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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historische Brotdosen

Montag, 07.11.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Warum eine Brotdose so wichtig für meine Karriere war

Die Intro begann diesmal so in etwa in dem Stil “Die Brotdose hat über 100 Jahre auf dem Deckel” (augenzwinkernd metaphorisch gesprochen). Das älteste Modell war …” Halt, Full Stop – etwas ganz Wichtiges noch bevor wir zum Thema kommen: Ich wollte in der Sendung einfach mal eine Lanze brechen für das Studio2-Dekorationsteam. Das Prozedere ist nämlich so: Ich komme mit den Stücken, den Möbeln und Objekten mit Geschichte, die in Kartons und Schachteln verpackt sind, ins Studio. Innerhalb von kürzester Zeit entscheiden dann die beiden Studio2 Mitarbeiterinnen Marion Mannsberger und Christa Dubovsky-Berndl wie man dann, zum Beispiel für diese heutige Sendung, die Objekte so in Szene setzt, dass man das Gefühl hat, in eine Zuckerbäckerei zu kommen. Also an dieser Stelle ein großes Danke an die beiden Damen. Nun zurück zum eigentlichen Thema.

Die über 100 Jahre alte Wiener Dose aus dem Prater, eine der allerersten Stücke, die ich gemeinsam mit einem Freund gefunden habe, war aus einem  Historismusbau aus 1880, welcher leider später abgerissen wurde. 

Wunderbare Funktion mit unglaubliche Technik, optisch ansprechend – da man auch sehen konnte, was sich drinnen befand, da es die einzige Glasdose war, die ich mitgebracht hatte.

Brot selber gibt es seit 11.000 Jahren, man glaubt es kaum! Die Menschen fingen an, Getreide anzubauen. Gegen Ende der mittleren Steinzeit wurde der Getreidebau forciert – seit 6000 Jahren sind die ältesten Getreideformen bekannt: Weizen, Gerste, Hirse, Emmer (dies ist eine alte Weizenart).

Zwischen 6000 – 3000 vor Christus breitete es sich im gesamten Orient (Ägypten, China, Indien,…) aus. Das Wort stammt vom althochdeutschen Begriff „prot“ ab, was so viel bedeutet wie “Gegorenes” (wegen der Hefepilze, beziehungsweise den Milchsäurebakterien).

Durch die Römer gelangte das Wissen des Brotbackens nach Griechenland und über Italien, dann nach ganz Europa. Die Römer hatten Großbäckereien, sie entwickelten steinerne Drehmühlen, die das Zermahlen des Korns vereinfachten. 

Im Jahr 2012 in den Schweizer Alpen  ist aus dem Ewigen Eis eine Brotdose ausgeapert (hier nachlesen), in welcher Getreidekörner gefunden wurden. Diese war aus Holz gemacht, weil – wie wir wissen – Holz die Feuchtigkeit gut hält. Später war das Hauptmaterial allerdings Keramik. Die Brotdosen werden mit Luftlöchern versehen, damit es zu keinem Schimmelbefall kommt. Die Keksdosen hingegen sind am besten luftdicht, um vor allem in der Weihnachtszeit die Vanillekipferl weich werden zu lassen.  

Strenge und verspielte Musterungen gibt es bei den verschiedenen Brot-/Keksdosen. Ein mitgebrachtes Objekt war von 1910 herum von Joseph Maria Olbrich.  Dies ist meine private Dose, welche ich nicht hergeben würde, aber müsste ich sie heute kaufen, würde ich sicher 600 Euro dafür ausgeben, denn das wäre sie auch wert.

Die Dekorsachen können klassisch oder verspielt sein, wie wir gesehen haben – zwei Objekte, die ich präsentierte waren von einer tschechischen Manufaktur und der Manufaktur aus Wilhelmsburg dem Vorgänger von Lilienporzellan, mit Spritzdekor. Spritzdekor bedeutet nicht glasiert, sondern mit Schablone gespritzt – dadurch entstand das geometrische Muster auf der einen Dose oder das wolkenähnliche Himmelsgebilde auf der anderen Brotdose.

Verena meinte dann, dass einige Brotdosen sie an Biedermeier Dekor erinnern würden, aber in Wirklichkeit waren diese eher im Art Deco um die 1920/30er angesiedelt. 

Die Wiener Rose, die ja dann auch auf Alt Wiener und Augarten Porzellan zu einem weit verbreiteten Muster avanciert ist, war diesmal von Eichwald (um 1900, eine Manufaktur aus Deutschland).

Auf Verenas Frage hin, ob es denn eine Sammler:innen Community für Keks-/und Brotdosen gäbe, meinte ich einleitend, dass ich ein großer Fan davon wäre, Küchen individuell zu gestalten, mit speziellen Stücken, die sonst kein/e andere/r hat. In Holland gibt es fanatische Sammler, welche Brotdosen mit Henkel auch auf Reisen für das Outdoor Picknick mitnehmen. Es gibt überall Communities, auch in USA, aber gerade Holland ist ein Hotspot, wo es ganze Messestände ausschließlich für Keks- und Brotdosen gibt. 

Der Anstoß mich mit alten und schönen Dingen zu befassen, war diese ominöse Glas Keks-/Brotdose, die mein Freund und ich im Prater entdeckt haben. Also schon allein aus diesem Grund ein ganz besonderes Stück. 

Unser täglich Brot gib’ uns heute…gerade in Zeiten wie diesen!

Vielen Dank an den Leihgeber Paul Kozak.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historische Gartenmöbel

Montag, 30.05.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Gartensessel mit Geschichte

Sitzen im Grünen – im dicht bebauten Stadtgebiet hat natürlich, vor allem in Zeiten des Klimawandels und unerträglichen Hitzeperioden, besondere Bedeutung für Lebensqualität. Der Blick ins Grüne lässt die Menschen entspannen, die positive Wirkung von Pflanzen führen zu einer Steigerung des Wohlbefindens, zu einer Reduktion von Stress, Angst, Depression und zu einer Verbesserung der Konzentration, so wie der geistigen Aufnahmefähigkeit. Grüne Oasen im öffentlichen Freiraum waren und sind unverzichtbar. Die passenden Sitzmöbel sind ein absolutes MUSS für die Gewährleistung dieses urbanen Genusses. 

“Wir haben mit unserem Experten Christof Stein Platz genommen auf Sitzgelegenheiten des öffentlichen Raumes anno dazumal.” meinte Verena als Einstieg in meinen Sendungsbeitrag über historische Gartensessel. “Die kannst uns öfter mitbringen!” hat dann Norbert schmunzelnd hinzugefügt. 

 

Trotz historischem Background oder besser gesagt: der metallenen Sitzfläche sitzt man doch sehr bequem auf einigen dieser Möbelstücke mit Geschichte. Der Eisenklappsessel aus circa 1800 war das älteste Modell und ausgestattet mit einem Eisendraht, der so gewebt war, dass, wenn man ihn zusammenklappt, sich der Draht so richtig schön ein- und entfädelt hatte. Dieses Fundstück lässt sich jetzt nicht direkt verorten, in Hinblick auf einen bestimmten Stadtgarten aber beispielsweise der Augarten, der älteste Garten, der öffentlich zugänglich gemacht wurde im Jahr 1775 (errichtet wurde er schon 1650), hätte auch so ein öffentliches Möbel beherbergt. (1766 wurde er Prater öffentlich zugänglich gemacht, allerdings galt dieser nicht als kleiner Stadtgarten oder Stadtpark, durch die weitläufigen Jagdgründe).

 

Der nächste Park, der öffentlich zugänglich gemacht wurde, war dann der Stadtpark, der durch die Schleifung der Stadtmauer und dem Bau der Ringstraße entstand. Die offizielle Eröffnung war 1862 unter dem Motto: „freundlicher Ziergarten mit schönen Sträuchern, freien Durchsichten, verschlungenen Wegen und Blumenpflanzungen“.

Da sagt man ja, da hat es die “Lästerallee” gegeben, wo die schärfsten Zungen gesessen sind und die vorbeispazierende Gesellschaft mit Kommentaren versehen hat. Bis Ende der 1950er Jahre waren in den Parks der Stadt Wien Sesselfrauen (umgangssprachlich: Sesselweiber) tätig. Sie vermieteten an Parkbesucher Sessel. In einer Rathauskorrespondenz vom 3.7.1956 wird sogar kritisiert, dass durch die Abschaffung der Sesselfrauen nun ein Mangel an Sitzplätzen entstanden sei. Das Stadtgartenamt hat daraufhin Sessel für den Stadtpark (und den Rathauspark) bestellt.

 

Einige dieser historischen Sessel für den öffentlichen Bereich waren einklappbar, um sie leichter wegräumen zu können und verfügten natürlich auch über einen kreativen Diebstahlschutz – durch einen Metallkreis am Sesselfuß wurde eine Stange gezogen. 

Heutzutage gibt es dann sogar Loungemöbel, die zum Verweilen einladen – wie im Museumsquartier die berühmten Enzis (ursprünglich aus Hartgummi gemacht). Jedes Jahr wird im demokratischen Verfahren eine neue Farbe bestimmt – bei den Versteigerungen von den Original Enzis aus der ersten Serie wurden bis zu 6000 Euros erzielt.

 

Der teuerste Sessel, den ich mitgebracht hatte, war für das Sanatorium Purkersdorf von Josef Hoffmann entworfen worden. Als das Sanatorium saniert wurde, Denkmalschutz war nicht so gegeben und das Bewusstsein für diese wunderbaren Jugendstil Sessel war leider auch nicht vorhanden, gab es gottseidank es ein paar wenige Personen, die in weiser Voraussicht diese grandiosen Stücke aus den Müllcontainern gerettet haben. Der Sessel, den ich mit hatte, war natürlich schon restauriert, sonst hätte man ihn so gar nicht verwenden können und liegt bei einer Wertigkeit von 2000 Euro als Einzelsessel. Grandios, nicht wahr? Dieser wurde eben auch speziell nur für das Sanatorium gefertigt und ist somit eine Rarität (vor allem weil so viele davon einfach entsorgt wurden).

 

Die Sitzmöbel, typische Gartensessel, die wir auch von den Großeltern noch kennen, die so genannten “Spaghettisessel” (die sprichwörtliche Form gibt den italienisch inspirierten Namen vor) boomen ja im Moment. Sie stammen aus der Zeit des Lilienporzellans in den wunderschönen pastelligen Farben, stapelbar oder klappbar, und diese sind eben wie gerade erwähnt absolut wieder in. Die neue Generation steht ja unglaublich auf Nachhaltigkeit und die Rückkehr zum Analogen sowie das Interesse an Vintagemöbel und Nostalgieobjekten floriert. Ich finde das großartig, dass sich dieses Bewusstsein wieder entwickelt. 

Wer sammelt solche Möbel, fragte mich Verena zum Abschluss – also auf jeden Fall viele Museen, wie das MAK oder das Hofmobiliendepot oder eben auch private Sammler:innen. Diese Sesselsammlung kam aus einem legendären Filmrequisitenfundus. 

 

Danke an dieser Stelle an Paul.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Der Mecki

MONTAG, 015.03.2021, ab 17:30 Uhr

Studio 2//ORF

Laut Norbert Oberhauser war ich heute “artgerecht” angezogen für meinen Beitrag über den Mecki…meine wunderbare Partnerin Elisabeth meinte auch “Man merkt, dass heuer der Fasching ausgefallen ist”. Aber nun zum eigentlichen Thema:

Heute bin ich auf Sehnsüchte der Kinder eingegangen und auf den Wunsch nach Normalzeit auch für die Kleinsten.

Der Mecki: Ein Betthupferl an das sich die Junggebliebenen sicher noch erinnern können, erfunden 1840 in der Spätbiedermeierzeit, Symbol des Wirtschaftswunders und im deutschen Sprachraum bekannter und beliebter als Micky Mouse.

Alles begann mit dem Igel. Die Gebrüder Grimm haben das wunderbare Märchen “Der Hase und der Igel” aufgegriffen, wo der Igel der smarte Charakter ist, und der Hase sich “abstrudelt” und dann stirbt. (Nähere Informationen findet ihr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Hase_und_der_Igel)

Verantwortlich für den frühen Erfolg der späteren Meckis waren die Gebrüder Diehl, welche die Hase Igel Geschichte 1938/39 verfilmten. Sie gelten damit als die Väter der Igelfigur, aus der später Mecki hervorgehen sollte. 

Der Teddybär war nach dem zweiten Weltkrieg in jedem Kinderzimmer zu finden und galt als DAS Schmusetier. Durch das deutsche Wirtschaftswunder (auch bekannt als der Nachkriegsboom, weiterführend Information findet ihr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftswunder) ist der Mecki in aller Munde gewesen und hat die deutschen und österreichischen Wohnzimmer erobert. Der stilbildende Igel für Frisur und Mode, Maskottchen der Zeitschrift “Hörzu” und ab den 50er engster Vertrauter der Kinder.

Hörzu (1946-2013) war die erste Programmzeitschrift seit 1945. Eduard Rhein, der Chefredakteur suchte den Rechteinhaber um den Igel zu seinem Maskottchen zu machen – konnte ihn aber nicht finden. Zur Namensgebung gibt es zwei Geschichten: Der Igel sollte zu den Seiten von Hörzu ausgiebig meckern, beziehungsweise  der Igel bekam seinen Namen von Redakteur Hans Meckelnburg, der den  Spitznamen Mecki trug. Der erste Auftritt in Zeitschrift: 43/1948 Titelseite und sollte das Radioprogramm kritisch kommentieren.

Diehl bemerkte die Abbildungen und es kam zu einer gerichtliche Auseinandersetzung und letztendlich zu einem Vergleich – Das Resultat: Hörzu: Mecki ausschließlich für Comics und Bilderbücher, Vermerk: Zeichnung der Mecki Figur nach Diehl-Film.

Die Firma Steiff bekam die Lizenz für die Produktion Anfang der 1950er Jahre (1951 Produktion, danach Meckis Frau Micki, Kinder Macki und Mucki) – die Steiff Meckis haben meinen Beitrag bereichert, ebenso wie die Postkarten und Geschichten.

Bücher: 1952-1964 jedes Jahr zu Weihnachten ein Mecki Bilderbuch, Verlag Hammerich & Lesser (Springer Konzern)

Text: Eduard Rhein, Zeichnungen: Reinhold Escher (1. Buch) danach Wilhelm Petersen

Einige der Geschichten sind natürlich heutzutage nicht mehr als politisch korrekt einzustufen mit Titeln wie “Mecki bei den Negerlein” (1957) aber im Kontext der damaligen Zeit als Sammelobjekt als zeithistorisch relevant einzustufen. 

Der österreichische “Gegenmecki” war ein wenig kleiner und wurde in verschiedenen Szenen dargestellt – Bier trinkend, als Fußballer, als Glücksbringer Rauchfangkehrer.

Beides wird heutzutage von tausenden Menschen gesammelt, es gibt Vereine und die/der eine oder andere hat wohl heute feuchte Augen bekommen…

Wir alle freuen uns schon auf mehr Normalzeit, wenn der Prater wieder aufsperren wird und die Meckis in der Meckibahn aufspielen. Der Mecky-Express im Prater singt jedem Gast ein Ständchen. Die Kapelle von 1960 wurde erbaut von Robert Holzdorfer und ist eine kleine Bahn mit Igeln, die an Schaukästen vorbeifährt mit diversen Miniaturbauten (z.B.: Flughafen Schwechat 1963, Heinzelmännchen, Bremer Stadtmusikanten, Indianerüberfall,…   alles mit Igel-Figuren dargestellt).