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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Totenkult

Montag, 08.05.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Der Tod und das Sammeln

“Also, das hätte ich mir auch nicht gedacht, dass ich jemals in so einer Deko stehen würde, aber unser Experte Christof Stein macht es möglich!”, so lautete Birgits Intro in meinen Sendungsbeitrag über das Thema Tod und Sammeln.

Das Thema umfasst geflügelte Wörter, wie „A schene Leich“, Schlagworte wie: Leichenschmaus,  Requiem oder Totenmesse– von Gustav Mahler oder Mozart, die unbekannte Tote…aber ultimativ geht es natürlich um geliebte und vermisste Menschen, deren Huldigung und den Memorabilien für die Hinterbliebenen. 

Durch Jahrhunderte hat sich bei uns etwas Einzigartiges entwickelt – morbid, schön und grausig zugleich: Sammelstücke mit einer persönlichen Todesgeschichte faszinieren Sammler:innen auf der ganzen Welt und lassen Wunderkammern des Absurden entstehen.

Am Ende aller Tage wünschen sich die Wiener:innen eine schöne Leich’ zu sein, so wie es Karl VI, Vater von Maria Theresia, am Totenbett wollte. Mit wie viel Pomp wurde der Tod im Kaiserreich zelebriert. Dies kann man in der Kapuzinergruft erkunden. 

Folgende Kuriositäten hatte ich mit

Der Totenschlüssel, um den Sarg oder ein Mausoleum zuzusperren, je nach Stand der Familie mit Edelsteinen besetzt oder ganz einfach, wie der bekannte 10er Schlüssel (mit dem man den Elektrokasten aufsperren kann). Der eine Schlüssel war Metall vergoldet und aus dem 19. Jahrhundert. Der zweite Schlüssel war aus dem 20. Jahrhundert, der Griff stellt ein christliches Kreuz dar. Die Kassetten, in denen die Erinnerungsschlüssel aufbewahrt werden, können auch aufwendig gestaltet sein. Schlagwort hier: Erinnerungskultur. 

Das nächste Objekt mit Geschichte war versehen mit der Aufschrift “1625”, wobei es unwahrscheinlich ist, dass es sich um die Jahreszahl handelt, eher um ein Geburts- oder Sterbedatum. 

Der kleine Totenkopf, im Sarg liegend, wurde aus einem Knochen des Verstorbenen geschnitzt.

Den Abdruck der Totenhand (Mitte des 19. Jahrhunderts) fand Birgit dann doch etwas gruselig. Ist natürlich nachvollziehbar, allerdings sollte man bedenken, dass dies eventuell ein Mensch war, der sich durch Güte ausgezeichnet hat. Oder die Person war ein Arzt. Oder hat auf sonstige Art und Weise die schützende Hand über die Familie gehalten. Durch diesen Abguss  konnte man diese besondere Qualität der verstorbenen Person verewigen. 

Die unbekannte Tote in Keramik aus den 1950er Jahren stammte aus meiner eigenen Sammlung. Diese erinnert an eine Totenmaske. Wir kennen alle die Totenmasken (aus verschiedenen Materialien abgegossen) von berühmten Schriftstellern und Musikern, wie Goethe, Bruckner, Mahler, und vielen mehr.

Die ewige Ruhestätte

Wie sich der Totenkult und die Bestattungszeremonien in den vergangenen Jahrhunderten verändert haben, wird pietätvoll im Bestattungsmuseum direkt am Wiener Zentralfriedhof dargestellt. Nicht fehlen darf dabei natürlich eine ganz besondere Wiener Kuriosität: der wieder verwendbare josephinische Gemeindesarg, besser bekannt als Klappsarg

Und wie das Merchandising des Bestattungsmuseum in Wien beweist, darf über den Tod in Wien auch schon mal herzlich gelacht werden. T-Shirts mit Sprüchen wie “Friedhöfe Wien – Hier liegen Sie richtig” machen das Unabwendbare etwas erträglicher.

Der größte Friedhof Österreichs ist der Wiener Zentralfriedhof. Er ist nicht nur der letzte Ruheplatz für viele Menschen, sondern ist mit seinen Jugendstilbauten ein echtes Augenschmankerl.

Flächenmäßig wurde der Wiener Zentralfriedhof zwar schon  vom Hamburger Friedhof als größter Friedhof Europas abgelöst, doch die meisten “Einwohner:innen” hat nach wie vor der Zentralfriedhof. In etwa 3 Millionen Menschen. 

Aber was hatte ich noch mit in der Sendung? 

Vielleicht ein wenig traurig, war ein Zinn-Totenkopf, aus 1830/40 stammend, der Körper eingewickelt in medizinischem Verbandsmull, eingewebt ein Erinnerungsstück des verstorbenen Kindes – dieses makaber anmutende Objekt fungierte als tröstender Gegenstand, den die Eltern immer bei sich trugen. 

Ein Amulett, ein Portrait aus der Biedermeierzeit – auf der einen Seite, auf der anderen Seite das Echthaar der verstorbenen Person, als Zopf geflochten.

Die Wertigkeit der kuriosen Dinge

Je nach Seltenheit und Kuriosität ergeben sich bis zu vier-, fünfstellige Beträge. 

Der künstlerische Beitrag war ein typisch österreichisches Bild, eine Bergszene, gemalt in Wien 1913 von Josef Albrecht, eine Auftragsarbeit. Der Sohn wird als Bergsteiger in den letzten Sekunden seines Lebens abgebildet, der Sturz klar zu sehen, darunter ein Portrait des Verstorbenen, links daneben die Berglandschaft.

Mystisch und unbeantwortet – warum befindet sich auf der linken Bildseite ein Riss…?

Der Tod und die Musik 

Schon Georg Kreisler hat es besungen. “Der Tod, das muss ein Wiener sein!” Denn die Wiener haben ein ganz besonderes Verhältnis zum Tod – eine ganz besondere Form der morbiden Wienliebe. 

Roland Neuwirths „Ein echtes Wienerlied“ – ein Lied, das zur Gänze aus Bezeichnungen für das Sterben besteht. Die Wiener:innen finden viele Worte zum Tod. Denn der Tod ist ein wichtiger Teil ihres Lebens. Generell wird Österreichs Hauptstadt traditionell ein Hang zum Morbiden unterstellt.

Gustostückerl aus Roland Neuwirth, Ein echtes Wienerlied:

Er hat an Abgang g´macht.

Er hat die Patsch´n g´streckt.

Er hat a Bank´l g´rissn.

Er hat se niedag´legt.

Er hat se d´ Erdäpfel von unt´ ang´schaut.

Er hat se ins Holzpyjama g´haut.“

Zum Thema Wienerlieder über den Tod, der neue Klenk/Reiter Podcast ist ein Hit!

Weitere musikalische Zuckerl:

Es lebe der Zentralfriedhof! Wolfgang Ambros

Komm schwarzer Vogel, Ludwig Hirsch

Vielen Dank an den Leihgeber Niki Koeler!

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Diverse Holzarten

Montag, 03.04.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Holz und der Artenschutz

“Und bei unserem Experten für Altes und Schönes, Christof Stein, sieht man heute am Outfit, worum es inhaltlich geht! Diese Krawatte ist echt top! Aus welcher Holzart ist diese?” fragte mich Verena zum Einstieg.

“Natürlich ganz klar – eine Eiche”, war dann meine Antwort.

“Wie kann ich nur fragen?”, schmunzelte Verena.

Sie bemerkte dann auch, dass mein Anzug an eine Maserung erinnert  – da hatte sie natürlich recht, denn ich wollte das Holz Thema adäquat begleiten können.

Wir, als Östereicher:innen, sind stolz auf Holz, weil mehr Holz nachwächst als gebraucht wird, da sind wir ziemlich einzigartig. Wir haben viele Nadelhölzer wie Fichten, Tannen, natürlich aber auch Buchen oder Obstbäume. Obstbaumholz ist einfach ein ganz  besonders schönes Holz zum Verarbeiten.

Jede Epoche hat eine andere Holzart präferiert. Für die Madonnendarstellungen oder Heiligenfiguren in der Barockzeit wurde ein Holz, das man leicht bearbeiten konnte, bevorzugt. Dies geschah und geschieht heute noch im Grödnertal, wo die Heiligenfiguren aus Lindenholz gemacht werden, so wie auch die Mariazeller Madonnen.

So richtig typisch in der Frühbiedermeierzeit war das Pyramidenmahagoni und auch Obsthölzer .In der Gründerzeit ist man in die Eiche gegangen. 

Im Jugendstil haben Vertreter wie Josef Hoffmann, Nußholz und Mahagoni präferiert.

Im Art Deco waren die Franzosen auf Tropenhölzern spezialisiert. Art Deco hat auch mit Palisander angefangen, was heute durch Artenschutz nicht mehr in Verwendung ist. Alles was exotisch war, durch den Transport via Schiff aber zugänglich wurde, war gefragt. 

Was habe ich nun in der Sendung an Holzarten mitgebracht. Zum Beispiel: das Tropenholz Mahagoni, das stark verwendet wurde. Das andere rötliche Holzscheit ist ein Apfel, da sind wir in Österreich, dann zeigte Verena auf die Zwetschge – da musste ich diesen wunderschöne Unterschied, was Holz alles kann, hervorheben, dabei war dieses mitgebrachte Holz noch en nature, noch nicht oberflächenbehandelt, nicht eingeölt, erst dann bekommt es richtig Feuer.

Die Möbel Miniaturen habe ich alle aus einer Tischlerwerkstatt im 7. Bezirk mitgebracht, im Maßstab 1:10. Damit wollte ich zeigen, was es für lustige Ideen gibt. Eine Werkstatt, die keine uniformen Sachen erzeugt – sondern mit edlen Hölzern kreative Ideen umsetzt.

Eines meiner Lieblingsstücke ist das Miniatur Buchregal aus Zwetschke, wo man von der Trivialliteratur zu den hochintellektuellen Büchern hinaufklettern kann, sich dann oben drauf auf die Sitzgelegenheit platzieren und Tucholsky zitieren kann. Des weiteren zeigte ich Satztische – einzeln schon schön aber man konnte sie auch zusammenstellen zu einem großen Tisch oder einen Kreis bilden, je nach Anlass.

Ein weiteres Miniaturobjekt war ein Spieltisch, in der Mitte wieder die Zwetschge, einfach so ein schönes Obstholz, an den Ecken die Ausbuchtungen für die Münzen. 

Ein Rahmen rundherum ledergebunden, den man, wenn nur der Spieltisch genutzt wird, an die Wand hängen kann – und wenn man den Esstisch verwenden will, setzt man ihn einfach darauf.

 

Ein weiteres großartiges Objekt war der Miniatur Schreibtisch, der dünn wirkt, von der Kante aus gesehen. Unterhalb wirkt es wie eine Pyramide, welche ihn so stabil macht, dass Leute tanzen darauf könnten.

Das letzte Stück war aus Ahorn, man konnte es so drehen, dass dann daraus ein Bücherregal wird, daneben eine Sitzgelegenheit mit Leder-Rückenlehne.

Durch das ganz aktuelle Artenschutzabkommen ab Januar 2023 können gewisse Hölzer, wie beispielsweise Wenge und Zebrano in Wirklichkeit nicht mehr so eingekauft werden, nur für die Restaurierung von bestimmten historischen Antiquitäten können Ausnahmen erteilt werden.

Das Wichtigste an dem Thema: alle sollten mithelfen, dass die Regenwälder dieser Erde für die nächsten Generationen erhalten bleiben.

Danke an Katja und Werner Nussbaumer von “Das Werk für die Leihgabe.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historisches Pressglas

Montag, 06.03.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Sammlung von Eduard Stopfer

“Ja das gibt es ja nicht, werden Sie sich jetzt bei dem Geldwert des einen oder anderen Gegenstands denken, den uns unser Experte Christof Stein heute mitgebracht hat!”

Und da hatte Verena ja nicht unrecht – diesmal handelte es sich bei den mitgebrachten Objekten mit Geschicht(en) um Kunstpessglasgegenstände aus den 1930er Jahren aus der Sammlung von Eduard Stopfer. Pressglas kennt man sonst eher als Gebrauchsglas wie beispielsweise Biergläser oder Milchflaschen.

Man glaubt es kaum, aber die Geschichte des Glases geht zurück bis nach Mesopotamien um 3000 vor Christi, dort hat man das erste Glas zu einem Gegenstand geformt, nämlich Glasperlen, die zum Tauschen verwendet wurden und durch den Warenhandel kam es auch in unsere Gefilde.

Kurzer Schnitt in der Geschichte

Die Glasbläser aus Murano sind ja sicherlich allen Zuseher:innen der Sendung, so wie den Leser:innen meines Blogs bekannt. Bereits im 10. Jahrhundert stellten Glashütten in Venedig Glas nach orientalischem Vorbild her. Im Jahre 1204 eroberten die Kreuzfahrer und Venezianer im Laufe des sogenannten Vierten Kreuzzuges Konstantinopel. Dies hatte den Effekt, dass Glasbläser aus Konstantinopel ihr Wissen nach Venedig brachten.

Ende des 13. Jahrhunderts gab es einen fatalen Brand in Venedig. Aus diesem Grund und aus Angst vor weiteren Brandkatastrophen wurde die gesamte in Venedig ansässige Glasindustrie auf eine Nachbarinsel von Venedig, nämlich nach Murano übersiedelt. Die Verlegung der venezianischen Glasaktivitäten nach Murano brachte einen weiteren Vorteil mit sich: Die Geheimnisse der Glasmacher waren auf Murano viel besser geschützt als im geschäftigen Venedig. Die Glasmacher wurden regelrecht auf Murano festgesetzt: Sie durften die Insel unter der Androhung der Todestrafe nicht verlassen. Dadurch entwickelte sich Murano zum Monopol für Glasproduktion.

Bis ins 17. Jahrhundert hinein gab es keine Konkurrenz.  Aber mit der Zeit wurden die Angebote von ausländischen Glashütten für die auf Murano festsitzenden Glasmacher zu verführerisch.

Somit wurden in vielen ausländischen Glashütten auf einmal Glas „à la façon de Venice“ – nach venezianischer Art produziert.

Die böhmische Pressglasindustrie ist legendär, wie wir alle wissen. In Böhmen wurde Kristallglas geschliffen und das böhmische Glas wurde in ganz Europa zu einer gefragten Ware.  Im 16. Jahrhundert wurden Glasgegenstände durch Malen, Streifenmuster, Goldeinreibung, Beschlag und Schleifen verziert. Nun waren auch andere Farben möglich – weißes, rotes, blaues, schwarzes Glas.

Auch die venezianischen Glasmacher versuchten sich an der Glasschleiferei. Danach überließ man diese Technik aber wieder den Kolleg:innen in Böhmen.

Aber was ist nun dieses ominöse Pressglas wirklich?

Es ist schwierig zu definieren – es gibt Glas, das in Form geblasen wurde und somit auch die Kerben der Verbindungen der Form aufweist – aber trotzdem mundgeblasenes Glas ist. Dies bot die Möglichkeit, gleich geformte und gleich große Gläser herzustellen (wurde in Europa und Amerika praktiziert). Pressglas ist in mechanischen Prozessen gepresstes Glas.

Die Firma Riedel, die 1756 gegründet  wurde, kennt man ja eher heute als Weinglas Manufaktur, was nur wenige wissen:  auch sie haben Kunstpressglas entstehen lassen.

Wie kann man sich den Entstehungsprozess vorstellen?

Die meist in zwei Hälften geteilten Formen bestanden aus Holz und wurden nach dem fertigen Aufblasen des Glases geöffnet. Bei rotationssymmetrischen Formen konnte der Glasbläser mit Hilfe der vorher gewässerten Holzform das Teil dauernd drehen, so dass das Glas möglichst rund und glatt wurde.

Aber nun konkret zu den wunderbaren Kunstpressglasgegenständen aus der Sammlung von Eduard Stopfer: Verena war ganz begeistert von dem grüner Deckel, der sichtlich das passende Gefäß suchte…  –  dazu gibt es eine nette persönliche Anekdote : der Sammler Herr Stopfer hat den Deckel 2009 bei mir gekauft und hat dann später ein Gefäß gefunden, das zu dem Deckel perfekt passte.

Heinrich Hoffmann, Henry G. Schlevogt u.a. waren in den 1930er Jahren die großen Auftraggeber und Entwerfer, die nach ihren Vorstellungen Pressglasgegenstände gezeichnet haben. Riedel hat den Rohguss produziert, dieser wurde dann  künstlerisch händisch geschliffen und umgesetzt.

Ein weiteres Objektset war eine Toilettengarnitur, den der hohe Adel unter anderem auf dem Toilettentisch hatte. Verena war weniger angetan vom Gewicht des Ganzen.

Ein, durchaus strahlender, Kunstgegenstand war das radioaktive Pressglas, das sogenannte Annagrün. Würde man einen Geigerzähler dranhalten, gäbe es wohl einen Ausschlag. Schädlich war dies aber vor allem für die Leute, die damals daran gearbeitet haben. Man darf ja nicht vergessen, dass Radioaktivität auch in der Natur vorkommt und jeder Mensch, jedes Lebewesen der ionisierenden Strahlung zu einem gewissen Maß auf natürliche Art und Weise ausgesetzt ist.

Hingezogen hat es Verena dann zur Tabakdose, die Birnenholz als Unterfütterung hatte und mit Smaragdglas ausgestattet war. Die besondere und absolut patentreife Technik, die man anwenden musste, um es aufzumachen, hatte Verena natürlich sofort durchschaut.

Das besondere am Pressglas sind nicht nur die verschiedenen Farben, sondern auch welche Vielfalt an Materialien es imitieren kann.

Wenn man es angreift, glaubt man gar nicht, dass es Glas ist – so fest gearbeitet ist es. Man denkt im ersten Moment, es wäre Elfenbein oder Marmor, so wunderschön verarbeitet sind diese Kunstgegenstände aus Pressglas.

Ein zeithistorisch spannendes Originalstück, nach dem Entwurf von Michael Powolny, ein Relief für das damalige Dianabad, hatte ich auch mit. Basierend auf dem Entwurf wurde ein Zerstäuber aus Lapisglas hergestellt.

(Wienwiki weiß dazu: Aus Powolnys Firma kamen die Majolika Kacheln für das Kabarett Fledermaus, Öfen und figurale Keramiken für das Dianabad und Wiener Kinderheime sowie Ausstattungen für die Villa Skywa und das Brüsseler Palais Stoclet. Powolny gehörte zum Freundeskreis von Josef Hoffmann und dem “harten Kern” der Wiener Werkstätte).

Das wertvollste Objekt war ein Korallglas im Wert von 700 Euro, basierend auf einem Entwurf einer Pompeji Tanzszene (durch den Vulkanausbruch wurde damals fast das gesamte ansässige Leben vernichtet aber die Kultur für die Ewigkeit erhalten).

Ein, relativ unbehandeltes, Rohglas ohne Schleifung liegt bei einem Wert von ungefähr 150 Euro.

Danke für die Leihgabe an den Sammler Eduard Stopfer!

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Schifoan! Schifoan is des leiwandste!

Montag, 06.02.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Die Geschichte des Skifahrens und der Ausrüstung

“So auf geht’s! Echt-Bambus – in die Geschichte der Ski!”

” Zack und dann stößt man sich ab!”, so lautete Verenas Einstieg in den Sendungsbeitrag.

Bei den schönen alten Bambusskistangen handelte es sich natürlich um zeithistorisch spannende Objekte. Bei dem Material Bambus ging es hauptsächlich um die Elastizität. Auf Verenas entzückten Kommentar: “Die Ledergriffe sind wunderschön gearbeitet!” folgte mein “da waren richtige Sattler dran!” Bonmot. 

Aber kurzer FULL STOP und lasst uns das ganze mal von Beginn an ansehen

Die Geschichte des Skifahrens lässt sich bis zum Jahr 8000 v. Chr. zurückverfolgen. Ursprünglich wurden die ersten Skier als Fortbewegungsmittel verwendet, um die Jagd im Tiefschnee zu vereinfachen. Zum beliebten Freizeitsport entwickelte sich das Skifahren dann erst im 20. Jahrhundert. Einige der ältesten Skier wurden in Schweden und Finnland ausgegraben und sind den heutigen Modellen bereits sehr ähnlich. Um ca. 4000 v. Chr. sind sie wahrscheinlich mit Hilfe von Steinwerkzeugen erzeugt worden. Grund dafür war wohl die Jagd. 

Das Västerbotten Museum in Schweden besitzt eine absolute Rarität: den ältesten Ski der Welt. Laboranalysen haben gezeigt, dass  er um die 5400 Jahre alt (also noch etwas älter als die Gletschermumie Ötzi vom Hauslabjoch) ist. 

Aber wer hat’s erfunden (den Slogan, den wir aus einem berühmten Werbeclip kennen) ?

Die Region Telemark in Norwegen gilt als Ursprung des Skifahrens. Dort dienten Skier zwar auch der Fortbewegung in der verschneiten Landschaft, daneben wurden sie aber auch erstmals zu militärischen Zwecken genutzt. 

Der Krainer Bauernskilauf

Wo der moderne Skilauf seine tatsächlichen Wurzeln hat, ist eine umstrittene Geschichte. Das slowenische Krain wird in der Geschichte der Skitechnik oft übersehen. Im 17. Jahrhundert brachten slawische Einwanderer den Ski aus dem russischen Nordosten, wo er wahrscheinlich aus Skandinavien gelandet ist, mit. Der Krainer Bauernskilauf führte über wilde Abfahrten und sogar kleine Slaloms, blieb aber relativ unbedeutend. Richtungsweisender sind die Entwicklungen in der norwegischen Landschaft Telemarken, wie zuvor erwähnt, wo um 1860 Stopp- und Richtungswechsel entwickelt wurden.

Materialität der Urmodelle

Das norwegische Urmodell der Skier war für das steile Gelände der Alpen  nicht geeignet. Ausrüstung und Fahrtechnik mussten den Alpenhängen angepasst werden, was dem Österreicher Mathias Zdarsky gelang, der aus diesem Grund auch als Pionier des alpinen Skisports gilt. Die von ihm entwickelte Bindung gab dem Skifahrer mehr Halt und ermöglichte dadurch das Steuern der Skier und das Befahren steiler Hänge in Kurven. 

Im Jahr 1900 gründete Zdarsky  den “Internationalen Alpen Skiverein”, der vor dem Ersten Weltkrieg der größte Skiverein Mitteleuropas war. Im selben Jahr fanden auch die ersten deutschen “Ski-Weltmeisterschaften” statt. 1905 wurde der erste, ebenfalls vom Alpin-Ski-Pionier Zdarsky organisierte Torlauf der Weltgeschichte abgehalten. Damals ging jeder Abfahrt ins Tal ein langwieriger Fußmarsch voraus – der erste Skilift der Welt wurde erst 1908 am Arlberg in Betrieb genommen. Dieser wurde, nicht wie heute üblich, durch Strom, sondern durch Wasserkraft angetrieben.

Fun Facts

Der Skisport war, im Gegensatz zu vielen anderen Sport- und Freizeitaktivitäten, keine Männerdomäne. Schon im Jahr 1863 nahm eine Frau, die damals 16-jährige Ingrid Olsdatter Vestbyen, an einem Skirennen teil.

1936 in Garmisch war der alpine Skilauf erstmals Teil der Olympischen Winterspiele. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits unterschiedliche Disziplinen im Skisport herauskristallisiert: Neben Slalom und Abfahrt gab es schon eine Kombination sowie den Langlauf und das Skispringen.

Skifahren als Freizeitaktivität

Das Ende des Ersten Weltkrieges regte den Touristenverkehr stark an und der Skisport wurde zur Freizeitaktivität für viele Menschen.

Erstmals als Touristenaktivität wurde das Skifahren im Jahr 1915 erwähnt. Erste Skigäste kamen in den Goldenen 1920er Jahren nach Österreich. 

Aber nun zurück zur Sendung…

Ich hatte in der Sendung Skier aus Holz vom Sporthaus “Ledermüller” mit, schon damals um 1910 wurden in Baden in der Wassergasse solche Ski verkauft.

Übrigens, der Ausdruck “Ski” kommt aus dem Norwegischen und bedeutet so viel wie “gespaltenes Holz” oder “Scheit”. Tatsächlich bestanden Skier bis ins 20. Jahrhundert aus Holz. Später wurden Materialien wie Metall, Glasfaser und schließlich Kunststoff zum Bau der Sportausrüstung verwendet. 

Ski Legenden

Durch die Kriegsindustrie, wie vorher schon angeschnitten, wurden neue Materialien wie Aluminium und Kunststoffe verwendet. Ich hatte ein Paar Ski aus Glasfiber von Blizzard aus den 1960er Jahren mit einer Plakette mit dem Vermerk “Die Garantie läuft 1969 ab.” hatten. Die österreichische Ski-Legende Toni Sailer ist den Kästle Ski, wo ich auch ein Paar in der Sendung vorgestellt hatte, gefahren, später in den 1980er Jahren auch der Schweizer Pirmin Zurbriggen.

Der Wert

Verena hat mich dann noch nach den Werten bei Auktionen gefragt. Da kommt es natürlich immer darauf an, wer das Paar Ski gefahren hat. Da geht es weniger um den Wert der Skier an sich, da diese in extrem hoher Auflage produziert werden, aber die Geschichte rundherum macht es dann aus. 

White Star

Beim Grand Prix der Weltausstellung 1958 in Brüssel holte der White Star von Kneissl die Goldmedaille. Kneissl entwickelte in den End-1950er Jahren mit dem “White Star” den ersten Kunststoff-Ski mit Holzkern, der als technologischer Meilenstein in der gesamten Skiindustrie gefeiert wird. Die Skilegende Karl Schranz wurde dann natürlich das Aushängeschild des Unternehmens. Den White Star hatte ich mit in der Sendung und dessen Wertigkeit hängt natürlich an dem großartigen geschichtlichen Hintergrund, wenn es der Ski von Karl Schranz gewesen wäre.

Die Ski, die Wolfgang Ambros gefahren ist, bei dem Video zu seinem Erfolgshit “Skifoan” oder die Original Ski von Hermann Maier beim Olympia Sturz sind natürlich auch unglaublich wertvoll, schon allein der Geschichte wegen.

Sonst haben die zeithistorischen Skibretter einen großartigen Dekorationswert –  ein MUSS für jede Skihütte, um dazu zünftig singen zu können.

Medaillen

Als letzte Schauobjekte präsentierte ich noch verschiedene Medaillen, wobei es bei einer die Vermutung gab, dass sie von dem Maler Alfons Walde 1935 (FIS Skirennen in Innsbruck) designt wurde.

Lustige Geschichte zum Abschluss – in meinen Holzskiern bei meinem ersten Skikurs war leider der Holzwurm drin und somit sind bei meinem ersten Sturz beide abgebrochen und mich hat es “aufghaut”. 

Und zuallerletzt noch die besten News: Ricarda Haaser holte am Tag der Studio2 Sendung im ersten Bewerb der WM in Meribel gleich die erste Medaille für Österreich!

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Unerwünschte Weihnachtsgeschenke

 

Montag, 09.01.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Kreativ und wertvoll, aber ungeliebt. Geschenke an den falschen Beschenkten.

 

“Gestatten, das ist der Seppi. Der Seppi, der ist ein Weihnachtsgeschenk. Das Problem ist, der neue Besitzer hatte mit dem Seppi gar keine Freude”, sprach Norbert Oberhauser und fragte mich sogleich, warum denn das so sei.

 

“So ein lieber Dackelblick, wie kann man den nicht mögen?”, fügte er noch schmunzelnd hinzu.

 

Es gibt sicher genug Zuseher:innen, die sich über so ein Geschenk wirklich gefreut hätten. In diesem Fall aber war es ein Fehlgriff –  so einen Wackeldackel für das Autoheck ist eher nichts für den Katzenliebhaber und Autoverweigerer, wie man sich vorstellen kann. 

Ich habe die Zeit der Weihnachtsfeiertage genutzt, um einen Rundruf in der Familie und unter Freund:innen und Kolleg:innen zu machen – wer hat was zu Weihnachten bekommen und welche Geschenke waren eher ein Schuss ins Wasser. 

 

Man darf natürlich nicht vergessen, dass sich der Schenkende oder die Schenkende sich etwas dabei gedacht hat, allerdings heißt es nicht, dass der/die Beschenkte damit etwas anfangen kann.

 

Das nächste Beispiel eines Geschenkfehlschlages war ein Fußball – aber kein gewöhnlicher, sondern eine absolute Ikone, nämlich der Original Tangoball von Adidas von 1978 (als wir, wie wir alle wissen, Österreich Deutschland 3:2 bei der WM in Argentinien geschlagen hat – das erste Mal seit 50 Jahren wohlgemerkt).

Leider hat der Beschenkte als Kulturbegeisterter nichts mit Fußball am Hut, Ikone hin oder her.

 

Das nächste Fehltreffergeschenk war ein Handaschenbecher für den Nichtraucher. Obwohl ein Objekt mit Geschichte, von einer Legende, nämlich der Werkstätte Hagenauer mit einem nicht unbedeutenden Wert von circa 600 Euro, fand es leider auch keinen Gefallen.

 

Die Zitronenpresse von Philippe Stark ist zwar vielfältig und als Objekt einsetzbar. Man muss es gar nicht wegräumen, so ästhetisch ansprechend wäre es für die meisten – aber, wie so vieles im Leben, ist dies natürlich auch Geschmackssache und hier trifft es nicht den Geschmack der beschenkten Person.

 

Ein Objekt, bei dem auch ich fast ausgestiegen wäre, war wirklich ein Kuriosum. Die Etikette klärt auf. Es handelte sich um einen elektrostatischen Handstaubsauger für energiebewusste Menschen, die Staubflankerln und Bröserl elektrostatisch aufsaugen – und wie das? Nämlich durch Hin- und Herschwenken des Metallteils, dadurch laden sich die Bakelit-Lamellen elektrostatisch auf.

Hat sich leider als Idee nicht wirklich durchgesetzt und ist somit etwas was für Sammler:innen von Patenten, die erfolglos blieben.

 

Ein – Achtung Zungenbrecher – Rehlederdamenhandschuhfingerstrecker (den Rehlederdamenhandschuhe im Speziellen gehen ein und müssen gestreckt werden da sie sich bei Lagerung zusammenziehen) leider war die vegan lebende Beschenkte nicht erfreut über solch ein Geschenk und konnte wirklich gar nichts damit anfangen. Meine Vermutung ist allerdings, dass der Schenkende gar keine Ahnung hatte, was es mit diesem Objekt auf sich hatte.

 

Ein symbolisches, als Scherz gedachtes Geschenk kam nicht gut an. Einen Lockenstabwickler einem Glatzkopf zu schenken war wohl nur im Moment witzig. 

Ich habe heuer von meinem Schwiegervater einen Reisekleiderbügel zum Ausklappen in einem Lederetuit bekommen. Wunderschöne Verarbeitung und ein lustiger Gag, aber was mache ich heutzutage damit, wo es doch in allen Unterkünften Kleiderbügel en masse normalerweise gibt und man nicht mehr mit dem Schrankkoffer reist. 

Das Kunstwerk mit dem Motiv “junge nackte Dame” war zwar eine schöne Handarbeit, geschenkt einem Männerpärchen – diese fanden aber einfach keinen passenden Platz dafür.

 

Der Original aus Rosenthal gefertigte Bettwärmer, um 1920, ist zwar für energiebewusste Wohnungstemperatursenker aber für jemanden, der sich stattdessen handgestrickte Schafwollsocken gewünscht hat, unpassend und da nicht geerdet lebensgefährlich. Wer weiß, ob da nicht Absicht dahintersteckte…!

 

Wenn das Christkind mal daneben greift, landet es eben bei mir. 

 

Danke an die vielen verschiedenen Leihgeber:innen, dieser kuriosen aber leider ungeliebten Geschenke. Bald muss ich wohl ein “Weihnachtsgeschenke-Tauschgeschäft” eröffnen (zwinker, zwinker)!

 

Auf ein Neues in 2023!

 

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Meine Südfrankreich Reise

Montag, 28.11.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Auf der Suche nach besonderen Schätzen

 

“Was für ein Prachtstück. Ist dies wirklich das, was ich lese? Die goldene Platte von den Beatles aus dem Jahr 1966?” – ,so klang Martin Ferdinys Einstieg in meinen Sendungsbeitrag. So erstaunt war auch ich, als diese Platte aus einem LKW am Flohmarkt in Carpentras herausblitzen sah.

Yellow Submarine war auch das erste Lied, das ich auf meiner Gitarre versucht habe zu interpretieren.

Der Händler erklärte mir, dass er eine Filiale nach Konkurs der Planet Hollywood Kette geräumt hatte und daher kam dieses wunderbare Stück. Es ist für mich noch nicht ganz klar, was es wert ist, aber ich gehe von ein paar hundert Euro aus.

“Woher weißt Du, wo Du die besten Schätze findest?”, fragte mich dann Martin.

Aufgrund von Corona war ich ja drei Jahre nicht mehr auf einer Shoppingtour unterwegs – dieses Jahr hat es aber funktioniert und alle Märkte und Hotspots waren wieder geöffnet. Somit habe ich mich mit meinem LKW und einem guten Freund auf diese 4000km Tour begeben – eine Woche, jeden Tag an einem anderen Ort. Begonnen hat die Reise in Italien, genauer gesagt in Verona, wo ich beim ehemaligen Tormanntrainer von Luigi Buffon, der jetzt Vintage Interior Designer ist, eingekauft habe. Danach ging es nach Nizza weiter. Anschließend Marseille bis hinunter nach Bezier. Später noch Avignon und Montpellier. 

Ich bin nun schon seit 30 Jahren in diesem Metier und kenne die nationalen wie internationalen Märkte und Messen. 

Ganz in der Früh stehen schon die Menschenmassen, versuchen die letzten Parkplätze zu finden, alle warten ungeduldig auf die Sirenen, die quasi den Startschuss um 8 Uhr Früh für den hellen Wahnsinn legen. Die Endorphine, das Dopamin wird ausgeschüttet und schon geht es los – Verkäufer und Käufer laufen alle gleichzeitig auf das Ausstellungsgelände – links oder rechts? Wo ist das große Glück zu finden? Manchmal ist man dann Glücksritter und manchmal eben nicht.

Das kleinste Objekt mit Geschichte, das ich in die Sendung mitgebracht hatte, war ein schulmedizinisches Präparat – eine echte Auster mit Perle. Das lugte aus einer Kiste heraus und ich konnte einfach nicht widerstehen. 

Ein Möbelstück mit Geschichte war von Émilé Gallé, noch im Originalzustand, dieser Tisch wird in Kürze restauriert werden. Gallé war durch seine Glaskunst berühmt, sozusagen das “enfant terrible” in Frankreich – wie es bei uns Koloman Moser und Hoffmann waren. Dieser Tisch wurde aus tropischen Hölzern gemacht und liegt bei einer Wertigkeit von 5000 – 6000 Euro.

Man stelle sich vor: Sonnenschein, Austern schon in der Früh, eine idyllische Marktszenerie und dann stolpere ich über einen Picasso (genauer gesagt eine Lithographie), abgebildet darauf, passend zur Stimmung, der Gott des Weines, aus den 1960er Jahren, mit Original Rahmung und Passepartout, in einer kleinen Auflage (ich habe die Editionsnummer 142 von 250 ergattert, persönlich signiert vom großen Meister). Ein wenig stockfleckig, allerdings könnte man diese Stellen aufhellen, um die Grafik noch wertvoller zu machen. Die Grafik basiert auf einem Original aus 1955 mit dem klingenden Namen “Bacchanale”.

“Le prochain objet de désir” (das nächste Objekt der Begierde) war dann eine wunderschöne Obstschale. Mein Kauf war eine Art von Rückführung, denn es handelt sich hierbei um eine Glasarbeit, circa um 1910, von Wilhelm Kralik Sohn, einer böhmischen Glasmanufaktur,die damals Teil der Monarchie war. Auf der Flucht haben jüdische Bürger:innen Objekte wie dieses mitgenommen, Südfrankreich war sehr lange “zone libre” und somit erhielt sich dieses Stück dort bis heute einwandfrei. Nun hat dieses Kulturgut und Stück Zeithistorie seinen Weg zurück gefunden. 

“Make Art not War”- der Titel eines signierten Posters von Shepard Fairey (berühmter US Street Art Künstler) ist weiterhin passend zum Krieg in der Ukraine, der im Februar nun schon ein Jahr dauern wird. Dieses Südfrankreich Einkaufstour-Prachtstück habe ich dann kurzerhand an “Licht ins Dunkle” gespendet, weil es einfach so gut passt.

Übrigens – während ich auf meinen Auftritt wartete, durfte ich den großartigen bluesigen Balladensänger Konstantin Wecker kennenlernen! Hier seht ihr ein Foto von uns auf meinem Instagram Account.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historische Weinflaschen und Utensilien

Montag, 14.11.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Eines der ältesten Kulturgüter – Wein

 

„Es wird ein Wein sein – und wir werden nimmer sein…!“. Wein zählt zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit. Hans Moser als Reblaus wäre begeistert gewesen von der heutigen Sendung. 

Martin Ferdiny meinte auch gleich zu Beginn: “Ich tue jetzt sehr gerne meinen Dienst angesichts dieser Kostbarkeiten, die uns Christof Stein mitgebracht hat. Salvador Dalí hat gesagt: “Wein trinkt man nicht, man kostet Geheimnisse und einige dieser Geheimnisse wollen wir jetzt lüften!” Was für ein Intro!

“Wie hat es sich zu diesem Kulturgut entwickelt?” fragte mich Martin. Also, allem voran: Wein und der Genuss dessen haben immer etwas mit Gemeinsamkeit, Brüderlichkeit und natürlich auch Schwesterlichkeit zu tun – es gibt Weinbruderschaften und Weinkonvente, längst ist Wein allerdings keine Männerdomäne mehr, auch nicht im Anbau. Hier dazu mehr. 

Aber zum Geschichtlichen: Im Nahen Osten lässt sich der Anbau von Wein bereits für das dritte vorchristliche Jahrhundert nachweisen. In der Bibel wird vom Weinbau bereits unmittelbar nach der großen Flut berichtet. 

Sprachhistorisch: arabisch wayn / althochdeutsch win / lateinisch vinum – und bedeutet: vergorener Saft aus Beeren der edlen Weinrebe.

Wein hat mindestens 8,5 Volumenprozent Alkohol. Verschiedene biochemische Abläufe führen dazu, dass manche Weine jahrzehntelang reifen und haltbar sind.

Die häufigsten Weine sind Rot, Weiß, Rosé, Schaumweine (wie Champagner, Sekt, Spumante, Perlwein,….), so wie Likörweine (wie Marsala, Sherry, Portwein,…).

Bekannt sind uns und allen Zusehr:innen die Götter Osiris in Ägypten, Dionysos in Griechenland, so wie auch Bacchus aus der römischen Mythologie. Dionysos ist der Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase, was ja eigentlich schon alles sagt.  Odysseus hat den Zyklopen geblendet beziehungsweise berauscht mit Wein und dadurch besiegt. Wasser wird zu Wein, kennen wir aus dem Christentum (Kurz dazu: Die Hochzeit zu Kana ist eine Wundererzählung aus der Bibel, die davon berichtet, wie Jesus von Nazareth als Gast einer Hochzeitsfeier Wasser in Wein verwandelt).

Leider gehört Österreich nicht zu den Top 5 Weinproduzenten der Welt sondern Italien, Frankreich, Spanien, USA und Argentinien, wobei die ersten drei genannten Länder mehr als die Hälfte des Weinweltanteils produzieren.

Kurz zu Österreich: Mit einer Fläche von ungefähr 50.000 Hektar, auf dem ungefähr 66 % Weißwein und circa 34 % Rotwein angebaut werden, hat das Land einen Jahresdurchschnitt, hinsichtlich Produktion, von 2,3 Millionen Hektoliter Wein. 

Neben all den Weinsammler:innen,die nach Jahrgängen oder Regionen sammeln, gibt es natürlich auch alles Mögliche rundherum, welches das Sammlerherz höher schlagen lässt.

Mitgebracht hatte ich einen Querschnitt spannender Objekte mit Geschichte – schöne Jugendstil Gläser um 1900 für Weißwein, mein privates Verkosterglas typisch für den französischen Landwein (Rotwein), wunderschön geätzt (darauf sieht man Sonne und Mond), circa um 1800, ergo das älteste Stück, das ich in der Sendung präsentierte.  Typisch für Skandinavien sind olivgrüne Weißweinbecher, die definitiv nicht für Rotwein gedacht sind, weil der Wein dann optisch braun verfärbt wirkt (und dann unappetitlich ist, meinte Martin).

Typische Gläser für den Grünen Veltliner (Riedle Glas)hatte ich auch in der Sendung mit. 

Ein spannendes Stück ist der Laura Ashley Entwurf, ein Weinglas aus den 1980er Jahren.

Wenn man nun an das Öffnen der begehrten Weinflaschen denkt: etwas Typisches für die Jagd, ein Öffner mit Hirschgeweih oder so wie mein privater Flaschenöffner aus Messing mit speziellem Patent, hatten ihre rühmlichen Momente in der Studio2 Sendung.

Zum Verschließen des köstlichen Weingutes gibt es natürlich historische Korken aus Murano, aus Porzellan (oft mit Ausgießer durch die Nase) und der gehämmerte Messingkorken aus den 1950er Jahren, der aussah wie die vietnamesischen Kappen der Reisbauern.

Meine Favoriten sind die Weinkühler – einer davon ist ultraleicht und wiegt gerade mal 100 Gramm, also 10 dag – die Leichtgewichte wurden speziell für die Zeppeline hergestellt, da konnte man sich kein unnötiges Gewicht leisten. Dieser spezielle Weinkühler war natürlich aus der ersten Klasse. “Ein Wein zum Abheben” sozusagen, witzelte Martin. 

Der Weinkühler aus der letzten Jahrhundertwende bietet Platz für vier  Weinflaschen. Naturgemäß für Weißweine, allerdings hatte ich aus Dekorationsgründen meinen ältesten Rotwein (aus 1953) darin stehen.

Wenn wir schon über Etiketten sprechen, gibt es fanatische Etikettensammler:innen. Es gibt nämlich Etiketten, die auch bis zu 3000 Euro erzielen können, sozusagen die Blaue Mauritius der Weinwelt.

In Nachlässen finden sich manchmal versteckte und eventuell unerkannte Besonderheiten und Schätze. Wenn die Nachkommen diese nicht wollen, komme ich manchmal in den Genuss der Geheimnisse des Weinkellers. Dann mache ich es wie der Bockerer und reiß’ beim Tarockieren eine Flasche auf, egal was sie möglicherweise wert ist – wir genießen sie dann in trauter Gemeinsamkeit.

Kurios: Es gibt eine App namens “Vivino“, die einem sagt, was der Wein wert ist.   Dafür muss man einfach nur das Flaschenetikett abfotografieren. Dann schlägt die App sogar das passende Essen oder den nächsten Weinhändler vor. Grandios, oder – was denkt ihr?

Und nun noch die letzten schönen Tage in den Wiener Weinbergen genießen und sich mit heurigem Wein für die kalten Tage beim Ab Hof Verkauf eindecken! 

 

Danke an den Leihgeber Paul Kozak für die Weinrequisiten.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historische Brotdosen

Montag, 07.11.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Warum eine Brotdose so wichtig für meine Karriere war

Die Intro begann diesmal so in etwa in dem Stil “Die Brotdose hat über 100 Jahre auf dem Deckel” (augenzwinkernd metaphorisch gesprochen). Das älteste Modell war …” Halt, Full Stop – etwas ganz Wichtiges noch bevor wir zum Thema kommen: Ich wollte in der Sendung einfach mal eine Lanze brechen für das Studio2-Dekorationsteam. Das Prozedere ist nämlich so: Ich komme mit den Stücken, den Möbeln und Objekten mit Geschichte, die in Kartons und Schachteln verpackt sind, ins Studio. Innerhalb von kürzester Zeit entscheiden dann die beiden Studio2 Mitarbeiterinnen Marion Mannsberger und Christa Dubovsky-Berndl wie man dann, zum Beispiel für diese heutige Sendung, die Objekte so in Szene setzt, dass man das Gefühl hat, in eine Zuckerbäckerei zu kommen. Also an dieser Stelle ein großes Danke an die beiden Damen. Nun zurück zum eigentlichen Thema.

Die über 100 Jahre alte Wiener Dose aus dem Prater, eine der allerersten Stücke, die ich gemeinsam mit einem Freund gefunden habe, war aus einem  Historismusbau aus 1880, welcher leider später abgerissen wurde. 

Wunderbare Funktion mit unglaubliche Technik, optisch ansprechend – da man auch sehen konnte, was sich drinnen befand, da es die einzige Glasdose war, die ich mitgebracht hatte.

Brot selber gibt es seit 11.000 Jahren, man glaubt es kaum! Die Menschen fingen an, Getreide anzubauen. Gegen Ende der mittleren Steinzeit wurde der Getreidebau forciert – seit 6000 Jahren sind die ältesten Getreideformen bekannt: Weizen, Gerste, Hirse, Emmer (dies ist eine alte Weizenart).

Zwischen 6000 – 3000 vor Christus breitete es sich im gesamten Orient (Ägypten, China, Indien,…) aus. Das Wort stammt vom althochdeutschen Begriff „prot“ ab, was so viel bedeutet wie “Gegorenes” (wegen der Hefepilze, beziehungsweise den Milchsäurebakterien).

Durch die Römer gelangte das Wissen des Brotbackens nach Griechenland und über Italien, dann nach ganz Europa. Die Römer hatten Großbäckereien, sie entwickelten steinerne Drehmühlen, die das Zermahlen des Korns vereinfachten. 

Im Jahr 2012 in den Schweizer Alpen  ist aus dem Ewigen Eis eine Brotdose ausgeapert (hier nachlesen), in welcher Getreidekörner gefunden wurden. Diese war aus Holz gemacht, weil – wie wir wissen – Holz die Feuchtigkeit gut hält. Später war das Hauptmaterial allerdings Keramik. Die Brotdosen werden mit Luftlöchern versehen, damit es zu keinem Schimmelbefall kommt. Die Keksdosen hingegen sind am besten luftdicht, um vor allem in der Weihnachtszeit die Vanillekipferl weich werden zu lassen.  

Strenge und verspielte Musterungen gibt es bei den verschiedenen Brot-/Keksdosen. Ein mitgebrachtes Objekt war von 1910 herum von Joseph Maria Olbrich.  Dies ist meine private Dose, welche ich nicht hergeben würde, aber müsste ich sie heute kaufen, würde ich sicher 600 Euro dafür ausgeben, denn das wäre sie auch wert.

Die Dekorsachen können klassisch oder verspielt sein, wie wir gesehen haben – zwei Objekte, die ich präsentierte waren von einer tschechischen Manufaktur und der Manufaktur aus Wilhelmsburg dem Vorgänger von Lilienporzellan, mit Spritzdekor. Spritzdekor bedeutet nicht glasiert, sondern mit Schablone gespritzt – dadurch entstand das geometrische Muster auf der einen Dose oder das wolkenähnliche Himmelsgebilde auf der anderen Brotdose.

Verena meinte dann, dass einige Brotdosen sie an Biedermeier Dekor erinnern würden, aber in Wirklichkeit waren diese eher im Art Deco um die 1920/30er angesiedelt. 

Die Wiener Rose, die ja dann auch auf Alt Wiener und Augarten Porzellan zu einem weit verbreiteten Muster avanciert ist, war diesmal von Eichwald (um 1900, eine Manufaktur aus Deutschland).

Auf Verenas Frage hin, ob es denn eine Sammler:innen Community für Keks-/und Brotdosen gäbe, meinte ich einleitend, dass ich ein großer Fan davon wäre, Küchen individuell zu gestalten, mit speziellen Stücken, die sonst kein/e andere/r hat. In Holland gibt es fanatische Sammler, welche Brotdosen mit Henkel auch auf Reisen für das Outdoor Picknick mitnehmen. Es gibt überall Communities, auch in USA, aber gerade Holland ist ein Hotspot, wo es ganze Messestände ausschließlich für Keks- und Brotdosen gibt. 

Der Anstoß mich mit alten und schönen Dingen zu befassen, war diese ominöse Glas Keks-/Brotdose, die mein Freund und ich im Prater entdeckt haben. Also schon allein aus diesem Grund ein ganz besonderes Stück. 

Unser täglich Brot gib’ uns heute…gerade in Zeiten wie diesen!

Vielen Dank an den Leihgeber Paul Kozak.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Wiener Kaffeehauskultur

Montag, 31.10.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Die Geschichte des Kaffees

Die Tage werden kürzer und es ist einladend, es sich gemütlich zu machen, am besten in einem Wiener Kaffeehaus. 

“Warum hast Du das Kaffeehaus so gern?” hat mich Birgit Fenderl gleich am Beginn meines Sendungsbeitrages gefragt. Als Ort der Begegnung und als verlängertes Wohnzimmer ist das Kaffeehaus optimal und vor allem in Zeiten wie diesen, um Strom zu sparen. Ergo man findet sich in einem Lieblingskaffeehaus ein, unterstützt die heimische Wirtschaft und den Kaffeehausbesitzer und trägt zusätzlich konstruktiv zur Energiekrise bei. 

Die Legende besagt, dass die Wiener während der Befreiung von der Zweiten Türkenbelagerung 1683 einige Säcke mit seltsamen Bohnen fanden, die sie zunächst für Kamelfutter hielten und verbrennen wollten. König Jan III Sobieski soll diese seinem Offizier und Dolmetscher namens Georg Franz Kolschitzky übergeben haben. Dieser hätte, wie gesagt laut der Legende, die Säcke an sich genommen und das erste Kaffeehaus gegründet. Diese Geschichte ist jedoch frei erfunden.  Der Piarist Gottfried Uhlich setzte sie 1783 in seiner Chronik „Geschichte der zweyten türkischen Belagerung Wiens, bey der hundertjährigen Gedächtnißfeyer“ in die Welt.

Tatsächlich passierte folgendes: Am 17. Jänner 1685 erteilte Kaiser Leopold I. einem Armenier namens Johannes Theodat als Dank für dessen Dienste die Hoffreiheit, das „türkische Getränk, als Caffe, The und Scherbet, zu praeparieren“. Theodat (Deodat/Diodato genannt), erhielt die Genehmigung für zwei Jahrzehnte und eröffnete sogleich sein Kaffeehaus am Hachenbergischen Haus auf dem Haarmarkt, in der heutigen Rotenturmstraße 14. Später hatten die Griechen das Monopol zum Ausschank von Kaffee inne.

Also, wie man sieht, Kaffee hat eine lange Tradition. Birgit fragte mich, wie die Menschen am Anfang Kaffee aufgenommen hatten. Es war gleich ein guter Erfolg, weil es ein exotisches Gut aus einer neuen Welt darstellte. 1850 im industriellen Zeitalter dann auch für die Bürger und arme Leute leistbar . Kaffee wurde für die breite Bevölkerung eine Art Nahrungsersatz, den ganzen Tag über köchelte eine Kaffeesuppe auf dem Herd, in die Brot eingeweicht wurde. Die Suppe wärmte, sättigte und hielt wach. Fabrikarbeiter tranken Kaffee, um ihre Konzentration und Ausdauer zu stärken. 

Die Hochblüte war um 1900 mit 600 Kaffeehäusern in Wien. Unglaublich viel Kultur ist dort entstanden – Literatur, Kompositionen, politische Diskussion und so vieles mehr.

Ein paar spannende Fakten:

1850: Kaffee ist endgültig Volksgetränk geworden.

1901 erfand der Japaner Dr. Sartori Kato den löslichen Kaffee – dieser wurde ab 1938 von der Firma Nestlé vermarktet und vertrieben.

1905 gelang es dem Bremer Ludwig Roselius dem Kaffee das Koffein zu entziehen – als erster entkoffeinierter Kaffee kam der Kaffee HAG auf den Markt.

1908 erfand die Dresdner Hausfrau Melitta Bentz den Kaffeefilter, der bis heute noch zum Einsatz kommt.

Interessant: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kaffee zum Symbol des Aufschwungs – wer Kaffee trank, konnte sich wieder etwas leisten.

Aber nun zu den Möbel und Objekten mit Geschichte: mitgenommen hatte ich in die Sendung Sessel, Fuß- so wie auch Barhocker aus dem Kultcafé „Café L’Europe am Graben, das im Historismus entstanden war und 1944 abgebrannt ist. Ende der 1940er war es das erste Stehcafé, wo man den Espresso wie in Italien “al banco” konsumieren konnte. 

Die Hocker standen direkt an der Bar, die Auslagensesseln mit den Fußhockern, auf denen die Enkelkinder Platz fanden, präsentierte ich auch in der Sendung.

Mein Großvater war 25 Jahre lang Geschäftsführer im Café L’Europe – er im Frack, ich am Fußhocker und habe beobachtet, was da alles so vor sich ging. 

Bernhard Paul oder andere große Sammler wie er würden dafür vierstellige Beträge bezahlen. Es handelt sich nämlich um die Original Ledergarnitur.

Der Zotti Tisch aus dem Café Museum ist heute um die 700 Euro wert. Das nächste präsentierte Möbelstück war aus dem Café Prückl, von Oswald Haerdtl, allerdings ohne die Original Tischplatte, aber in Form und Funktion voll erhalten.

Alte Plätze werden momentan wiederbelebt, wie zum Beispiel das Café Cobenzl. Die Menükarte von 1900 kommt auch in meinem neuen Buch „Möbel und Objekt mit Geschichte“ (wunderbarer Text von Tafelkulturistin Anette Ahrens) vor.

Objekte mit Geschichte, die Lust auf ein Volume II meines Buches machen, waren unter anderem ein Sacher Teller für Tafelspitz, Rösti und natürlich Spinat. 

Zum Abschluss zeigte ich noch ein kleines Objekt mit großer romantischer Geschichte. Ein Zuckerportionierer aus dem Café Herrenhof, das es so heute nicht mehr gibt, für zwei Stück Zucker speziell portioniert, war ein Erinnerungsstück von zwei Herrschaften, die sich im Café  kennengelernt haben und 42 Jahre verheiratet waren. Das Objekt ist immer in der Familie geblieben – das war das “Zuckerstück”. 

Noch ein kurzer Exkurs generell zum Wiener Kaffeehaus: Die Einrichtung des typischen Wiener Kaffeehauses reichte beziehungsweise reicht von gemütlichem Plüsch bis hin zu kühlem Einrichtungsstil. Als klassische Einrichtung gelten Thonet-Sessel, der in Wien ehemals ansässigen “Thonet-Sessel-Manufaktur” und Kaffeehaustische mit Marmorplatten. Eines der am besten erhaltenen Kaffeehäuser ist das Café Sperl, das über eine unverfälschte, nicht modernisierte, aber stark restaurierte Einrichtung verfügt. Das Café Central im Palais Ferstel ist seit der Neueröffnung 1975 in einer monumentalen Halle im Stil der Neorenaissance untergebracht, das Café Prückel hingegen besitzt eine originalgetreu erhaltene Einrichtung aus den 1950er Jahren. Das Café Westend besticht durch authentisch abgenutzten Charme.

Birgit Fenderl hat mich abschließend gefragt, welches denn mein absolutes Lieblingskaffeehaus wäre. Dies zu beantworten ist schwierig und hängt mit der Laune des jeweiligen Tages zusammen. Top sind auf jeden Fall das Landtmann, das Café Museum aber auch das legendäre Café Sperl, wo ich lange Zeit immer wieder die Sesseln repariert habe und sie mir dann den Kaffee zu mir in mein (ehemaliges Geschäftslokal) lichterloh gleich gegenüber liegend (auf der Gumpendorfer Straße) gebracht haben. Wenn ich mich nach langem Verweilen fühle, ist mein Favorit wohl das Café Prückel.

Noch ein wichtiges Faktum am Ende meines Blogeintrags: Die Wiener Kaffeehauskultur zählt seit 2011 zum immateriellen Kulturerbe! 

Danke an den Leihgeber Paul Kozak.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Schneidebretter aus Keramik und Porzellan

Montag, 24.10.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Waidmannsheil, Feitl und Schneidebrett

Etwas ganz Spezielles hatte ich heute wieder im Studio2 mit – nämlich Schneidebretter und zwar nicht aus Holz, sondern aus Keramik und Porzellan. Birgit Fenderl war ganz erstaunt, aber dazu kann ich nur sagen: “Es gibt ja nichts, was es nicht gibt!”.

Viral im Netz geht ja momentan der Trend “Butterbrett statt Butterbrot” – wo ja kein Geschirr verwendet wird, denn Butter wird mit dem Löffel direkt aufs Schneidebrett aufgeschichtet, Kräuter, Radieschen “drübergestreut” oder was auch immer gerade der Stimmung und dem Gusto entspricht – und wird dann mit einem Stück Brot “aufgesogen”.

Ein sehr kommunikatives Tool, denn alle kommen am “Brettl” zusammen – passend zu dem historischen Brettlspruch: “Unser täglich Brot gib uns heute!”

Die heutigen “Sendungmitbringsl” hatte ich in zwei Kategorien aufgeteilt – Dekor und Sprüche: Jede Küche hat einen eigenen Stil, dementsprechend gibt es verschiedene Dekore und Sprüche, die unterschiedliches Klientel ansprechen. Diese Keramik oder Porzellan Unterlagen oder “Bretter” kamen schon Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Auch großartige Jugendstil-Schneidebretter hatte ich mit, so wie auch Delfter Keramik, die den Fliesen nachempfunden sind, mit den typischen Windmühlen darauf. 

Sammler:innen interessieren sich am meisten natürlich, wie immer, für die seltenen Bretter, mit seltener Formsprache – diese können dann auch mehr als 200 Euro bringen, wenn der Spruch darauf auch “pfeift”. Einige sind neutral gehalten, andere jedoch sind in Zeiten von Gender Equality und Non-Conformity nicht mehr politisch korrekt. Ein Brett, das ich in der Sendung präsentierte, war mit dem Spruch “Ein eigener Herd, ein braves Weib ist Gold und Perlen wert” versehen.

Aber zurück zu den positiven Seiten der Brettln: Die Österreicher:innen wandern gerne, da gehört ja zur Grundausstattung beim Wandern der Flachmann, das Messer (oder umgangssprachlich das Feitl), so wie auch das Schneidebrett für den Speck. 

Das Zwiebelmuster kommt ja aus aus Karlsbad, Meissner (Marke gekreuzte Schwerter) waren die ganz teuren aus Ostdeutschland aber Karlsbad  war in der Monarchie (heute Tschechien) dann der große österreichische Erzeuger. 

“Ist das praktisch, um Keramik zu schneiden, vor allem beim Wandern?”, fragte mich dann Birgit Fenderl.  Es ist definitiv hygienisch, leicht abzuwischen oder abzuwaschen, im Gegensatz zum Holzbrett – aber der wirkliche Grund ist einfach:  es ist einfach stilvoll, das dazu passende Geschirrtuch mit herrlicher Musterung – eine Sache der Ästhetik.

Danke an den Leihgeber Gerhard Bauderer!