30.10.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Spritzdekor Keramik

“Wir sind alle im Wandel der Zeit und heute gehen wir ein wenig in der Zeit zurück”, meinte Norbert als Einleitung in mein Sendungssegment.

Die Anfänge der Spritztechnik lassen sich in das späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen und wird zumeist mit der amerikanischen Keramik Entwerferin Laura Ann Fry und dem Erfinder Charles L. Burdick in Verbindung gebracht. Bereits 1883/84 soll Frey während ihrer Tätigkeit für die Manufaktur Rookwood Pottery in Cincinnati, Ohio einen sogenannten “Mundzerstäuber” (Engl.: mouth atomizer) erfunden haben. Dieser wurde in den darauffolgenden Jahren weiterentwickelt, bis schließlich 1886 die Patentanmeldung für eine “mit Druckluft betriebene Spritzpistole” folgte. 1889, im Jahr der Patenterteilung, stellte Rookwood Pottery ihre Spritzdekor-Keramik auf der Weltausstellung in Paris vor, (das Jahr in dem der Eiffelturm eröffnet wurde) wo sie erste Erfolge feierte und international Bekanntheit erlangte. Der amerikanische Hobby-Aquarellmaler Ch. L. Burdick soll sein Gerät ebenfalls bereits Ende des 19. Jahrhundert erfunden haben. Er meldete den Spritzapparat nach seiner Übersiedlung nach London zum Patent an und gründete kurz darauf die Firma Fountain Brush. Im deutschsprachigen Raum war es Albert Krautzberger, welcher 1902 als erster ein “durch Druckluft betriebenes Malgerät” zum Patent anmeldete. Bis zum ersten Weltkrieg wurden Farbzerstäuber bereits im großen Stil auch in den Keramikmanufakturen verwendet. Heute würde man es wahrscheinlich „Airbrush“ Technik nennen.

In der Mitte der Dreißiger Jahre wurden die revolutionären Muster im Umfeld des Entarteten angesiedelt wurde und verschwanden aus den Regalen und wurden massenweise zerschlagen. Zuvor erfreut ich die Technik größter Beliebtheit und fand sich in fast allen Haushalten. 

Spritzkeramik ist für viele Menschen erschwinglich. Ein an Moden orientiertes Konsumverhalten setzt sich bis in die Haushalte auch der ärmeren Bevölkerung durch. Steingut ist lange Zeit ein minderwertiger Porzellan-Ersatz. Durch neue Misch- und Brennverfahren wird es in den 1920er Jahren stark verbessert. Es ist nun das bei weitem günstigere, formal überlegene und modernere Produkt. Durch neue Produktionsverfahren kann Steingut in großen, klaren und auch eckigen Formen gefertigt und bei niedrigeren Temperaturen mit sehr viel leuchtenderen Farben dekoriert werden als Porzellan. Das erfordert auch eine neue Formgestaltung und anderen Formenschmuck, der die “Schönheit in der Fabrik- und Massenware” bejaht anstelle einer Rückbesinnung auf historische Muster und individuelle Einzelarbeiten.Mit der massenhaften Herstellung von Spritzdekor-Keramik entwickelt sich eine starke Konkurrenz zwischen den Betrieben, die vom neuen Steingut profitieren wollen. Es liegt nahe, dass die avantgardistischen Dekore im Widerspruch zu der Vorstellung des Volksgeschmacks stehen, den die Nationalsozialisten ab 1933 anstreben. Sowohl die Assoziation mit der konstruktivistischen Moderne als auch die Verfemung der Abstraktion in Deutschland als “entartet”, sind eben die vorher erwähnten Gründe für das Verschwinden des Spritzdekors in der NS-Zeit. Die altdeutsche Blümchen Ästhetik ersetzte die avantgardistische Formensprache.

Nun im Speziellen: Im niederösterreichischen Wilhelmsburg wurde am Standort der Winckhl-Mühle an der Traisen um 1795 eine Steingutproduktion aufgenommen.Ein paar Jahre später auf dem Grundstück der „Winckhlmill in der Lödergassen“. Die Fabrikation erreichte keine größeren Ausmaße, bis schließlich 1883 Heinrich Lichtenstern aus Wien die “k.u.k. privilegierte Wilhelmsburger Steingut- und Porzellanfabrik” erwarb. Einige Jahre floriert das Geschäft, bis als Folge der Weltwirtschaftskrise gegen Ende der 1920er-Jahre, eine Zeit großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten beginnt. Anfang der 1930er-Jahre wird mit der Produktion von kubistischen Spritzdekoren begonnen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden alle drei Werke durch die Nationalsozialisten enteignet und nach dem Krieg die beiden Werke in Znaim und Teplitz durch die tschechoslowakische Regierung verstaatlicht. In Wilhelmsburg erkennt man in den 1950er Jahren, dass das Steingut bald von Porzellan abgelöst werden wird. Die 1938 abgebrochene Porzellangeschirrerzeugung wird wieder aufgenommen. Der damalige Eigentümer Conrad Henry Lester entschied in den 1960ern, einen eigenen Markennamen für das Porzellan einzuführen, und wählte den in Österreich bis heute bekannten Namen Lilien-Porzellan. Der Name ist auf die drei Lilien im Wappen von Wilhelmsburg und auf das nahe gelegene Stift Lilienfeld zurückzuführen.

Was lange als Flohmarktware sein Dasein fristete, wurde vor gut 20 Jahren von Tilmann Buddensieg erstmals für die Ausstellung “Weimarer Keramik” ins Nürnberger Germanische Nationalmuseum geholt und wuchs mit den Jahren zu einem veritablen Sammelgebiet. Brotdose, Oma Häferl (in der Farbe passte dies wunderbar zu Norberts bordeaux-farbenem Hemd) oder eine Schüssel um das Obst zu drapieren – die Vielfalt der Produkte lässt das Sammlerherz höher schlagen, wichtig ist, den meisten so viele Stücke wie möglich im selben Stil zu finden. Der Unterschied zwischen Porzellan und Keramik ist unter anderem der Hauptbestandteil, der bei Keramik eben Ton und bei Porzellan Kaolin ist. Keramik ist um einiges zerbrechlicher, da poröser. Umso seltener somit gut erhaltene Spritzdekor Keramik ohne jegliche, wenn auch minimale, Schäden. Je seltener, desto besser für den Sammler. Spannend: Gänzlich verschwunden ist die Technik jedoch nicht. Die Karlsruher Majolika-Manufakur beispielsweise produziert noch heute Keramik im Spritzdekor.

Zum Abschluss hat mich Norbert noch gefragt, wie ich bei den Kollegen einkaufe. Falters Journalist Matthias Dusini hat mich ja den “Seelsorger der Dinge” genannt. Darauf meinte ich, dass ich nicht handle, sondern den Objekten den nötigen Respekt zolle – entweder kann ich es mir leisten, oder eben nicht.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Das Reisen mit dem Flugzeug

Montag, 11.07.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Die Geschichte der AUA

 

“Das Fliegen gibt es schon verdammt lang!”, so lautete Martins Intro zu meinem Sendungsbeitrag über die Geschichte der AUA und das Reisen mit dem Flugzeug.

Was nämlich die wenigsten wissen – die erste regelmäßige internationale Flugverbindung der Welt wurde in Österreich gestartet. Fünfzehn Jahre nach dem historischen Flug der Gebrüder Wright gab es ab dem 1. April 1918 Wien/Aspern Post über die Luft bis nach Kiew. Dieses Service bestand nur für sieben Monate, ist aber trotzdem ein markanter Meilenstein in der österreichischen Luftfahrtgeschichte.

Inspiriert wurde ich zu diesem Sendungsbeitrag von einem Nachlass, den ich übernommen habe. Die ursprüngliche Besitzerin war jahrzehntelang Stewardess bei der AUA und hat die Blütezeit dieser miterlebt. Wunderbare Objekte mit Geschichte waren dort zu finden und dank der Nichte der ehemaligen Flugbegleiterin durfte ich die Stücke auch in der Sendung präsentieren.

Ein kurzer geschichtlicher Überblick der von uns Östereicher:innen liebevoll genannten “AUA”, heute als “Austrian Airlines” bekannt. Am 31. März 1958 fand der erste Linienflug von Wien nach London statt. 1969 dann der erste Langstreckenflug, mit Destination New York.1987 suchte Lauda um die Flugkonzession an – das damalige AUA-Management versuchte dies mit allen Mitteln zu verhindern, um das Monopol zu schützen. Wechselseitige Feindbilder wurden aufgebaut, die leider über viele Jahre aufrecht blieben.

2000 fand dann der Wechsel zur Star Alliance statt. Steigende Kerosinpreise und  zunehmende Wettbewerbsdruck durch sogenannte “Billigflieger” führte zu Liquiditätsengpässen und dem Verkauf des „Familiensilbers“ – in Form von Liegenschaften, Duty-Free-Shops und der Cateringtochter Airest.

2011 rüstete die Austrian ihre Kurz- und Mittelstreckenflotte mit einer neuen Inneneinrichtung und neuen Sitzen aus

Aufgrund der Corona-Pandemie musste Austrian Airlines am 18. März 2020 den Flugbetrieb temporär einstellen und nahm ihn erst nach 90 Tagen Pause am 15. Juni 2020 wieder auf. Seit 2022 ging der klimaverträgliche Luftverkehr mit vier Airbus A320neo an den Start. Die neuen Flugzeuge sind treibstoffeffizienter, leiser und kostensparender.

 

Zurück zur Sendung: Aus der glamourösen Zeit der Flugfahrt brachte ich etwas Geschichte zur AUA mit, als man noch stolz auf „unsere“ Fluglinie war. “Ist das tatsächlich Geschirr, das im Flugzeug serviert wurde?”, fragte mich Martin mit dem Blick auf die Silberware. Die versilberten Terrinen waren für den Tafelspitz gedacht, “Flughafen Wien” war darauf graviert. Aber auch gebogene Löffel, für den Amuse Gaule, waren in diesem wunderbaren Fundus mit dabei.

Damals hießen Flugbegleiter:innen ja Steward und Stewardess, wobei es in den Anfängen bis zu den 1990er Jahren wohl hauptsächlich Frauen waren. Damals war Fliegen noch ein Gesamterlebnis. Was war das früher mal für ein Abenteuer…schon beim Kofferpacken hat der Urlaub begonnen und die Ankunft am Flughafen war schon fast exotisch. Billigflieger sind Killer des stimmungsvollen Reisens und natürlich auch des Klimas – ein Umdenken wäre wünschenswert!

Die schönen Koffer, das Personal, die Freundlichkeit und der persönliche Check in – ja, man hat sich sogar elegant gekleidet, so wie man auch ins Theater ging. Und man freute sich, mit Messer und Gabel zu essen.

Aber was hatte ich noch mit in der Sendung? Einen Steward Koffer von Helena Rubinstein. Die Ausstattung war damals einfach so elitär.

Die neue Mode, die jedes Jahr vorgeführt wurde, war auf allen Titelseiten zu sehen – die neue AUA Tracht, sowie die neue Haarpracht der Stewardessen. Ich hatte die Uniform eines Co-Piloten an und da dies eine absolute Rarität ist, befinden wir uns da in einem oberen dreistelligen Bereich, wenn wir von Wertigkeit sprechen. Diese Uniformen konnte man als Normalsterblicher ja nie kaufen, aus diesem Grund sehr rar und umso begehrter.

Die ehemaligen Hauptzentrale der AUA in Oberlaa hat wie ein Flugzeug ausgesehen. Auch die Möbel waren so elitär gemacht und waren aus dänischem Design. In einem der Möbelstücke mit Geschichte von dort, gab es sogar ein Originalbrandloch einer Zigarette, als das Rauchen in Innenräumen und im Flieger noch kein Tabu war, Mad Men Style (Gottseidank hat sich die Wertigkeit des Rauchens für die Gesundheit aller geändert.).Heutzutage gibt keine Wertgegenstände mehr in den Flugzeugen. Einige wenige Fluglinien führen wieder Metallware, wie die Lufthansa, aber das echte Geschirr kommt trotzdem nur in der Business und First Class zum Einsatz.

Anno dazumal war es einfach großartig, wenn Prominente im Flieger sassen. Da sagte der Pilot über den Lautsprecher: “Heute sitzt Kurt Jürgens mit im Flugzeug!” und man fühlte sich, als wäre man ein Zuschauer am roten Teppich. Heute bevorzugen Berühmtheiten leider eher Privatjets.

Trotz allem: Über den Wolken muss die Freiheit wohl Grenzenlos sein- ganz nach Reinhard Mey 1974…

“Über den Wolken

Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein

Alle Ängste, alle Sorgen

Sagt man

Blieben darunter verborgen

Und dann

Würde was uns groß und wichtig erscheint

Plötzlich nichtig und klein”

 

Zum Abschluss zum Ansehen und Mitsingen: Reinhard Mey Über den Wolken

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Vögel

Montag, 12.06.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Viechtauer Vogerl und Vogelschutz 

 

Gezwitschert wird immer weniger in Hinterhöfen in der Stadt, aber das Thema Vogel hat trotzdem Konjunktur, bei Klimaschützern genauso wie bei der dichtenden, musizierenden oder malenden Zunft. Der dramatische Bestandsrückgang diverser Populationen liefert dafür einen guten Grund. Doch nicht nur als bedrohte Art, sondern auch als starkes Symbol der Kulturen flattern die Gefiederten durch alle Genres der Literatur (Jonathan Franzen ist nicht nur ein guter Schriftsteller, sondern auch Vogelliebhaber,- beobachter und -beschützer), Musik (man denke “Black Bird” von The Beatles oder “Komm schwarzer Vogel” von Ludwig Hirsch) und Film (z.B.: “Birdy” mit Nicolas Cage). Größtenteils ist die Konnotation eine durchaus gute, mit der Ausnahme des 1963 erschienenen Films “Die Vögel” von Alfred Hitchcock. Vögel sind uns somit immer ganz nah, ob in der Natur oder der Kunst. 

In einem Liebesbrief meiner ersten Freundin an mich stand schon: ”Sei frei wie ein Vogel, aber flieg nicht davon!”.  

Frei wie ein Vogel, die schöne, ewige Illusion!

Aber wie ihr wisst, beginne ich meine Sendungsbeiträge gerne mit einer Geschichte. 

Die Vogelpredigt des heiligen Franziskus ist ja legendär, aber wer wusste eigentlich, dass auch ich die Vogelsprache beherrsche? Wenn die Kinder schlimm waren, habe ich den Vogerln gezwitschert, dass sie leise sein sollen. Da waren die Kinder dann endlich still für eine Weile, damit die Vogerln wieder ihren Gesang aufnahmen. Martin hat mich dazu animiert, ihm mein Vogelgesang-Repertoire zu zeigen. 

Aber nun zu den Objekten, die ich mitgebracht hatte – nämlich Vögel aus verschiedenen Materialien:

Das älteste Stück war im Rokokostil des Historismus. Eine Schale, auf welcher ein Vogel gerade den Akt des Losfliegens initiiert. Gemacht aus Spiauter (eine Zinn-Metall Legierung), einem Material, das heute nicht mehr verarbeitet wird.

Weitere Objekte mit Geschichte waren Stickbilder mit Vogelmotiven drauf. Da stellt man sich vor, wie die älteren Damen zusammengesessen sind und dies als Freizeitaktivität, statt passivem Fernsehkonsum, absolviert haben. 

Aus Porzellan und Keramik waren diverse Schwalbenmotive gefertigt. Eine Vogelfigur von der Marke Hummel, sowie ein Objekt aus Murano, als auch ein handgeformter und gebrannter afrikanischer Vogel waren mit in der Studio2 Sendung. Aus meiner eigenen Sammlung zeigte ich vier Holzvögel, die aus verschiedenen Nachlässen stammen, die als Zahnstocherbehälter fungierten, welche den Federschwanz stilisieren sollten. Dieses dänische Design ist einfach zeitlos schön. 

Ein ganzes Vogeluniversum aus Oberösterreich habe ich mir diesmal von Julia Halling ausgeliehen. Wunderbar inszeniert vom Studio2 Set-Team Christa und Miriam, in einem Holzvogelhaus aus meiner eigenen Sammlung. Die Viechtauer Handwerkskunst geht auf eine jahrhundertlange Tradition zurück. Jeder Haushalt hat damals noch geschnitzt, im 15. Jahrhundert, und aus der Zeit gibt es nahezu nichts mehr zu finden, außer in Volkskundemuseen. Die älteren Stücke aus der Barockzeit bewegen sich heute in einem fünfstelligen Euro Bereich. Jene, die ich im Studio2 mithatte, stammen teilweise aus dem späten 19. Jahrhundert und sind jeweils ein paar hundert Euro wert.

Holzvögel, wie diese, galten im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert als eine Liebesgabe vom Mann an die Frau – die einem Heiratsantrag gleichkam. Es war nicht gern gesehen, wenn eine Frau schon mehrere Vögel in ihrem Besitz hatte.

Diese Vögel wurden nach dem natürlichen Abbild geschnitzt, naturnah und in Lebensgröße. Sie waren handbemalt und saßen oft auf einem echtem Ast, meist mit Drahtbeinen befestigt.

Was die Kreativität betrifft, gab es kaum Grenzen – alle heimischen Vogelarten wurden dargestellt – Specht, Gimpel, Amsel, Stieglitz, Star, Schwalben, Rotkehlchen, Zaunkönig, um nur einige wenige zu nennen.

Eine großartige Dekorationsidee, um die lebenden Vögel in der Natur zu belassen. Der ausgestopfte Vogel als Wohndekoration hat heute einfach keine Existenzberechtigung mehr. Eventuell nur noch aus einem Nachlass und um dem Leben und dem Blutzoll des Lebewesens zu gedenken, aber definitiv keine heutzutage geschossenen und ausgestopften Vögel. 

Es bleibt trotzdem das mulmige Gefühl, dass diese bunte, lebendige, fröhliche Welt un

serer gefiederten Freunde uns irgendwann nur noch als Erinnerung bleibt. Die weltweit operierende Organisation Birds Life hilft dabei, dass es nicht dazu kommt! Mit 115 nationalen Partnern decken sie alle Kontinente, Landschaften und Meeresgebiete ab. Sie haben Regionalbüros in Accra, Amman, Brüssel, Cambridge, Dakar, Nairobi, Singapur, Suva, Tokio und Quito und sind der größte internationale Zusammenschluss für Natur-, Vogelschutz und Lebensraumbewahrung.

 

Das berühmte Volkslied „Alle Vöglein sind schon da“ soll noch viele weitere Jahrhunderte seine Berechtigung haben!

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Totenkult

Montag, 08.05.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Der Tod und das Sammeln

“Also, das hätte ich mir auch nicht gedacht, dass ich jemals in so einer Deko stehen würde, aber unser Experte Christof Stein macht es möglich!”, so lautete Birgits Intro in meinen Sendungsbeitrag über das Thema Tod und Sammeln.

Das Thema umfasst geflügelte Wörter, wie „A schene Leich“, Schlagworte wie: Leichenschmaus,  Requiem oder Totenmesse– von Gustav Mahler oder Mozart, die unbekannte Tote…aber ultimativ geht es natürlich um geliebte und vermisste Menschen, deren Huldigung und den Memorabilien für die Hinterbliebenen. 

Durch Jahrhunderte hat sich bei uns etwas Einzigartiges entwickelt – morbid, schön und grausig zugleich: Sammelstücke mit einer persönlichen Todesgeschichte faszinieren Sammler:innen auf der ganzen Welt und lassen Wunderkammern des Absurden entstehen.

Am Ende aller Tage wünschen sich die Wiener:innen eine schöne Leich’ zu sein, so wie es Karl VI, Vater von Maria Theresia, am Totenbett wollte. Mit wie viel Pomp wurde der Tod im Kaiserreich zelebriert. Dies kann man in der Kapuzinergruft erkunden. 

Folgende Kuriositäten hatte ich mit

Der Totenschlüssel, um den Sarg oder ein Mausoleum zuzusperren, je nach Stand der Familie mit Edelsteinen besetzt oder ganz einfach, wie der bekannte 10er Schlüssel (mit dem man den Elektrokasten aufsperren kann). Der eine Schlüssel war Metall vergoldet und aus dem 19. Jahrhundert. Der zweite Schlüssel war aus dem 20. Jahrhundert, der Griff stellt ein christliches Kreuz dar. Die Kassetten, in denen die Erinnerungsschlüssel aufbewahrt werden, können auch aufwendig gestaltet sein. Schlagwort hier: Erinnerungskultur. 

Das nächste Objekt mit Geschichte war versehen mit der Aufschrift “1625”, wobei es unwahrscheinlich ist, dass es sich um die Jahreszahl handelt, eher um ein Geburts- oder Sterbedatum. 

Der kleine Totenkopf, im Sarg liegend, wurde aus einem Knochen des Verstorbenen geschnitzt.

Den Abdruck der Totenhand (Mitte des 19. Jahrhunderts) fand Birgit dann doch etwas gruselig. Ist natürlich nachvollziehbar, allerdings sollte man bedenken, dass dies eventuell ein Mensch war, der sich durch Güte ausgezeichnet hat. Oder die Person war ein Arzt. Oder hat auf sonstige Art und Weise die schützende Hand über die Familie gehalten. Durch diesen Abguss  konnte man diese besondere Qualität der verstorbenen Person verewigen. 

Die unbekannte Tote in Keramik aus den 1950er Jahren stammte aus meiner eigenen Sammlung. Diese erinnert an eine Totenmaske. Wir kennen alle die Totenmasken (aus verschiedenen Materialien abgegossen) von berühmten Schriftstellern und Musikern, wie Goethe, Bruckner, Mahler, und vielen mehr.

Die ewige Ruhestätte

Wie sich der Totenkult und die Bestattungszeremonien in den vergangenen Jahrhunderten verändert haben, wird pietätvoll im Bestattungsmuseum direkt am Wiener Zentralfriedhof dargestellt. Nicht fehlen darf dabei natürlich eine ganz besondere Wiener Kuriosität: der wieder verwendbare josephinische Gemeindesarg, besser bekannt als Klappsarg

Und wie das Merchandising des Bestattungsmuseum in Wien beweist, darf über den Tod in Wien auch schon mal herzlich gelacht werden. T-Shirts mit Sprüchen wie “Friedhöfe Wien – Hier liegen Sie richtig” machen das Unabwendbare etwas erträglicher.

Der größte Friedhof Österreichs ist der Wiener Zentralfriedhof. Er ist nicht nur der letzte Ruheplatz für viele Menschen, sondern ist mit seinen Jugendstilbauten ein echtes Augenschmankerl.

Flächenmäßig wurde der Wiener Zentralfriedhof zwar schon  vom Hamburger Friedhof als größter Friedhof Europas abgelöst, doch die meisten “Einwohner:innen” hat nach wie vor der Zentralfriedhof. In etwa 3 Millionen Menschen. 

Aber was hatte ich noch mit in der Sendung? 

Vielleicht ein wenig traurig, war ein Zinn-Totenkopf, aus 1830/40 stammend, der Körper eingewickelt in medizinischem Verbandsmull, eingewebt ein Erinnerungsstück des verstorbenen Kindes – dieses makaber anmutende Objekt fungierte als tröstender Gegenstand, den die Eltern immer bei sich trugen. 

Ein Amulett, ein Portrait aus der Biedermeierzeit – auf der einen Seite, auf der anderen Seite das Echthaar der verstorbenen Person, als Zopf geflochten.

Die Wertigkeit der kuriosen Dinge

Je nach Seltenheit und Kuriosität ergeben sich bis zu vier-, fünfstellige Beträge. 

Der künstlerische Beitrag war ein typisch österreichisches Bild, eine Bergszene, gemalt in Wien 1913 von Josef Albrecht, eine Auftragsarbeit. Der Sohn wird als Bergsteiger in den letzten Sekunden seines Lebens abgebildet, der Sturz klar zu sehen, darunter ein Portrait des Verstorbenen, links daneben die Berglandschaft.

Mystisch und unbeantwortet – warum befindet sich auf der linken Bildseite ein Riss…?

Der Tod und die Musik 

Schon Georg Kreisler hat es besungen. “Der Tod, das muss ein Wiener sein!” Denn die Wiener haben ein ganz besonderes Verhältnis zum Tod – eine ganz besondere Form der morbiden Wienliebe. 

Roland Neuwirths „Ein echtes Wienerlied“ – ein Lied, das zur Gänze aus Bezeichnungen für das Sterben besteht. Die Wiener:innen finden viele Worte zum Tod. Denn der Tod ist ein wichtiger Teil ihres Lebens. Generell wird Österreichs Hauptstadt traditionell ein Hang zum Morbiden unterstellt.

Gustostückerl aus Roland Neuwirth, Ein echtes Wienerlied:

Er hat an Abgang g´macht.

Er hat die Patsch´n g´streckt.

Er hat a Bank´l g´rissn.

Er hat se niedag´legt.

Er hat se d´ Erdäpfel von unt´ ang´schaut.

Er hat se ins Holzpyjama g´haut.“

Zum Thema Wienerlieder über den Tod, der neue Klenk/Reiter Podcast ist ein Hit!

Weitere musikalische Zuckerl:

Es lebe der Zentralfriedhof! Wolfgang Ambros

Komm schwarzer Vogel, Ludwig Hirsch

Vielen Dank an den Leihgeber Niki Koeler!

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historische Brotdosen

Montag, 07.11.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Warum eine Brotdose so wichtig für meine Karriere war

Die Intro begann diesmal so in etwa in dem Stil “Die Brotdose hat über 100 Jahre auf dem Deckel” (augenzwinkernd metaphorisch gesprochen). Das älteste Modell war …” Halt, Full Stop – etwas ganz Wichtiges noch bevor wir zum Thema kommen: Ich wollte in der Sendung einfach mal eine Lanze brechen für das Studio2-Dekorationsteam. Das Prozedere ist nämlich so: Ich komme mit den Stücken, den Möbeln und Objekten mit Geschichte, die in Kartons und Schachteln verpackt sind, ins Studio. Innerhalb von kürzester Zeit entscheiden dann die beiden Studio2 Mitarbeiterinnen Marion Mannsberger und Christa Dubovsky-Berndl wie man dann, zum Beispiel für diese heutige Sendung, die Objekte so in Szene setzt, dass man das Gefühl hat, in eine Zuckerbäckerei zu kommen. Also an dieser Stelle ein großes Danke an die beiden Damen. Nun zurück zum eigentlichen Thema.

Die über 100 Jahre alte Wiener Dose aus dem Prater, eine der allerersten Stücke, die ich gemeinsam mit einem Freund gefunden habe, war aus einem  Historismusbau aus 1880, welcher leider später abgerissen wurde. 

Wunderbare Funktion mit unglaubliche Technik, optisch ansprechend – da man auch sehen konnte, was sich drinnen befand, da es die einzige Glasdose war, die ich mitgebracht hatte.

Brot selber gibt es seit 11.000 Jahren, man glaubt es kaum! Die Menschen fingen an, Getreide anzubauen. Gegen Ende der mittleren Steinzeit wurde der Getreidebau forciert – seit 6000 Jahren sind die ältesten Getreideformen bekannt: Weizen, Gerste, Hirse, Emmer (dies ist eine alte Weizenart).

Zwischen 6000 – 3000 vor Christus breitete es sich im gesamten Orient (Ägypten, China, Indien,…) aus. Das Wort stammt vom althochdeutschen Begriff „prot“ ab, was so viel bedeutet wie “Gegorenes” (wegen der Hefepilze, beziehungsweise den Milchsäurebakterien).

Durch die Römer gelangte das Wissen des Brotbackens nach Griechenland und über Italien, dann nach ganz Europa. Die Römer hatten Großbäckereien, sie entwickelten steinerne Drehmühlen, die das Zermahlen des Korns vereinfachten. 

Im Jahr 2012 in den Schweizer Alpen  ist aus dem Ewigen Eis eine Brotdose ausgeapert (hier nachlesen), in welcher Getreidekörner gefunden wurden. Diese war aus Holz gemacht, weil – wie wir wissen – Holz die Feuchtigkeit gut hält. Später war das Hauptmaterial allerdings Keramik. Die Brotdosen werden mit Luftlöchern versehen, damit es zu keinem Schimmelbefall kommt. Die Keksdosen hingegen sind am besten luftdicht, um vor allem in der Weihnachtszeit die Vanillekipferl weich werden zu lassen.  

Strenge und verspielte Musterungen gibt es bei den verschiedenen Brot-/Keksdosen. Ein mitgebrachtes Objekt war von 1910 herum von Joseph Maria Olbrich.  Dies ist meine private Dose, welche ich nicht hergeben würde, aber müsste ich sie heute kaufen, würde ich sicher 600 Euro dafür ausgeben, denn das wäre sie auch wert.

Die Dekorsachen können klassisch oder verspielt sein, wie wir gesehen haben – zwei Objekte, die ich präsentierte waren von einer tschechischen Manufaktur und der Manufaktur aus Wilhelmsburg dem Vorgänger von Lilienporzellan, mit Spritzdekor. Spritzdekor bedeutet nicht glasiert, sondern mit Schablone gespritzt – dadurch entstand das geometrische Muster auf der einen Dose oder das wolkenähnliche Himmelsgebilde auf der anderen Brotdose.

Verena meinte dann, dass einige Brotdosen sie an Biedermeier Dekor erinnern würden, aber in Wirklichkeit waren diese eher im Art Deco um die 1920/30er angesiedelt. 

Die Wiener Rose, die ja dann auch auf Alt Wiener und Augarten Porzellan zu einem weit verbreiteten Muster avanciert ist, war diesmal von Eichwald (um 1900, eine Manufaktur aus Deutschland).

Auf Verenas Frage hin, ob es denn eine Sammler:innen Community für Keks-/und Brotdosen gäbe, meinte ich einleitend, dass ich ein großer Fan davon wäre, Küchen individuell zu gestalten, mit speziellen Stücken, die sonst kein/e andere/r hat. In Holland gibt es fanatische Sammler, welche Brotdosen mit Henkel auch auf Reisen für das Outdoor Picknick mitnehmen. Es gibt überall Communities, auch in USA, aber gerade Holland ist ein Hotspot, wo es ganze Messestände ausschließlich für Keks- und Brotdosen gibt. 

Der Anstoß mich mit alten und schönen Dingen zu befassen, war diese ominöse Glas Keks-/Brotdose, die mein Freund und ich im Prater entdeckt haben. Also schon allein aus diesem Grund ein ganz besonderes Stück. 

Unser täglich Brot gib’ uns heute…gerade in Zeiten wie diesen!

Vielen Dank an den Leihgeber Paul Kozak.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Schneidebretter aus Keramik und Porzellan

Montag, 24.10.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Waidmannsheil, Feitl und Schneidebrett

Etwas ganz Spezielles hatte ich heute wieder im Studio2 mit – nämlich Schneidebretter und zwar nicht aus Holz, sondern aus Keramik und Porzellan. Birgit Fenderl war ganz erstaunt, aber dazu kann ich nur sagen: “Es gibt ja nichts, was es nicht gibt!”.

Viral im Netz geht ja momentan der Trend “Butterbrett statt Butterbrot” – wo ja kein Geschirr verwendet wird, denn Butter wird mit dem Löffel direkt aufs Schneidebrett aufgeschichtet, Kräuter, Radieschen “drübergestreut” oder was auch immer gerade der Stimmung und dem Gusto entspricht – und wird dann mit einem Stück Brot “aufgesogen”.

Ein sehr kommunikatives Tool, denn alle kommen am “Brettl” zusammen – passend zu dem historischen Brettlspruch: “Unser täglich Brot gib uns heute!”

Die heutigen “Sendungmitbringsl” hatte ich in zwei Kategorien aufgeteilt – Dekor und Sprüche: Jede Küche hat einen eigenen Stil, dementsprechend gibt es verschiedene Dekore und Sprüche, die unterschiedliches Klientel ansprechen. Diese Keramik oder Porzellan Unterlagen oder “Bretter” kamen schon Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Auch großartige Jugendstil-Schneidebretter hatte ich mit, so wie auch Delfter Keramik, die den Fliesen nachempfunden sind, mit den typischen Windmühlen darauf. 

Sammler:innen interessieren sich am meisten natürlich, wie immer, für die seltenen Bretter, mit seltener Formsprache – diese können dann auch mehr als 200 Euro bringen, wenn der Spruch darauf auch “pfeift”. Einige sind neutral gehalten, andere jedoch sind in Zeiten von Gender Equality und Non-Conformity nicht mehr politisch korrekt. Ein Brett, das ich in der Sendung präsentierte, war mit dem Spruch “Ein eigener Herd, ein braves Weib ist Gold und Perlen wert” versehen.

Aber zurück zu den positiven Seiten der Brettln: Die Österreicher:innen wandern gerne, da gehört ja zur Grundausstattung beim Wandern der Flachmann, das Messer (oder umgangssprachlich das Feitl), so wie auch das Schneidebrett für den Speck. 

Das Zwiebelmuster kommt ja aus aus Karlsbad, Meissner (Marke gekreuzte Schwerter) waren die ganz teuren aus Ostdeutschland aber Karlsbad  war in der Monarchie (heute Tschechien) dann der große österreichische Erzeuger. 

“Ist das praktisch, um Keramik zu schneiden, vor allem beim Wandern?”, fragte mich dann Birgit Fenderl.  Es ist definitiv hygienisch, leicht abzuwischen oder abzuwaschen, im Gegensatz zum Holzbrett – aber der wirkliche Grund ist einfach:  es ist einfach stilvoll, das dazu passende Geschirrtuch mit herrlicher Musterung – eine Sache der Ästhetik.

Danke an den Leihgeber Gerhard Bauderer! 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Geschenke

Montag, 10.1.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Die “falschen” Geschenke

Geschenke, Geschenke – jetzt war gerade erst Weihnachten, die Hochblüte des Schenkens – aber was macht man, wenn die Freude über das Geschenk ausbleibt?

Sehr oft überlegt man zu wenig, versetzt sich nicht in den Beschenkten hinein und erfüllt nur seine Pflicht. Das ist nicht nur ein Generationsproblem, sondern sehr oft der Fantasielosigkeit des Schenkers/der Schenkerin geschuldet.  Oft wären diese “falschen” Geschenke bei der/dem Richtigen viel besser aufgehoben – denn die Wertigkeit beginnt bei der Wertschätzung! 

Natürlich ging es in der Sendung nicht um Dinge wie die Vignette für den Nicht-Autofahrer oder das Tranchiermesser für den/die Veganer/in – sondern Birgit Fenderl und ich haben uns die Frage gestellt was man macht, wenn man einen Walter Bosse Handaschenbecher bekommt, aber Nichtraucher ist. Über Bosse haben wir ja schon einmal in einer Studio2 Sendung gesprochen (zum Nachlesen hier) und somit wissen wir von der Wertigkeit der Objekt des legendären Keramiker und Vordenkers der 1920/30er Jahre. Der Beschenkte weiß aber vielleicht auch gar nicht wie wertvoll das geschenkte Stück nun wirklich ist. Nun hatten wir die Idee, dass man das Objekt zweckentfremden könnte und beispielsweise besondere Kleinigkeiten in den Aschenbecher, statt Asche und Zigarettenstummel, geben könnte.

Ein “shabby chic” Stuhl aus circa 1928-30 aus der Werkbundsiedlung aus dem 13. Bezirk macht vielleicht auf den ersten Blick für das ungeschulte Auge nicht so viel her, aber:  er ist echt, authentisch, man hat damit eindeutig Mut zum Original und darüber hinaus liegen wir hier bei einer Wertigkeit von um die 1000 Euro. Das perfekte Geschenk für einen Vintage Liebhaber.

Krawattentragen ist nicht so mein Ding, wie alle wissen, die mich kennen – mein Großvater war immer mein großes Vorbild in Sachen Eleganz, aber ich habe mich immer schon als Teenager gefragt, wie ich es ein Leben lang schaffen werde, keine Krawatte tragen zu müssen. Nun habe ich aber diese wunderschöne Vintage Versace Krawatte, die um die 300 Euro wert ist, geschenkt bekommen. Ich finde aber sicher einen Krawatten Fan, der sich über dieses “falsche” Geschenk richtig freuen wird.

Die Häferl sind, wenn auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich, wirklich wertvoll – natürlich, jemand der puristisch unterwegs ist, kann damit nichts anfangen. Aber jemand vom Fach oder jemand der auf Objekte mit Geschichte steht, wird daran Gefallen finden. Die Tassen sind von der Keramik Ditmar Urbach aus Tschechien aus den 1930er Jahren, mit einer Wertigkeit von circa 100 Euro pro Tasse, am Flohmarkt gibt es eine große Nachfrage nach diesen Stücken.

Ich bin ja ein bekennender Bakelit Schenker – die Angebetete hätte vielleicht gerne lieber einen Brillanten gehabt, aber der Armreifen aus Bakelit, der eine Geschichte hat, beispielsweise in einem speziellen Fall aus Paris kommend, strahlte einfach mehr Faszination aus.

Wem schenkt man heute noch einen Buchständer von Hagenauer (auch hierzu machten wir schon einmal einen Sendungsbeitrag, hier nachzulesen), wenn die meisten Personen nur noch E-Books lesen – die Buchstützen sind um die 1500 Euro wert, aus dem Jahr 1928 und deshalb auch mit dem Motiv der Mickey Mouse, weil diese damals von Walt Disney herausgebracht wurde.

Das letzte besprochene “falsche” Geschenk war eine Flasche Cognac aus 1924. Birgit hat mich dann gefragt, ob dieser überhaupt noch genießbar wäre. Auch wenn nicht das optimale Geschenk für einen Antialkoholiker ist dies ein wahrer Schatz für einen Genießer von Hochprozentigem. Und durch die Hochprozentigkeit auch sicherlich noch trinkbar und ein Gaumenspiel.  Bezüglich Wert liegen wir da auch bei guten 600 bis 800 Euro, denn auch hier kann man als Kontext geschichtliche Ereignisse heranziehen: 1924, als dieser Cognac rausgekommen ist, war 12 Jahre nachdem die Titanic gesunken ist oder 6 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkriegs.

Und die Moral von der Geschicht’, vergiss’ den Geschmack des Beschenkten beim Beschenken nicht.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: La Bella Donna

Montag, 12.07.2021, ab 17:30, Studio2//ORF

Thema diesmal: Damenportraits aus Keramik

Das Bild der Frau von 1930-1960 in Form von Damenportraits aus Keramik.

Ursprünglich stand die Maske für rituelle Handlungen – Totenmaske, Schutzmaske, Theater und Brauchtum,

aber natürlich auch in der Architektur – Fassadenschmuck, Wasserspeier, Türklopfer.

Die Frau als Portrait kam gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf, vor allem in Frankreich, um das schöne Beiwerk zum Manne zu zelebrieren.

Auch in Österreich begann man im Jugendstil weibliche Gesichter keramisch darzustellen.

Mit dem Film waren dann auch die ersten Heldinnen geboren -dargestellt wurde Marlene Dietrich, Mata Hari, Hedy Lamarr oder exotisch Josephine Baker, später auch Waltraud Haas.

Mitbringen werde ich Keramikmasken der verschiedenen österreichischen Manufakturen – wie Goldscheider, Keramos, Goebel Bieber und viele andere.

Oft waren Damenportraits zur Dekoration degradiert, wie in der Auslage beim Friseur oder um Haushaltsartikel zu verkaufen.

Heute ist dies zumindest in unseren Breitengraden zum Glück undenkbar geworden.