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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Unerwünschte Weihnachtsgeschenke

 

Montag, 09.01.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Kreativ und wertvoll, aber ungeliebt. Geschenke an den falschen Beschenkten.

 

“Gestatten, das ist der Seppi. Der Seppi, der ist ein Weihnachtsgeschenk. Das Problem ist, der neue Besitzer hatte mit dem Seppi gar keine Freude”, sprach Norbert Oberhauser und fragte mich sogleich, warum denn das so sei.

 

“So ein lieber Dackelblick, wie kann man den nicht mögen?”, fügte er noch schmunzelnd hinzu.

 

Es gibt sicher genug Zuseher:innen, die sich über so ein Geschenk wirklich gefreut hätten. In diesem Fall aber war es ein Fehlgriff –  so einen Wackeldackel für das Autoheck ist eher nichts für den Katzenliebhaber und Autoverweigerer, wie man sich vorstellen kann. 

Ich habe die Zeit der Weihnachtsfeiertage genutzt, um einen Rundruf in der Familie und unter Freund:innen und Kolleg:innen zu machen – wer hat was zu Weihnachten bekommen und welche Geschenke waren eher ein Schuss ins Wasser. 

 

Man darf natürlich nicht vergessen, dass sich der Schenkende oder die Schenkende sich etwas dabei gedacht hat, allerdings heißt es nicht, dass der/die Beschenkte damit etwas anfangen kann.

 

Das nächste Beispiel eines Geschenkfehlschlages war ein Fußball – aber kein gewöhnlicher, sondern eine absolute Ikone, nämlich der Original Tangoball von Adidas von 1978 (als wir, wie wir alle wissen, Österreich Deutschland 3:2 bei der WM in Argentinien geschlagen hat – das erste Mal seit 50 Jahren wohlgemerkt).

Leider hat der Beschenkte als Kulturbegeisterter nichts mit Fußball am Hut, Ikone hin oder her.

 

Das nächste Fehltreffergeschenk war ein Handaschenbecher für den Nichtraucher. Obwohl ein Objekt mit Geschichte, von einer Legende, nämlich der Werkstätte Hagenauer mit einem nicht unbedeutenden Wert von circa 600 Euro, fand es leider auch keinen Gefallen.

 

Die Zitronenpresse von Philippe Stark ist zwar vielfältig und als Objekt einsetzbar. Man muss es gar nicht wegräumen, so ästhetisch ansprechend wäre es für die meisten – aber, wie so vieles im Leben, ist dies natürlich auch Geschmackssache und hier trifft es nicht den Geschmack der beschenkten Person.

 

Ein Objekt, bei dem auch ich fast ausgestiegen wäre, war wirklich ein Kuriosum. Die Etikette klärt auf. Es handelte sich um einen elektrostatischen Handstaubsauger für energiebewusste Menschen, die Staubflankerln und Bröserl elektrostatisch aufsaugen – und wie das? Nämlich durch Hin- und Herschwenken des Metallteils, dadurch laden sich die Bakelit-Lamellen elektrostatisch auf.

Hat sich leider als Idee nicht wirklich durchgesetzt und ist somit etwas was für Sammler:innen von Patenten, die erfolglos blieben.

 

Ein – Achtung Zungenbrecher – Rehlederdamenhandschuhfingerstrecker (den Rehlederdamenhandschuhe im Speziellen gehen ein und müssen gestreckt werden da sie sich bei Lagerung zusammenziehen) leider war die vegan lebende Beschenkte nicht erfreut über solch ein Geschenk und konnte wirklich gar nichts damit anfangen. Meine Vermutung ist allerdings, dass der Schenkende gar keine Ahnung hatte, was es mit diesem Objekt auf sich hatte.

 

Ein symbolisches, als Scherz gedachtes Geschenk kam nicht gut an. Einen Lockenstabwickler einem Glatzkopf zu schenken war wohl nur im Moment witzig. 

Ich habe heuer von meinem Schwiegervater einen Reisekleiderbügel zum Ausklappen in einem Lederetuit bekommen. Wunderschöne Verarbeitung und ein lustiger Gag, aber was mache ich heutzutage damit, wo es doch in allen Unterkünften Kleiderbügel en masse normalerweise gibt und man nicht mehr mit dem Schrankkoffer reist. 

Das Kunstwerk mit dem Motiv “junge nackte Dame” war zwar eine schöne Handarbeit, geschenkt einem Männerpärchen – diese fanden aber einfach keinen passenden Platz dafür.

 

Der Original aus Rosenthal gefertigte Bettwärmer, um 1920, ist zwar für energiebewusste Wohnungstemperatursenker aber für jemanden, der sich stattdessen handgestrickte Schafwollsocken gewünscht hat, unpassend und da nicht geerdet lebensgefährlich. Wer weiß, ob da nicht Absicht dahintersteckte…!

 

Wenn das Christkind mal daneben greift, landet es eben bei mir. 

 

Danke an die vielen verschiedenen Leihgeber:innen, dieser kuriosen aber leider ungeliebten Geschenke. Bald muss ich wohl ein “Weihnachtsgeschenke-Tauschgeschäft” eröffnen (zwinker, zwinker)!

 

Auf ein Neues in 2023!

 

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Meine Südfrankreich Reise

Montag, 28.11.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Auf der Suche nach besonderen Schätzen

 

“Was für ein Prachtstück. Ist dies wirklich das, was ich lese? Die goldene Platte von den Beatles aus dem Jahr 1966?” – ,so klang Martin Ferdinys Einstieg in meinen Sendungsbeitrag. So erstaunt war auch ich, als diese Platte aus einem LKW am Flohmarkt in Carpentras herausblitzen sah.

Yellow Submarine war auch das erste Lied, das ich auf meiner Gitarre versucht habe zu interpretieren.

Der Händler erklärte mir, dass er eine Filiale nach Konkurs der Planet Hollywood Kette geräumt hatte und daher kam dieses wunderbare Stück. Es ist für mich noch nicht ganz klar, was es wert ist, aber ich gehe von ein paar hundert Euro aus.

“Woher weißt Du, wo Du die besten Schätze findest?”, fragte mich dann Martin.

Aufgrund von Corona war ich ja drei Jahre nicht mehr auf einer Shoppingtour unterwegs – dieses Jahr hat es aber funktioniert und alle Märkte und Hotspots waren wieder geöffnet. Somit habe ich mich mit meinem LKW und einem guten Freund auf diese 4000km Tour begeben – eine Woche, jeden Tag an einem anderen Ort. Begonnen hat die Reise in Italien, genauer gesagt in Verona, wo ich beim ehemaligen Tormanntrainer von Luigi Buffon, der jetzt Vintage Interior Designer ist, eingekauft habe. Danach ging es nach Nizza weiter. Anschließend Marseille bis hinunter nach Bezier. Später noch Avignon und Montpellier. 

Ich bin nun schon seit 30 Jahren in diesem Metier und kenne die nationalen wie internationalen Märkte und Messen. 

Ganz in der Früh stehen schon die Menschenmassen, versuchen die letzten Parkplätze zu finden, alle warten ungeduldig auf die Sirenen, die quasi den Startschuss um 8 Uhr Früh für den hellen Wahnsinn legen. Die Endorphine, das Dopamin wird ausgeschüttet und schon geht es los – Verkäufer und Käufer laufen alle gleichzeitig auf das Ausstellungsgelände – links oder rechts? Wo ist das große Glück zu finden? Manchmal ist man dann Glücksritter und manchmal eben nicht.

Das kleinste Objekt mit Geschichte, das ich in die Sendung mitgebracht hatte, war ein schulmedizinisches Präparat – eine echte Auster mit Perle. Das lugte aus einer Kiste heraus und ich konnte einfach nicht widerstehen. 

Ein Möbelstück mit Geschichte war von Émilé Gallé, noch im Originalzustand, dieser Tisch wird in Kürze restauriert werden. Gallé war durch seine Glaskunst berühmt, sozusagen das “enfant terrible” in Frankreich – wie es bei uns Koloman Moser und Hoffmann waren. Dieser Tisch wurde aus tropischen Hölzern gemacht und liegt bei einer Wertigkeit von 5000 – 6000 Euro.

Man stelle sich vor: Sonnenschein, Austern schon in der Früh, eine idyllische Marktszenerie und dann stolpere ich über einen Picasso (genauer gesagt eine Lithographie), abgebildet darauf, passend zur Stimmung, der Gott des Weines, aus den 1960er Jahren, mit Original Rahmung und Passepartout, in einer kleinen Auflage (ich habe die Editionsnummer 142 von 250 ergattert, persönlich signiert vom großen Meister). Ein wenig stockfleckig, allerdings könnte man diese Stellen aufhellen, um die Grafik noch wertvoller zu machen. Die Grafik basiert auf einem Original aus 1955 mit dem klingenden Namen “Bacchanale”.

“Le prochain objet de désir” (das nächste Objekt der Begierde) war dann eine wunderschöne Obstschale. Mein Kauf war eine Art von Rückführung, denn es handelt sich hierbei um eine Glasarbeit, circa um 1910, von Wilhelm Kralik Sohn, einer böhmischen Glasmanufaktur,die damals Teil der Monarchie war. Auf der Flucht haben jüdische Bürger:innen Objekte wie dieses mitgenommen, Südfrankreich war sehr lange “zone libre” und somit erhielt sich dieses Stück dort bis heute einwandfrei. Nun hat dieses Kulturgut und Stück Zeithistorie seinen Weg zurück gefunden. 

“Make Art not War”- der Titel eines signierten Posters von Shepard Fairey (berühmter US Street Art Künstler) ist weiterhin passend zum Krieg in der Ukraine, der im Februar nun schon ein Jahr dauern wird. Dieses Südfrankreich Einkaufstour-Prachtstück habe ich dann kurzerhand an “Licht ins Dunkle” gespendet, weil es einfach so gut passt.

Übrigens – während ich auf meinen Auftritt wartete, durfte ich den großartigen bluesigen Balladensänger Konstantin Wecker kennenlernen! Hier seht ihr ein Foto von uns auf meinem Instagram Account.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historische Weinflaschen und Utensilien

Montag, 14.11.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Eines der ältesten Kulturgüter – Wein

 

„Es wird ein Wein sein – und wir werden nimmer sein…!“. Wein zählt zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit. Hans Moser als Reblaus wäre begeistert gewesen von der heutigen Sendung. 

Martin Ferdiny meinte auch gleich zu Beginn: “Ich tue jetzt sehr gerne meinen Dienst angesichts dieser Kostbarkeiten, die uns Christof Stein mitgebracht hat. Salvador Dalí hat gesagt: “Wein trinkt man nicht, man kostet Geheimnisse und einige dieser Geheimnisse wollen wir jetzt lüften!” Was für ein Intro!

“Wie hat es sich zu diesem Kulturgut entwickelt?” fragte mich Martin. Also, allem voran: Wein und der Genuss dessen haben immer etwas mit Gemeinsamkeit, Brüderlichkeit und natürlich auch Schwesterlichkeit zu tun – es gibt Weinbruderschaften und Weinkonvente, längst ist Wein allerdings keine Männerdomäne mehr, auch nicht im Anbau. Hier dazu mehr. 

Aber zum Geschichtlichen: Im Nahen Osten lässt sich der Anbau von Wein bereits für das dritte vorchristliche Jahrhundert nachweisen. In der Bibel wird vom Weinbau bereits unmittelbar nach der großen Flut berichtet. 

Sprachhistorisch: arabisch wayn / althochdeutsch win / lateinisch vinum – und bedeutet: vergorener Saft aus Beeren der edlen Weinrebe.

Wein hat mindestens 8,5 Volumenprozent Alkohol. Verschiedene biochemische Abläufe führen dazu, dass manche Weine jahrzehntelang reifen und haltbar sind.

Die häufigsten Weine sind Rot, Weiß, Rosé, Schaumweine (wie Champagner, Sekt, Spumante, Perlwein,….), so wie Likörweine (wie Marsala, Sherry, Portwein,…).

Bekannt sind uns und allen Zusehr:innen die Götter Osiris in Ägypten, Dionysos in Griechenland, so wie auch Bacchus aus der römischen Mythologie. Dionysos ist der Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase, was ja eigentlich schon alles sagt.  Odysseus hat den Zyklopen geblendet beziehungsweise berauscht mit Wein und dadurch besiegt. Wasser wird zu Wein, kennen wir aus dem Christentum (Kurz dazu: Die Hochzeit zu Kana ist eine Wundererzählung aus der Bibel, die davon berichtet, wie Jesus von Nazareth als Gast einer Hochzeitsfeier Wasser in Wein verwandelt).

Leider gehört Österreich nicht zu den Top 5 Weinproduzenten der Welt sondern Italien, Frankreich, Spanien, USA und Argentinien, wobei die ersten drei genannten Länder mehr als die Hälfte des Weinweltanteils produzieren.

Kurz zu Österreich: Mit einer Fläche von ungefähr 50.000 Hektar, auf dem ungefähr 66 % Weißwein und circa 34 % Rotwein angebaut werden, hat das Land einen Jahresdurchschnitt, hinsichtlich Produktion, von 2,3 Millionen Hektoliter Wein. 

Neben all den Weinsammler:innen,die nach Jahrgängen oder Regionen sammeln, gibt es natürlich auch alles Mögliche rundherum, welches das Sammlerherz höher schlagen lässt.

Mitgebracht hatte ich einen Querschnitt spannender Objekte mit Geschichte – schöne Jugendstil Gläser um 1900 für Weißwein, mein privates Verkosterglas typisch für den französischen Landwein (Rotwein), wunderschön geätzt (darauf sieht man Sonne und Mond), circa um 1800, ergo das älteste Stück, das ich in der Sendung präsentierte.  Typisch für Skandinavien sind olivgrüne Weißweinbecher, die definitiv nicht für Rotwein gedacht sind, weil der Wein dann optisch braun verfärbt wirkt (und dann unappetitlich ist, meinte Martin).

Typische Gläser für den Grünen Veltliner (Riedle Glas)hatte ich auch in der Sendung mit. 

Ein spannendes Stück ist der Laura Ashley Entwurf, ein Weinglas aus den 1980er Jahren.

Wenn man nun an das Öffnen der begehrten Weinflaschen denkt: etwas Typisches für die Jagd, ein Öffner mit Hirschgeweih oder so wie mein privater Flaschenöffner aus Messing mit speziellem Patent, hatten ihre rühmlichen Momente in der Studio2 Sendung.

Zum Verschließen des köstlichen Weingutes gibt es natürlich historische Korken aus Murano, aus Porzellan (oft mit Ausgießer durch die Nase) und der gehämmerte Messingkorken aus den 1950er Jahren, der aussah wie die vietnamesischen Kappen der Reisbauern.

Meine Favoriten sind die Weinkühler – einer davon ist ultraleicht und wiegt gerade mal 100 Gramm, also 10 dag – die Leichtgewichte wurden speziell für die Zeppeline hergestellt, da konnte man sich kein unnötiges Gewicht leisten. Dieser spezielle Weinkühler war natürlich aus der ersten Klasse. “Ein Wein zum Abheben” sozusagen, witzelte Martin. 

Der Weinkühler aus der letzten Jahrhundertwende bietet Platz für vier  Weinflaschen. Naturgemäß für Weißweine, allerdings hatte ich aus Dekorationsgründen meinen ältesten Rotwein (aus 1953) darin stehen.

Wenn wir schon über Etiketten sprechen, gibt es fanatische Etikettensammler:innen. Es gibt nämlich Etiketten, die auch bis zu 3000 Euro erzielen können, sozusagen die Blaue Mauritius der Weinwelt.

In Nachlässen finden sich manchmal versteckte und eventuell unerkannte Besonderheiten und Schätze. Wenn die Nachkommen diese nicht wollen, komme ich manchmal in den Genuss der Geheimnisse des Weinkellers. Dann mache ich es wie der Bockerer und reiß’ beim Tarockieren eine Flasche auf, egal was sie möglicherweise wert ist – wir genießen sie dann in trauter Gemeinsamkeit.

Kurios: Es gibt eine App namens “Vivino“, die einem sagt, was der Wein wert ist.   Dafür muss man einfach nur das Flaschenetikett abfotografieren. Dann schlägt die App sogar das passende Essen oder den nächsten Weinhändler vor. Grandios, oder – was denkt ihr?

Und nun noch die letzten schönen Tage in den Wiener Weinbergen genießen und sich mit heurigem Wein für die kalten Tage beim Ab Hof Verkauf eindecken! 

 

Danke an den Leihgeber Paul Kozak für die Weinrequisiten.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historische Brotdosen

Montag, 07.11.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Warum eine Brotdose so wichtig für meine Karriere war

Die Intro begann diesmal so in etwa in dem Stil “Die Brotdose hat über 100 Jahre auf dem Deckel” (augenzwinkernd metaphorisch gesprochen). Das älteste Modell war …” Halt, Full Stop – etwas ganz Wichtiges noch bevor wir zum Thema kommen: Ich wollte in der Sendung einfach mal eine Lanze brechen für das Studio2-Dekorationsteam. Das Prozedere ist nämlich so: Ich komme mit den Stücken, den Möbeln und Objekten mit Geschichte, die in Kartons und Schachteln verpackt sind, ins Studio. Innerhalb von kürzester Zeit entscheiden dann die beiden Studio2 Mitarbeiterinnen Marion Mannsberger und Christa Dubovsky-Berndl wie man dann, zum Beispiel für diese heutige Sendung, die Objekte so in Szene setzt, dass man das Gefühl hat, in eine Zuckerbäckerei zu kommen. Also an dieser Stelle ein großes Danke an die beiden Damen. Nun zurück zum eigentlichen Thema.

Die über 100 Jahre alte Wiener Dose aus dem Prater, eine der allerersten Stücke, die ich gemeinsam mit einem Freund gefunden habe, war aus einem  Historismusbau aus 1880, welcher leider später abgerissen wurde. 

Wunderbare Funktion mit unglaubliche Technik, optisch ansprechend – da man auch sehen konnte, was sich drinnen befand, da es die einzige Glasdose war, die ich mitgebracht hatte.

Brot selber gibt es seit 11.000 Jahren, man glaubt es kaum! Die Menschen fingen an, Getreide anzubauen. Gegen Ende der mittleren Steinzeit wurde der Getreidebau forciert – seit 6000 Jahren sind die ältesten Getreideformen bekannt: Weizen, Gerste, Hirse, Emmer (dies ist eine alte Weizenart).

Zwischen 6000 – 3000 vor Christus breitete es sich im gesamten Orient (Ägypten, China, Indien,…) aus. Das Wort stammt vom althochdeutschen Begriff „prot“ ab, was so viel bedeutet wie “Gegorenes” (wegen der Hefepilze, beziehungsweise den Milchsäurebakterien).

Durch die Römer gelangte das Wissen des Brotbackens nach Griechenland und über Italien, dann nach ganz Europa. Die Römer hatten Großbäckereien, sie entwickelten steinerne Drehmühlen, die das Zermahlen des Korns vereinfachten. 

Im Jahr 2012 in den Schweizer Alpen  ist aus dem Ewigen Eis eine Brotdose ausgeapert (hier nachlesen), in welcher Getreidekörner gefunden wurden. Diese war aus Holz gemacht, weil – wie wir wissen – Holz die Feuchtigkeit gut hält. Später war das Hauptmaterial allerdings Keramik. Die Brotdosen werden mit Luftlöchern versehen, damit es zu keinem Schimmelbefall kommt. Die Keksdosen hingegen sind am besten luftdicht, um vor allem in der Weihnachtszeit die Vanillekipferl weich werden zu lassen.  

Strenge und verspielte Musterungen gibt es bei den verschiedenen Brot-/Keksdosen. Ein mitgebrachtes Objekt war von 1910 herum von Joseph Maria Olbrich.  Dies ist meine private Dose, welche ich nicht hergeben würde, aber müsste ich sie heute kaufen, würde ich sicher 600 Euro dafür ausgeben, denn das wäre sie auch wert.

Die Dekorsachen können klassisch oder verspielt sein, wie wir gesehen haben – zwei Objekte, die ich präsentierte waren von einer tschechischen Manufaktur und der Manufaktur aus Wilhelmsburg dem Vorgänger von Lilienporzellan, mit Spritzdekor. Spritzdekor bedeutet nicht glasiert, sondern mit Schablone gespritzt – dadurch entstand das geometrische Muster auf der einen Dose oder das wolkenähnliche Himmelsgebilde auf der anderen Brotdose.

Verena meinte dann, dass einige Brotdosen sie an Biedermeier Dekor erinnern würden, aber in Wirklichkeit waren diese eher im Art Deco um die 1920/30er angesiedelt. 

Die Wiener Rose, die ja dann auch auf Alt Wiener und Augarten Porzellan zu einem weit verbreiteten Muster avanciert ist, war diesmal von Eichwald (um 1900, eine Manufaktur aus Deutschland).

Auf Verenas Frage hin, ob es denn eine Sammler:innen Community für Keks-/und Brotdosen gäbe, meinte ich einleitend, dass ich ein großer Fan davon wäre, Küchen individuell zu gestalten, mit speziellen Stücken, die sonst kein/e andere/r hat. In Holland gibt es fanatische Sammler, welche Brotdosen mit Henkel auch auf Reisen für das Outdoor Picknick mitnehmen. Es gibt überall Communities, auch in USA, aber gerade Holland ist ein Hotspot, wo es ganze Messestände ausschließlich für Keks- und Brotdosen gibt. 

Der Anstoß mich mit alten und schönen Dingen zu befassen, war diese ominöse Glas Keks-/Brotdose, die mein Freund und ich im Prater entdeckt haben. Also schon allein aus diesem Grund ein ganz besonderes Stück. 

Unser täglich Brot gib’ uns heute…gerade in Zeiten wie diesen!

Vielen Dank an den Leihgeber Paul Kozak.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Schneidebretter aus Keramik und Porzellan

Montag, 24.10.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Waidmannsheil, Feitl und Schneidebrett

Etwas ganz Spezielles hatte ich heute wieder im Studio2 mit – nämlich Schneidebretter und zwar nicht aus Holz, sondern aus Keramik und Porzellan. Birgit Fenderl war ganz erstaunt, aber dazu kann ich nur sagen: “Es gibt ja nichts, was es nicht gibt!”.

Viral im Netz geht ja momentan der Trend “Butterbrett statt Butterbrot” – wo ja kein Geschirr verwendet wird, denn Butter wird mit dem Löffel direkt aufs Schneidebrett aufgeschichtet, Kräuter, Radieschen “drübergestreut” oder was auch immer gerade der Stimmung und dem Gusto entspricht – und wird dann mit einem Stück Brot “aufgesogen”.

Ein sehr kommunikatives Tool, denn alle kommen am “Brettl” zusammen – passend zu dem historischen Brettlspruch: “Unser täglich Brot gib uns heute!”

Die heutigen “Sendungmitbringsl” hatte ich in zwei Kategorien aufgeteilt – Dekor und Sprüche: Jede Küche hat einen eigenen Stil, dementsprechend gibt es verschiedene Dekore und Sprüche, die unterschiedliches Klientel ansprechen. Diese Keramik oder Porzellan Unterlagen oder “Bretter” kamen schon Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Auch großartige Jugendstil-Schneidebretter hatte ich mit, so wie auch Delfter Keramik, die den Fliesen nachempfunden sind, mit den typischen Windmühlen darauf. 

Sammler:innen interessieren sich am meisten natürlich, wie immer, für die seltenen Bretter, mit seltener Formsprache – diese können dann auch mehr als 200 Euro bringen, wenn der Spruch darauf auch “pfeift”. Einige sind neutral gehalten, andere jedoch sind in Zeiten von Gender Equality und Non-Conformity nicht mehr politisch korrekt. Ein Brett, das ich in der Sendung präsentierte, war mit dem Spruch “Ein eigener Herd, ein braves Weib ist Gold und Perlen wert” versehen.

Aber zurück zu den positiven Seiten der Brettln: Die Österreicher:innen wandern gerne, da gehört ja zur Grundausstattung beim Wandern der Flachmann, das Messer (oder umgangssprachlich das Feitl), so wie auch das Schneidebrett für den Speck. 

Das Zwiebelmuster kommt ja aus aus Karlsbad, Meissner (Marke gekreuzte Schwerter) waren die ganz teuren aus Ostdeutschland aber Karlsbad  war in der Monarchie (heute Tschechien) dann der große österreichische Erzeuger. 

“Ist das praktisch, um Keramik zu schneiden, vor allem beim Wandern?”, fragte mich dann Birgit Fenderl.  Es ist definitiv hygienisch, leicht abzuwischen oder abzuwaschen, im Gegensatz zum Holzbrett – aber der wirkliche Grund ist einfach:  es ist einfach stilvoll, das dazu passende Geschirrtuch mit herrlicher Musterung – eine Sache der Ästhetik.

Danke an den Leihgeber Gerhard Bauderer! 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Das Wunder Fernsehen

Montag, 03.10.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Auf der Suche nach sachdienlichen Hinweisen

Heute habe ich, als Sammler von besonderen Geschichten und nun auch Herausgeber eines Buches über dieses Thema, im Studio2 über das Wunder Fernsehen gesprochen.

Der Zuseher Walter Kabelka hat das Rätsel des Objekts Karl Hagenauer: Skulptur einer Frau (Nude with Arms up, 1929) nach ausgiebiger Recherche kurz nach meiner Sendung im Dezember 2020 gelöst. Ist das nicht einfach herrlich?! So soll Fernsehen sein – eine Interaktion zwischen dem Medium und den Rezipienten!

Walter Kabelka habe ich daraufhin dann auch eingeladen, Teil meines Buchprojektes “Möbel und Objekte mit Geschichte” zu sein, um die großartige Geschichte dieses “Werkstätten Hagenauer”- Objekts zu erzählen.

Ein Exzerpt aus Walter Kabelkas Textbeitrag in “Möbel und Objekte mit Geschichte”:

“Christof Stein zeigte im Studio 2 des ORF am 14.12.2020 Figuren aus der Werkstatt Hagenauer. Darunter befand sich eine zierliche weibliche Gestalt, im Werkverzeichnis als „Skulptur einer Frau“ geführt, in deren Sockel eine Widmung eingraviert ist. Dieses Textfragment lautet „All alone, all at sea, why does nobody care for me” und stammt aus dem Song „A ship without a sail”, der unter anderem durch Ella Fitzgerald bekannt wurde und aus dem Musical „Heads up“ ist. Dieses hat der weltberühmte Richard Rodgers komponiert,der unter anderem bekannt ist für „Oklahoma“, „The King and I“ und nicht zuletzt „The Sound of Music“, das ein bestimmtes Bild von Österreich in den USA geprägt hat. Aufgeführt wurde dieses Musical am Broadway in der Saison 1929/1930. Es kam zu 144 Aufführungen und einer Verfilmung 1930.

Die Geschichte rund um diese Figur entwickelt sich in der Folge immer intensiver. Zwei weitere Fragmente der Gravur auf der Hagenauerfigur geben Hinweise auf einen möglichen Anlass für Entstehung, Erwerb oder Widmung der Figur: „Xmas 1929“. Das heißt, dass während der Aufführungsserie von „A ship without a sail“ die Statue gewidmet wurde, und zwar „To Dick from Gertie“. Dies legt nun die Vermutung nahe, dass als Empfänger Richard „Dick“ Rodgers gemeint sein könnte. Wer aber könnte die Schenkerin gewesen sein, die mit der Inschrift auf Einsamkeit und Sehnsucht nach Liebe verweist?”

Mehr dazu in meinem Buch „Möbel und Objekte mit Geschichte“ erschienen im Löcker-Verlag – ist seit September 2022 im österreichischen Buchhandel erhältlich.

ISBN 978-3-99098-143-6. Mehr Informationen findet ihr hier.

Aber nun auch zum eigentlichen Thema: ein Fries, das fragmentarisch aber in großartiger Qualität erhalten ist, zwei Figuren zeigt und in der Zeit um Gustav Klimt und Koloman Moser einzuordnen wäre. In einer Verlassenschaft in der Zieglergasse habe ich dieses wunderbare Stück gefunden. Der Verstorbene war Wissenschaftler und hatte Gesteinsproben und Fliesen aus aller Welt gesammelt – unter anderem fand sich dort eben auch eine Kiste mit der Aufschrift “Jugendstilfliesen”. Lang stand dann die Kiste in unserem Abstellkammerl, bis meine Frau sich dazu entschied die Fliesen zu einem Ganzen zusammenzustellen. Da wurde uns erst so richtig bewusst, was für einen Schatz wir da vor uns hatten.

Hat jemand eine Idee woher dieses Fries stammen könnte? Die Vermutung Dianabad lag schon nahe. In Steinhof gibt es ja auch die wunderbaren Klimt Fenster. Viele kennen natürlich das Beethoven Fries in der Secession. Wunder Fernsehen zeige Deine Wirkung! Wer hat sachdienliche Hinweise, um dieses Fries wieder an seinen Ursprungsort zu bringen oder die Geschichte zu erzählen, falls es dieses Gebäude nicht mehr geben sollte. Es könnte sich schätzungsweise über 10m2 erstreckt haben. 

So à la Aktenzeichen XY, eine meiner Kindheitslieblingsfernsehsendungen, brauche ich die Mithilfe aller Zuseher:innen. Vielleicht gibt es auch hier eine spannende Geschichte zu diesem Fliesen-Kunstwerk, die sich dann in “Möbel und Objekte mit Geschichte” Volume II wiederfindet.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Möbel und Objekte mit Geschichte – Garderoben

Montag, 31.1.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Garderoben

Wenn man wo hereinspaziert findet man meist eine Garderobe, sei es ein Lokal, eine Kulturinstitution oder der Vorraum einer Wohnung. Dies gewährt einen ersten Eindruck was man vorfinden wird. 

“Ist sich gerade noch ausgegangen!” – mit diesen Worten habe ich meinen Mantel auf dem Wiener Konzerthaus Garderobenständer aufgehängt und Birgit Fenderl begrüsst.

Die Garderobenständer wurden, als das Haus renoviert werden musste, nicht alle wieder verbaut und kamen somit auf den Vintage Design Markt (oder auch Altwarenmarkt). Entworfen wurde diese spezielle Garderobe von Helmer & Fellerer, dem genialen Opern- und Theaterarchitektenbüro.

Screenshot meiner Pünktlichkeit dank NORMALZEIT!

Ein weiteres Prachtstück, oder Möbel mit Geschichte, war der Garderobenständer aus der Wiener Stadthalle von dem legendären österreichischen Architekten Roland Rainer. Damals 2002 wurde mir auf einem Fest zugetragen, dass diese wunderbaren Zeitzeugen und Kulturstücke zwei Tage später verschrottet werden sollten – und dies zum Kilopreis des Eisenhändlers. Die Rainer Garderobenständer aus 1956 aus der Wiener Stadthalle – ich dachte mir damals nur: “Das kann doch nicht sein, das kann man doch nicht einfach machen!”

An besagtem Tag hatten wir zwei Stunden Zeit und schafften es sechzig Stück zu retten, der Rest wurde zu meinem Leidwesen vor meinen Augen eingestampft. Vier LKWs haben wir jedoch vollgeräumt und abtransportiert. 

Wenn man sich überlegt, dass ein Rainer Garderobenständer ein paar Monate später 4500 Pfund bei Sotheby’s in London eingebracht hat, dann kann man es kaum fassen.

Die internationale Presse war damals schockiert und hat sich gefragt “Was macht Österreich mit seinen Kulturgütern nach dem Jugendstil!”. Das muss man sich vorstellen –  eine Nation, die Jugendstil und Biedermeier erfunden hat, geht so mit ihrem kulturellen Erbe um. 

Aber was bedeutet nun die Bezeichnung “Garderobe” überhaupt? Der Begriff kommt aus dem Französischen, wobei garder bewachen auf Deutsch übersetzt heißt und robe Kleidung, ergo bewachte Kleidung. 

Was uns zu den Damen bringt, die jene Kleidung bewacht haben. Schon Ephraim Kishon, der berühmte israelische Satiriker ungarischer Herkunft hat über die Wiener Garderobieren oder “Garderobenhexen” geschrieben, die auf den nichtsahnenden Besucher losstürmten um den Mantel zu entreißen.

Als nächstes Objekt mit Geschichte präsentierte ich einen noch unrestaurierten Kleiderständer aus den Steinhofgründen um 1910 von Josef Hoffmann (nicht verpassen, im MAK gibt es gerade eine sehr interessante Übersichtsausstellung zu besichtigen). Wenn dieser dann auf shabby chic hergerichtet ist, wird er um die 4000 Euro wert sein. 

Ich versuche immer mein Umfeld zu motivieren rechtzeitig Bescheid zu geben, wenn es um die potenzielle Rettung österreichischer Kulturgüter geht, einfach um eine gewisse Wertschätzung und “Awareness” für diese Stücke wiederzubeleben. In dem Fall war es eine Projektleiterin, die mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass etwas Neues dort entsteht – die Gesiba und die Soros Universität sollen dort einziehen – und hat mich dazu animiert diese Kleiderständer vor einem unrühmlichen Schicksal zu bewahren.

Das nächste Objekt war ein gutes altes Kaffeehausstück von Thonet, ein Eckkleiderständer, kein Wandkleiderständer – der dort Verwendung findet, wo wenig Platz ist, in einem kleinen Kaffeehaus. Birgit hat mich dann gefragt, wie man eigentlich ein echtes Stück erkennt. In dem Fall erkennt man ein echtes Stück am Bugholz, also nicht schichtverleimt, an der Linsenkopfschraube (und eben keine Kreuzschlitzschraube). Man merkt es, wenn man mit den Händen drüber fährt – und natürlich gibt die Etikette “Thonet” den Ursprung preis und gilt als Qualitätszertifikat.

Der aus dem Historismus stammende gußeiserne Kleiderständer (wie im Cafe Sperl, nur dort sind sie schwarz) war einer meiner Lieblingsmodelle, weil es das wunderbare alte Wien repräsentiert. Diese Kleiderständer werden immer wieder neu aufgelegt, immer noch von der selben Firma und sind demnach keine Fälschungen. 

Dieses Stück, wie es da stand, wäre um die 1000 bis 1200 Euro wert.

Das “Monster” wie es Birgit mit einem Schmunzeln auf den Lippen nannte, welches sie an ein Filmset vom Mundl Sackbauer erinnerte war ein praktisch zusammenklappbarer 1970er Jahre Kleiderständer aus hellem Kunststoff. Diesen konnte man auf klein zusammenklappen  – selbst den Schirmständer.

Von der Wertigkeit her liegt dieser bei günstigen 400 Euro, in der typischen knallorangen 70er Pop Art Version steigt der Wert auf 600 bis 700. Was für ein Zeitkolorit!

Einige Zeit lang werden wir ja noch Mäntel brauchen, ergo bleibt die Garderobe integraler Bestandteil unseres (gesellschaftlichen) Lebens und auch in den warmen Monaten hält sie gerne Taschen, Hüte und Westen.

Dank an Paul den Kunstsammler!

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Der Satztisch

Montag, 29.3.2021, ab 17:30, 

Studio2//ORF

Thema diesmal: Aus eins mach vier – der Satztisch.

Der Satztisch hat schon alle Stilepochen begleitet und kaum ein Designer hat sich von der Faszination des platzsparenden Tisches (wenn nicht in Funktion) bezaubern lassen.

Woher kommt der Name – man munkelt, dass er über die Seidenstrasse von China nach Europa ging – und auch Halt in England machte, wo man ihn  “set of tea tables” nannte, ergo der Satztisch. Dort haben dann die Ladies den 5 o’clock Tea auf den Satztischen kredenzt und sich über ihre Befindlichkeiten ausgetauscht. 

In die Wiener Kaffeehäuser hat diese Stilrevolution dann auch Einzug gehalten. Der Kellner hat dann der Bridge oder Tarock spielenden Gesellschaft die Satztische an die Kanten des Spieltischesgestellt, um dort die Getränke platzieren zu können. 

Kaiserin Maria Theresia legte ihre Patiencen auf, Ludwig XIV verwahrte seine Duftwässerchen darauf und man munkelt, dass Joseph Haydn seine Notenblätter darauf trocknen ließ .

Die verwendeten Materialien sind vielfältig: von Bugholz zu edlen Hölzern, von Bakelit zu Plexiglas, von Kunstoff zu Stahlrohr.

Bis zum heutigen Tag befassen sich Produzenten/Designer damit.

Folgendes hatte ich mitgebracht: ein Stilmöbel im nachgemachten Barock (Wert ca. 150 Euro), den berühmten, musealen Josef Hoffmann Satztisch zum Hoffmann Jahr (klassischer Wiener puristischer Jugendstil, Wert circa 4000-6000 Euro), ein schlichtes 1930er Bauhaus Set in Nussholz und Marmorglas (gemacht für die Werkbundsiedlung/Plan Josef Frank https://www.werkbundsiedlung-wien.at/) und einen chinesischen Lacktisch Satz aus den 1920/30er Jahren mit japanischem Motiv (Wert circa 700 Euro).

Im Dezember 2021 gibt es übrigens eine Hoffmann Ausstellung im MAK anlässlich des Hoffmann Jahres 2020 (durch die Coronakrise hat sich diese verschoben), nähere Informationen: https://www.mak.at/programm/ausstellungen/josef_hoffmann_fortschritt_durch_schoenheit

Junge Leute haben heute vielleicht keine Esstisch mehr aus Platzgründen aber dafür einen Satztisch, der bei Besuch dann auf 4 Tische ausgedehnt wird. Es ist ein Möbel das total im Kommen ist – sowohl Vintage als auch neues Design. 

Motto: Jedem/jeder seinen/ihren Tisch in der Familie!


PANHANS Original Jugendstil Schriftzug – Die Rettungsaktion

Eine kurze Einführung…

Das Traditionshotel PANHANS am Semmering in Niederösterreich wurde 1888 von dem gelernten Koch Vinzenz Panhans eröffnet. Als eines der größten Grand Hotels Europas ging es nach dem Ausbau durch die Wiener Architekten Helmer und Fellerer auf vierhundert Zimmer im Jahr 1913 nicht nur in die österreichische Geschichte ein, sondern erlangte auch internationale Berühmtheit.

Das Ende der Monarchie 1918 brachte leider auch ein Ende für den Hotspot Semmering und somit auch für das Grand Hotel Panhans. In den Dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam unter dem estnischen Besitzer William D. Zimdin das beliebte Alpenstrandbad Simmering von den Architekten Liebe und Stigler dazu. Die Konstruktion des alpinen Lidos war aus Holz und Glas, mit nach Süden gerichteter Glasfront und trug zu einer erweiterten Attraktivität der Region bei. Leider wurde das seit den 1960er Jahren nicht mehr benutze Hallenbad in den Revitalisierungsplänen der späten 1970er Jahren durch Adalbert Kallinger nicht berücksichtigt. Zu den berühmtesten Gästen zählten – unter vielen anderen – Kaiser Franz Joseph, Oskar Kokoschka, Arthur Schnitzler und Stefan Zweig. Später fanden sich auch Größen der Filmwelt ein.

 

Wie kam es zur PANHANS Originalschriftzug Rettungsaktion?

 

In weitestem Sinne hat die Panhans Rettung mit der Klimakrise zu tun. Ich war mit meiner Familie in den Energieferien 2020 eigentlich auf Skiurlaub am Semmering. Die frühlingshaften Temperaturen durchkreuzten allerdings diesen Plan, und wir beschlossen spazieren zu gehen. Durch eine schicksalhafte Begebenheit sind wir dann über den Originalschriftzug, der hinter dem Hotel Panhans „geparkt“ war gestolpert. Abmontiert und Wind und Wetter ausgesetzt standen diese wunderbaren Buchstaben da. Durch Kontaktaufnahme mit dem Hausmeister und dem aktuellen Besitzer gelang es mir, den Schriftzug käuflich zu erwerben und somit diesen Teil der österreichischen Zeitgeschichte vor dem Vergessen zu retten. Zu meiner Verwunderung standen die Buchstaben dieses österreichischen Traditionsunternehmens nicht unter Denkmalschutz. Der ursprüngliche Schriftzug war sogar vom Flugzeug aus zu sehen. Dies wird auch weiterhin der Fall sein, nur ist es nun ein moderner Schriftzug, der am Dach des Hotels montiert ist. Die beleuchtbaren, aus Blech geformten Buchstaben mit einem Größenmaß von ungefähr zweieinhalb Meter Höhe sind an einem herrlichen sonnigen Tag aus der schmelzenden Schneelandschaft am Semmering in die Werkstatt in Wien gewandert

Der österreichische Rundfunk (ORF) war bei der Rettungsaktion live dabei, natürlich unter Einbindung des ehemaligen Besitzers des Schriftzuges (sprich dem derzeitigen Besitzer des Hotel Panhans). Übertragen wurde dies noch am selben Tag in der Sendung „Studio2“.

 

Was bedeutet diese Rettung für Österreich?

 

Das Panhans zählt zu den wenigen geschichtsträchtigen Grand Hotels Österreichs. Wie bereits erwähnt war es einmal eines der größten Hotels Europas mit seinen vierhundert Zimmern und dem wunderbaren Hallenbad. Der Schriftzug spiegelt die Epoche des Jugendstils wider. Ein absolut spannendes Objekt für jeden Typographiebegeisterten und Sammler.

 

Wie geht es nun weiter?

 

Ich arbeite schon fleißig mit einigen Partnern an Präsentationsmöglichkeiten – Ideen gäbe es genug! Der rechtmäßige Platz des Originalschriftzuges wäre wohl im niederösterreichischen Landesmuseum – am Besten im Garten oder am Vorplatz.

Im Moment wird die Grundsubstanz der Buchstaben fixiert und entrostet. Durch die Restaurierung erhalten sie dann wieder ihre Originalfarbe.

 

Welche Geschichten erzählt der Panhans Schriftzug?

 

Der Entwurf stammt aus einer Zeit als Wien und die Lieblingsplätze der Wiener Gesellschaft außerhalb Wiens sich mit Paris kulturelle Matches lieferten. Ein Großteil der zeitgenössischen Meinungsträger war in Zeiten der Monarchie auf Sommerfrische im Panhans. Aber auch später, nach zahlreichen Besitzerwechseln kamen die Berühmtheiten weiterhin zum legendären Grand Hotel am Semmering. Allein schon die Anreise mit dem Zug auf der heute zum UNESCO Weltkulturerbe zählenden Strecke, war sagenumwoben schön und ein großer Anreiz für viele.

Josefine Baker hat dort den ersten Schnee gesehen, Erzherzog Karl Franz Josef – der letzte österreichische Kaiser – hat 1908 dort Skifahren gelernt. Heinz Rühmann hat seine Hochzeitsnacht im Panhans verbracht. Peter Altenberg, Adolf Loos, Gerd Hauptmann, Karl Kraus und viele andere hatten dort ihre kreativen Sternstunden.

 

Das legendäre Panhans Hallenbad
Quelle: https://semmering.com/page/geschichte-grand-hotel-panhans
Poster aus den 1920er Jahren
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_Panhans
Der Spaziergang – Die Entdeckung
Elisabeth Gottfried und der Panhans Original Schriftzug
Semmering, Februar 2020
(c) Christof Stein
Christof Stein und Studio 2/ORF Moderator Rupert Kluger
Semmering Februar 2020
(c) Christof Stein