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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Brettspiele &Co.

Montag, 20.12.2021, ab 17:30, Studio2//ORF

Thema diesmal: Historische Brettspiele & andere Spiele

Heute hatte ich die Ehre mit Verena über den historischen Kontext von Brett- und anderen Spielen zu sprechen. Nehmen wir uns doch mehr Zeit uns zusammen zu setzen und ein Spiel zu spielen, gerade jetzt um Weihnachten haben wir mehr Zeit dazu. Mein Jüngster wird ja in Kürze vier – da drängt sich fast schon das legendäre Kartenspiel “Schwarzer Peter” auf.

Doch zuerst zum Würfel – dem “Urding” der Spiele. Archäologische Funde belegen, dass das Spielen mit Würfeln seit 5000 Jahren bekannt ist – es zählt zu den ältesten Gesellschaftsspielen und dies in unterschiedlichen Kulturen. Man denke nur an die Darstellung der Kreuzigung Jesu, wo die Soldaten um das Gewand Jesu würfeln. 

Würfel haben sich im Erscheinungsbild nicht verändert – früher aus Materialien wie Halbedelsteinen, Elfenbein, Horn, Marmor. Ich hab aus dem antiken Rom einen Würfel mitgebracht, nicht wie heute sechseckig ist, eben aus Marmor, wo selbst die kleinen Augen gestaltet waren. 

Ein weiterer römischer Spielstein, den ich mit in der Sendung hatte, in hell und in dunkel, war auch um die 2000 Jahre alt. 

Etwas ganz wunderbar Außergewöhnliches war ein Würfelautomat, aus dem 19. Jahrhundert, aus der Spätbiedermeierzeit, da konnte man eindeutig nicht schummeln – Augenzahl 7 hatte ich gewürfelt, unsere Glückszahl!

Ein weiterer Würfelautomat war aus den Materialien und einem frühzeitlichen Kunststoff, mit einem kleinen Hand-Dynamo ausgestattet.

Aus Bein ein Kreisl, das Drahdiwaberl, ach wie herrlich liebe Leser:innen, im Jiddischen gibt es so etwas Ähnliches, den so genannten “Dreidel” – darf natürlich in keiner Familie fehlen – dieser Dreidel war aus reinem Silber (um 1900) – ein tolles Stück, da sind wir gleich mal bei 400 – 500 Euro, wenn man den jetzt  im Kunsthandel kaufen würde.

Als nächstes zeigte ich ein Geschicklichkeitsspiel mit Mickey Mouse um 1930 (als Walt Disney sie erfunden hatte) wo man die Kugeln in die Löcher manövrieren musste, wie auch beim ClownSpiel, das daneben stand.

Aus England hatte ich den “Wig Wag” mit in der Sendung, wo man durch das Wackeln die Pillen in die Löcher zu “wigglen” versucht. Die Wertigkeit liegt da gleich bei 300 – 400 Euro.

Manchmal sind die kleinsten Spiele die wertvollsten – nur 2 bekannte Spiele weltweit, von Anker gemacht, eine Charity Geschichte um 1917, wo man die hungernde Bevölkerung unterstützt hat – ein Geschicklichkeitsspiel mit Bedienungsanleitung/-handbuch in Gold Schwarz den Monarchie Farben, den Ritter oder die Initialen des Kaisers konnte man nachstellen – vierstelliger Betrag in Bezug auf die Wertigkeit. Beschreibung, Verpackung in der Optik komplett, Seltenheitswert und guter Zustand mit Original in beginnender Art Deco Form.

Kartenspiele kommen aus Korea, China, aus dem 12. Jahrhundert – erst ab dem Mittelalter hat man bei uns Karten gespielt. Kartenspiele wurden ja früher mit dem Teufel in Verbindung gebracht. In Europa kennt man sie seit dem Ende des 14. Jahrhunderts – zunächst in Italien und Frankreich. Seit dem 17. Jahrhundert entwickelten sich Spiele wie Whist, Bridge, später Canasta und Rommé. 

Ein letzter kleiner Exkurs am Rande – die meisten von uns haben “Queen’s Gambit” gesehen und haben einen Einblick in die Welt des Schachspiels bekommen. Schachspiel. Dessen Entstehung ist leider nicht restlos geklärt, eindeutig belegt ist dass es seit dem 6. Jh. in Persien existiert. 

Dann ist leider die Zeit zu knapp geworden und besondere Highlights wie das Biene Maja Spiel aus den 1920er Jahren, ebenso wie das Winterpuzzle aus dem 19. Jahrhundert und das wunderbare Solitaire mit den Elfenbeinsteckern und einige andere konnte ich nicht mehr vorstellen. Maybe another time…

Mein allerliebstes Lieblingsspiel ist natürlich das Tarockieren – darüber gab es auch schon mal einen Sendungsbeitrag, hier zum Nachlesen.

Und nun zu guter Letzt: vielen Dank an den Leihgeber Dipl. Ing. Michael Wurdak!

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Tarock

MONTAG, 18.01.2021, ab 17:30 Uhr

Studio 2//ORF

Scusi, Excusez-moi…was haben Freud, Bruckner und Mozart gemeinsam? … heute im Studio 2 war das Thema: TAROCK

Mozart liebte es, Brahms hatte seine fixe Runde, Johann Strauss spielte es in seiner Familie und für Freud war es ein guter Ausgleich, eine Art Supervision – TAROCK. Was Schach bei den Brettspielen ist Tarock bei den Kartenspielen – das Königsspiel. Im 15. Jhdt. aus Norditalien stammend ging es über Südfrankreich in die ganze Welt hinaus und so auch ins Habsburgerreich. Die Gestaltung der Karten war vielfältig, ob mit Tiermotiven, gesellschaftliche oder politische Themen und auch satirisch, es wurden Botschaften vermittelt und am Hofe gehörte es zum guten Ton ebenso wie Walzer tanzen können. Einige der Begriffe aus dem Tarock wurde auch ins Wienerische übernommen wie: jemanden den Gstieß geben…also sich von jemanden zu trennen oder Valat sein – komplett ermüdet.

Ich habe übrigens Norbert Oberhauser heute an Robert Redford in Der Clou erinnert (auch wenn da gepokert und nicht tarockiert wurde: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Clou). Der Bockerer, gespielt von Merkatz, kultivierte die wöchentliche Tarockierrunde. Es wurde immer in den verschiedenen politischen Konstellationen gespielt. Politische Parolen wurden auf den Tarockkarten transportiert.

Spannend auch für potenzielle Sammler*innen: bei einer Auktion kann ein komplettes Spiel aus 1850 (Motiv: der jungen Kaiser Franz Josef und der Wiener Adel) schon mal 1500 Euro bringen. Ich habe auch Spannendes über die waschbaren Leinen Tarockkarten und über Damen Tarock erzählt.

Und ja… ich spiele seit fast 50 Jahren dieses Königsspiel!

Mehr dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Tarock