Die erste Sendung 2021 Studio 2 / ORF ab 17:30 – Montag, 11.01.2021
Thema diesmal: Die Wünsche ans Leben
Meine böhmische Großmutter pflegte immer zu sagen “Jessas, Maria und Josef!”.
Schon in Urzeiten haben Menschen in allen Kulturen Opfer gebracht, um damit einen Wunsch zu verbinden.
Ägypter, Griechen und im alten Rom huldigte man mancher Götter mit Opfergaben, sogenannten Votivgaben (vom Lateinischen “vovere” = geloben).
Mit der Christianisierung wurde das nicht beigelegt (Götzenkult), sondern ausgebaut.
Wallfahrtsorte wurden neue Kultstätte und Menschen hinterlegten sogar kaufbare, vorgefertigte Gaben.
Ich werde Votivgaben aus den verschiedenen Materialien und Zeitepochen mitbringen: Augen, Ohren, Gliedmaßen u.a. für Heilungswünsche.
Die Exklusivität ruft natürlich auch den Sammler auf den Plan, das Sammelgebiet gehört zur Volkskunst.
Das älteste Stück aus der Barockzeit um 1800 war eine Votivgabe für ein Hodenproblem. Wenn man genau schaut, sieht man auch einige Insignien. Bei dem imposanten Stück liegen wir bei einem Wert von ungefähr 500 Euro.
Warum wurde die Votivkirche überhaupt gebaut? – da Opfergaben nicht nur zum Wünschen da sind, sondern auch zur Danksagung.
Der junge Kaiser Franz Josef 1853 hat ein Attentat überlebt, sein Bruder Maximilian später Kaiser von Mexiko hat dann das ganze Land zu Spenden für den Bau der Votivkirche aufgerufen. Damals haben 300.000 Menschen mitgemacht bei dieser Aktion. Hat lange gedauert bis sie dann eingeweiht wurde. Eine Danksagung der Habsburger an die himmlischen Heerscharen. Die Votivkirche, die später eine Militärkirche war dient in heutigen Zeiten als Zufluchtsort – vor ein paar Jahren haben Flüchtlinge Schutz gesucht mit dem Wunsch nach Freiheit. Und ganz aktuell in der Coronakrise werden dort Schüler*innen unterrichtet, da dort die Abstandsregeln eingehalten werden können.
Traditionell werden zum Jahreswechsel und das schon seit Jahrhunderten, Glücksbringer an einem nahestehende Personen weitergegeben.
Das neue Jahr soll einem Glück bringen, gerade wichtig nach einem für viele schwierigen Jahr. Oft sind diese kleinen Dinger eine psychologische
Hilfestellung, an die wir gerne glauben wollen wenn es nicht so gut läuft.
Fliegenpilze, Kleeblätter, Marienkäfer, Schweinchen – alle haben eine Glücksgeschichte im Hintergrund-
Ich habe mich aber im speziellen dem Rauchfangkehrer als Glücksbringer gewidmet -denn dieser ist Mensch und Beruf in einem, den man immer gerne mit einem Lächeln sieht und wo Sehnsüchte wahr werden.
Die Vielfältigkeit der dargestellten Rauchfangkehrer*innen und Materialien rufen natürlich wieder den Sammler auf den Plan.
Mein persönlicher Lieblingsrauchfangkehrer (als Glücksbringer) sitzt auf der Vespa – mit Glücksschwein am Sozius.
In diesem Zusammenhang möchte ich mich nochmal herzlich beim Rauchfangkehrermuseum bedanken.
Thema 2- Die Welt in Puppenform
Weil uns die Welt immer mehr fordert, die Entwicklung der Technik so rasant voranschreitet und unser Puls mit vielen Entwicklungen nicht mehr mitkommt, schaffen sich viele ihre kleine Welt – die Puppenwelt.
Ich habe zwei Sammlerinnen vorgestellt, die sich diesem Thema verschrieben haben und perfekte Einrichtungen, Zimmer ja ganze Häuser zusammengestellt haben um uns vielleicht auch Momente zu bescheren wie alles mal war.
Modepuppen aus dem 19 Jahrhundert, Spielpuppen und Einrichtungen im jeweiligen Zeitkolorit der Stilepochen und Jahrzehnte.
Die Materialien sind vielfältig ebenso die Motive. Weltweit werden diese Modevorführer für Erwachsene und Spielgefährten für Kinder gesammelt und erzielen bei Auktionen schwindelerregende Preise.
Zu guter Letzt hat uns Nadja Bernhard (ZIB) von ihren Vintage Design Schätzen erzählt.
Das Tor der Welt, welches uns derzeit nicht allzu offen steht, stand für die Werkstätten Hagenauer schon sehr früh auf international. Durch Weltausstellung, oftmaligen Auszeichnungen und innovative Entwürfe fanden die Tiere, Zierde-, Gebrauchsobjekte und Möbel bald den Weg nach Übersee.Ob der Skandal um Josephine Baker, den die Werkstatt mit ihrer legendären Tänzerin medienwirksam zu nutzen wußten oder die Weitsicht das Mickey mouse oder Felix unsere Gesellschaft beeinflussen werden… die Wiener Werkstätte der Brüder Franz und Karl ahnte es schon in den 1920iger, 1930iger Jahren mit ihren Darstellungen.Wer hat den Bundesadler im Wiener Parlament entworfen und hergestellt? Richtig, die Werkstatt aus der Zieglergasse später Siebensterngasse im 7. Bezirk um anschließend in der Bernhardgasse die große Werkstatt bis zum Schluss – 1987- zu betreiben. Ich brachte eine Josephine Baker Bronze mit – aber auch Tennistrophäen für Spiele in den USA um 1930, eine legendäre Kühlerfigur und weiter wunderbare Entwürfe aus der Sammlung der Familie. Nähere Informationen: http://www.karlhagenauer.at/index.php/de/geschichte
1873 bei der Weltausstellung in Wien, als die Rotunde gebaut wurde, da wurde die Wiener Bronze zum ersten Mal vorgestellt und wurde gleich als begehrtes Souvenir zum Welterfolg. 202 Produktionsstätten für Bronzen gab es um 1900. Unglaublich! Felix war die älteste Figur, die ich mitgebracht hatte. Werkstätte Hagenauer waren schon sehr modern eingestellt und haben immer mit dem US-amerikanischen Markt kokettiert. Schon in den 1920er Jahren haben sie Mickey Mouse Bronzen produziert, da war die Kultfigur noch unbekannt in unseren Gefilden. Josephine Baker, Weltstar und großer Skandal im katholischen Wien – eine wunderschöne und wertvolle Bronze…
Ein Exkurs:
Ich kann mich einfach nur glücklich schätzen, so wunderbare, smarte Menschen meine Freunde nennen zu dürfen, die sich mit meinen Sendungsbeiträgen so detailliert auseinander setzen.Vorhang auf und Bühne frei für Walter Kabelka:
Hagenauers sound of musicChristof Stein zeigte im Studio 2 des ORF am 14.12.2020 Figuren aus der Werkstatt Hagenauer. Darunter befand sich eine zierliche weibliche Gestalt, in deren Sockel eine Widmung eingraviert ist.Das Textfragment lautet „All alone, all at sea, why does nobody care for me” und stammt aus dem Song “A ship without a sail”, der unter anderem durch Ella Fitzgerald bekannt wurde. Dieser Song wiederum ist aus dem Musical „Heads up“, komponiert von Richard Rodgers, der bekannt ist für „Oklahoma, „The King and I „ und nicht zuletzt „The Sound of Music“, das ein bestimmtes Bild von Österreich in den USA geprägt hat.Aufgeführt wurde dieses Musical am Broadway in der Saison 1929/1930. Es kam zu 144 Aufführungen und einer Verfilmung 1930.Die Geschichte geht aber noch weiter. Eine weitere Gravur auf der Hagenauerfigur gibt den Anlass an: „Xmas 1929“. Das heißt, dass während der Aufführungsserie die Statue gewidmet wurde. Und zwar „To Dick from Gertie“. Dies legt die Vermutung nahe, dass als Empfänger Richard „Dick“ Rodgers gemeint sein könnte. Wer aber könnte die Schenkerin gewesen sein, die mit der Inschrift auf eine Sehnsucht nach Liebe verweist ?Es handelt sich vermutlich um niemand anderen als die damals bekannte Schauspielerin Gertrude Lawrence, die Ende der Zwanzigerjahre schon am Broadway war. Sie dürfte schon damals Richard Rodgers gekannt haben, da als gesichert gilt, dass sie später Rodgers und Hammerstein zu „The King and I“ inspiriert hat. Die Brüder Gershwin schrieben sogar das Musical „Oh, Kay“ für Lawrence, das erfolgreich aufgeführt wurde.War sie in Richard Rodgers verliebt ? Oder handelte es sich um eine Freundschaft im Künstlermileu am Broadway Ende der Zwanziger Jahre ? Gertrude Lawrence hatte gerade eine gescheiterte Ehe und eine weitere beendete Beziehung hinter sich. Richard Rodgers heiratete schon 1930 seine langjährige Ehefrau Dorothy. Später sollte Gertrude Lawrence den Theaterdirektor Richard Aldrich heiraten, mit dem sie bis zu ihrem Tod zusammen war. Davor wird sie aber auch Beziehungen zu Daphne du Maurier, der weltbekannten Romanautorin und anderen haben.Wenn sie es denn war, die diese Statuette in Auftrag gegeben hat und diese dann „Dick“ Rodgers geschenkt hat, ist das ein Zeugnis einer frühen Bekanntschaft der beiden, wobei es unerheblich ist, wie nahe sie sich gekommen sind. Allemal drückt diese Figur heute noch aus, dass eine Frau sich mit einem Mann über eine Sehnsucht austauscht und wohl über den Wunsch, dass jemand an sie denkt und oder sie im Herzen hat. Wer mit der Textzeile gemeint war, oder ob es einfach eine freundschaftliche Geste war, bleibt uns verborgen.In der grazilen Figur der Dame aus der Werkstatt Hagenauer wird mit der Widmung mittels einer sehnsüchtigen Textzeile aus einem Lied auch ein bewegender „sound of music“ wieder hörbar. (Text von Walter Kabelka, 16.12.2020)
Der Krampus und der Nikolo gehören zu unseren volkstümlichen Traditionen, ebenso wie auch die Perchten, die jetzt um den Dreh herum Touristen und Kinder in Angst, Schrecken und auch Verzückung versetzen würden. Tja …auch hier spielt es keine „Normalzeit“ und so blieb uns nur darüber im Studio2 zu sprechen und zu zeigen – was wäre wenn…I
ch habe Schönperchten und Schirchperchten vorgestellt. Die Schönperchte ist eine reine Maske und wird leidenschaftlich gesammelt. Die Schirchperchte ist ein Muffelwidder und hat sogar ein kleines Fellchen. So richtig zum Fürchten!
Es ging um Volkskunst. Ein Museum in Innsbruck, das über ganz wertvolle volkstümliche Schätze verfügt, habe ich hervorgehoben. Ein Gustostückerl war der sogenannte Kleiespeier. Das Getreide ist nach dem Mahlen durch das Gesicht geflossen, produziert um 1870, Wert circa 1000 Euro.
Unbekannte Könner haben die Volkskunst vollbracht, diese wurde erst 1890 anerkannt.Die Nüsse im Herbst, Nikolo und Krampus Nüsse werden mit dem Nußknacker geknackt und man kann ihn gleichzeitig als pädagogisches Spielzeug verwenden und ihm eine Stimme verleihen.
Da wo sich der Schlittenfahrer angehalten hat und die Zügel angelegt waren, die Gaulstützen – dafür hab ich zwei Exemplare mitgebracht – bei einem war die Inspiration die Türkenbelagerung und zeigt einen herrschenden Türken, die andere bildet einen Teil unserer österreichisch-ungarischen Geschichte ab – und stellt einen Attaché dar.
Wie stoße ich auf diese Dinge?
Im ausgewählten Antiquitätenhandel. Manchmal wenn man Glück hat am Flohmarkt. Aber eine absolute Rarität!
Das wertvollste Stück war ein Hobel und die Zunge, die vorne heraussteht – das ist eigentlich der Stellkeil -wo man das Eisen spannen oder verstellen kann, da liegen wir bei 1200-1500 Euro. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert. All diese alpenländischen Schnitzereien dienen als wunderbare Accessoires für die neuen Landhausbesitzer.