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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Ledertiere von Dimitri Omersa

Montag, 05.02.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Dimitri Omersa Leben und Schaffen

“Ich stehe inmitten von Tieren aus Leder. Spezielle Objekte mit Geschichten – und wenn es um Geschichten geht, kann nur Experte Christof Stein zu Gast sein!”, so lautete Birgits Fenderl Einführung in mein Sendungssegment.

Gehen wir in medias res: Auf einer Reise vor zehn Jahren entdeckte ich Dimitri Omersas Ledertiere noch für mein ehemaliges Geschäft lichterloh. Ich habe dann gleich erst begonnen, mich mit dessen Lebens- und Schaffensgeschichte zu beschäftigen.

Dimitri Omersa wurde Ende der 1920er Jahren im damaligen Jugoslawien, im heutigen Kroatien geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er ein Jahrzehnt Kriegsgefangener und ist danach mit seiner Frau nach Großbritannien ausgewandert, wo er als Vertreter für kleine Lederwaren gearbeitet hat.

Die Lederwarenfabrik Old Bill war schon in den 1920er Jahren darum bemüht Lederreste zu verwerten und stellte eine Fußbank in Form eines Schweins her, in dem eine Konstruktion aus Holz mit Holzwolle gefüllt und mit Schweinsleder überzogen wurde. Ende der 1920er Jahre fing die Lederfabrik an, ein Kaufhaus für Luxuswaren zu beliefern, nämlich das Liberty im Londoner West End – anfangs mit den Ledergepäckstücken und später mit Lederschweinen.

Ende der 1950er Jahre starb der Besitzer der Lederfabrik und Dimitri Omersa übernahm sie dann. Das Kaufhaus Liberty beauftragte daraufhin Omersa exklusiv mit der Produktion der Lederschweine.

Kurz darauf entwarf Omersa weitere Tiere – sein erstes eigenes Stück war der Elefant in Form eines Sitzmöbels, danach kam ein Esel, und kurz darauf ein Nashorn. Obwohl das Einkaufsteam des Kaufhauses Liberty dem Nashorn skeptisch gegenüber trat, wurde es letztendlich zum Verkaufsschlager und ultimativ das Logo-Tier von Omersa.

Die Tiere wurden bis Mitte der 1970er Jahre ausschließlich (in Europa) durch das Kaufhaus Liberty vertrieben mit der Aufschrift „Liberty of London“ (die Markierung fand sich auf einem Ohr des Ledertieres, auf der Unterseite).

“Aber aus welchem Leder sind die Tiere nun gemacht?”, wunderte sich Birgit!

Seit Ende der 1970er Jahre wird Rindsleder für die Tiere verwendet, aber in der Zeit davor kam das Leder immer vom Schwein.

In seiner Amtszeit in den 1980er Jahren hatte Ronald Reagon als damaliger Präsident der Vereinigten Staaten ein Faible für Omersas Ledertiere entwickelt und sein Oval Office mit den Elefanten ausgestattet.

“Wie viele von diesen Objekten gibt es?”, fragte mich dann Birgit. Es gibt unterschiedlichste Tiere, mittlerweile eben 50 an der Zahl – von Springer Spaniel bis Känguru. Denn die Firma existiert auch heute noch. Wertvoll allerdings sind vor allem die alten Stücke, wie man sich vorstellen kann.

Omersa nahm 1963 Teil an der Californian State Fair mit dem ledernen Esel und gewann die Goldmedaille. Dies führte zur Expansion.

Abercrombie & Fitch in den USA vertrieben die Ledertiere dann bis in die 1980er Jahre – sie fanden großen Anklang bei den Kunden. Sie waren als Amusement für Kinder gedacht, man konnte sie eben aber auch käuflich erwerben.

Ein kurzer Exkurs zum, ein Jahrzehnt lang umstrittenen, von der Cancel Culture betroffenen, Unternehmen Abercrombie & Fitch: Am 4. Juni 1892 eröffnete David Abercrombie an der South Street in Downtown Manhattan ein Geschäft für Angelzubehör und gründete damit die Abercrombie Co. Aber auch Schrotflinten konnten dort erstanden werden. Schnell freundete Abercrombie sich mit dem Manager Ezra Fitch an, der einer seiner Stammkunden war und an den Erfolg des in den Kinderschuhen steckende Unternehmens glaubte. 1904 wurde das Unternehmen in Abercrombie & Fitch Co. umbenannt. Seit Ende der 1980er Jahre zielt Abercrombie & Fitch vor allem auf jugendliche Kundschaft – im Bereich Mode. Das Unternehmen war mindestens ein Jahrzehnt von der Cancel Culture betroffen – aufgrund wegen seiner Unternehmenskultur, seinem fragwürdigen Marketing und diskriminierenden Einstellungspraktiken kritisiert wurde, was den Ruf erheblich schädigte. Heutzutage erlebt die Marke ohne Logo ein Comeback, wie viele Marken, die in den 1990er/2000er Jahren groß waren.

Zurück zu den mitgebrachten Omersa Objekten: Bei den Wertigkeiten liegen wir bei den alten Stücken aus den 1950/60er Jahren bei 3000 bis 3500 Euro. Spannende Notiz am Rande: Mitte der 1960er Jahre ließen sich Roman Polanski und Sharon Tate mit einem Rhinozeros von Omersa ablichten.

Ein entzückendes Ledertier ist der Dackel. Das mitgebrachte Dackelledertier war Teil eines Pärchens. Das Dackelpaar wurde dann getrennt, jahrelang waren sie zusammen, dann hat sich das Besitzerpaar getrennt und nun leben sie in unterschiedlichen Ländern.

Omersas Ledertiere wurden oft im Umfeld von Mode in Szene gesetzt . Auch in den 1960er Jahren brachte die Zeitschrift Vogue einen Artikel über eine Muse Andy Warhols, die bei einem Balanceakt auf einem Omersa-Rhinozeros gezeigt wurde

Die Derbheit der Vernähung macht diese Objekte mit Geschichte so legendär. Die Sammler:innen sind ganz verrückt danach. Bei einer Dorotheum Auktion im Jahr 2022 wurde ein Omersa Nashorn aus dem Jahr 1965 für über 16.000 Euro verkauft, der Rufpreis waren 3000 Euro. Im Moment sind gerade wieder zwei Stücke bei einer Auktion dabei – das muss man sich anschauen, welche Ergebnisse diese erzielen können – einfach sensationell!

Vielen Dank an alle Leihgeber!

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Ungeliebte Weihnachtsgeschenke

Montag, 08.01.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Weihnachtsgeschenke reloaded

“Weihnachten ist, wie wir wissen, die Zeit des Schenkens und der Januar ist dann immer eine Zeit des Umtausches, da muss man ganz ehrlich sein!” meinte Verena mit einem Augenzwinkern. 

“Christof, Du hast einige Unikate mitgebracht, die eigentlich Freude bereiten sollten, aber es kam dann anders”. 

Schon letztes Jahr haben wir im Januar 2023 aufgezeigt, wie unpassend Weihnachtsgeschenke manchmal ausfallen können. Da jener Sendungsbeitrag so gut angekommen ist, dachte ich mir, ich frage mal wieder im Familien- und Freundeskreis welche Highlights, aber auch welche Enttäuschungen es im Sinne von Geschenken dieses Jahr gab. 

Geschenkt wurde immer schon, schon historisch gesehen, wenn man an das trojanische Pferd denkt, dass die Griechen ja den Trojanern geschenkt haben. Metaphorisch versteht man heute unter einem „trojanischen Pferd“ ein harmlos aussehendes Objekt, das ein Angreifer zur Tarnung verwendet, um in einen sicheren, geschützten Bereich eingelassen zu werden.

Oder man denke nur an “Asterix & Obelix”, als Cäsar das gallische Dorf verschenkt. Das Comicbuch “Das Geschenk Cäsars” aus 1974 von Goscinny und Uderzo handelt davon, wie Cäsar Soldaten beschenkt , die zwanzig Jahre in der Armee gedient haben, mit Ländereien. Darunter ist ein Soldat namens Keinentschlus, ein Trinker, der im Alkoholdelirium Cäsar beleidigt hat. Cäsar schenkt ihm zur Strafe das gallische Dorf. Keinentschlus kann kurz darauf in einer Gastwirtschaft die Rechnung nicht begleichen und schenkt die Plakette mit dem Siegel Cäsars, das ihn als Besitzer des gallischen Dorfes ausweist, dem Wirt Orthopädix. Dass römische Legionäre am Ende ihrer Dienstzeit Ländereien bekamen, ist wahr. Wie im Comic hing die Großzügigkeit dieser honesta missio (ehrenvoller Abschied) davon ab, wie sich die Soldaten ihren Vorgesetzten gegenüber verhielten.

Das erste vorgestellte Objekt war ein sehr abgenutzter Gartenzwerg aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde missverstanden, was die Person haben wollte – was am Christkindl-Zettel stand. Die Dame ist ein absoluter Fan des französischen Films “Die wunderbare Welt der Amélie”. In dem Film wird Amelies Vater, den sie gelegentlich per Bahn besucht, immer abwesender und hört ihr kaum noch zu. Auf das Mausoleum seiner verstorbenen Frau setzt er einen großen Gartenzwerg, den seine Frau nie ausstehen konnte.Kurz darauf entwendet Amélie heimlich den Gartenzwerg und übergibt ihn einer Freundin, die als Stewardess arbeitet. Fortan erhält Amélies Vater aus allen Teilen der Welt Fotos seines Gartenzwergs auf Reisen. Leider hat die Beschenkte aber keinen Garten, auch wenn der Gedanke wirklich wunderbar war, so wie Amelies Welt. Der Wert läge bei einem vierstelligen Betrag, wäre der Gartenzwerg in einem besseren Zustand, hier wurden dafür eher um die 300 Euro circa berappt und auch ein Sammler wäre bereit diesen Preis zu bezahlen, aber einer der mindestens einen Schrebergarten hat.

Weiter ging es im Takt mit den ungeliebten Weihnachtsgeschenken. Gewünscht war ein Fox Terrier, geschenkt wurde eine 300-400 Euro Murano Foxl Figur,mit dem man natürlich nicht Gassi gehen muss. Dieser behält auch seinen Wert, solange er nicht runterfällt. Hegen und pflegen muss man ihn doch fast wie einen echten Hund.

Die Kaffeemühle aus den 1920er Jahren, die keinen Strom verbraucht und einem Klimaaktivisten geschenkt wurde, der seinen Kaffee aber trotzdem gerne fein gemahlen trinkt und in der Macchinetta zubereitet, war das nächste Objekt.

Der Wecker, mit dem Konterfei der Mutter am Display, der einem Bummelstudenten geschenkt wurde, kam leider auch nicht gut an. Zum Vergleich hatte ich das Original mit, den legendären 1970er Wecker ohne Foto der Mutter als Schreckenselement. Beim ersten Einsatz wurde er schon gleich an die Wand geworfen, alle Schrauben sind nun locker – das Geschenk wohl nicht mehr funktional.

Weiters wurde ein Smartphone gewünscht, wie man das bei den Jugendlichen ja kennt, geschenkt wurde von den Eltern allerdings das legendäre Eriksson (in beige, auch aus den 1970er Jahren wie das vorhergehende misslungene Geschenk), welches auch einen Auftritt in einem James Bond Film hatte.  Ich selbst hatte eines in Ferrari Rot, nur in dieser Farbe liegt es bei einer Wertigkeit um die 200 Euro.

Einem Ex-alkoholiker wurde eine ein Modell-Bar unter dem Baum gereicht – der Clou: ohne Gläser und das doppelt lustige daran ist, dass wenn die Flaschen angehoben werden, fängt eine Spieluhr an zu spielen, somit kann der Beschenkte nicht unbeobachtet wieder trinken. Pure Versuchung, der widerstanden werden muss.

Der Charles & Ray Eames Loungechair war gewünscht, bekommen hat sie dann leider nur das Modell.

Das letzte Objekt war ein Wurschtelprater Kraftmess-Apparat – ein absolutes Vintage-Highlight (Wertigkeit im vierstelligen Bereich), auch wenn in Wirklichkeit ein Hometrainer DAS Traumgeschenk gewesen wäre.  Verena und ich haben es natürlich gleich ausprobiert, aber leider nur den Säufer-Status geschafft.

Die Geschichten zu diesen Fiaskos sind noch besser als die Geschenke selbst… 

 

Vielen Dank an die Leihgeber:innen (die gerne anonym bleiben wollen).