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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Kunstfotografie

 

Montag, 02.9.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Österreichische Kunstfotografen – Anja Hitzenberger, Erwin Wurm, Rita Nowak, Michael Horowitz, und Co.

“Heute wieder Christof Stein, Experte für Altes und Schönes bei uns. Christof, das sind tatsächlich ganz viele Fotos, die bei Dir hängen, oder?”, so leitete Norbert meinen Sendungsbeitrag ein. 

Meine Antwort darauf: “Ja, das ist tatsächlich Teil meiner Sammlung!”

Darauf Norbert spielerisch “Wie schafft man es als Fotografie in Deine Sammlung?”.

Also, Schönheit ist nicht genug, es braucht eine Geschichte dahinter, denn Kunst ist eine emotionale Sache.

Wir erinnern uns an meine Sendungsbeitrag über Vintagefotografie, wo ich auch über die Geschichte der Fotografie gesprochen habe.

Im 19. Jahrhundert entstand das erste Foto der Geschichte Joseph Nicéphore Niépce. Eine Verbesserung der Aufnahmetechnik gab es dann durch den Maler Louis J. M. Daguerre und den Physiker Richard Maddox.

Die Kunstfotografie entstand um 1850 in England und kopierte zu Beginn die Techniken der Malerei. Alfred Stieglietz gründet dann die Bewegung “Photo-Secession” , welche maßgeblich am Aufstieg der modernen Fotografie zu Beginn des 20.Jahrhunderts beteiligt war.

Kurz vor 1900 entwickelt sich die Bewegung, deren Hauptanliegen die Gleichstellung der Fotografie mit der bildenden Kunst war.

Hierzulande entsteht um den Dreh ein international tätiges Netzwerk, die eine enge Beziehung zur progressiven Kunstszene der Wiener Secession hält und mit Hilfe aufwändiger Drucktechniken bildgewaltige, an der Malerei geschulte Kompositionen schafft.

Zurück zur Sendung und meinen mitgebrachten Sammlungsstücken:

Ich hatte geschichsträchtige Fotografie mit – vor allem österreichische und zeitgenössische Künstler:innen – es gäbe natürlich auch viel zu reden über internationale Fotokunst, aber mein Fokus lag für die Sendung auf den österreichischen Positionen unserer Zeit.

Reiner Riedler ist einer dieser Ikonen – die Fotodokumentation seiner Reise durch Ukraine ein Jahr bevor die Ukraine überfallen wurde, kam dann anlässlich der Kriegssituation in eine Charity Aktion  organisiert durch Peter Coeln und dort stach mir ein bestimmtes Sujet ins Auge – für die gute Sache und dann auch noch das Thema Marktszenerie- die Fotografie musste ich haben!

Beim Wert liegen wir bei ungefähr 1500 Euro.

Franz Hubmann, auch ein großartiger Vertreter der österreichischen Szene – in der Sendung vertreten mit einem Porträt von Alberto Giacometti (Paris, 1957). Ein absolutes Weltbild, das in allen möglichen Publikationen gezeigt wurde. In dieser Edition liegen wir bei einem Wert von circa 2500 Euro. Ich habe es von dem Sammler Klewan, ehemals Haus der Bilder, der eine der größten Sammlungen von Lassnig und Giacometti Kunstwerke hat.

Eine meiner absoluten Lieblingskünstler:innen ist Anja Hitzenberger, die in NYC lange gelebt im Österreichischen Kulturforum ausgestellt hat – jenes Bild hängt bei mir an einem ganz speziellen Örtchen und ist quasi ein Sinnbild für das Körpergefühl vorher und nachher. Hitzenberger hat viele Jahre mit Kiki Kogelnik quasi zusammen gewohnt und die letzten Jahre fotografisch begleitet. Auch hier liegen wie bei einem geschätzten Wert von 2500 Euro.

Die nächsten Arbeiten waren Vintage Prints von Michael Horowitz. Auf einer Fotografie sieht man die ORF Mitmoderation von Künstlerin Kiki Kogelnik anlässlich der Mondlandung 1968 oder auch das Sujet mit

Axel Corti oder eben auch Teddy Podgorski, der ja auch Boxer war und gerade austeilt auf dem Bild. Diese Vintage Prints haben eine Wertigkeit von um die 1000 Euro und man kann sie gerne bei mir im Showroom begutachten.

In meiner Garderobe hängt die Fotoarbeit von Lies Maculan und zeigt alles was man zum Leben braucht – Hausbaumaterial, Vitamine in Form von Früchten, Kunst, Licht, Zeit, Reisepass, eine gewisse Scheiß drauf Attitüde und all das ergibt dann Liebe, mit einem Wert in dieser Ausführung und Edition von 3000 Euro

Eine weitere Lieblingskünstlerin von mir ist Rita Nowak, deren Karriere ich mitverfolgt habe. Da war sie junge 16, als ich bei ihrer ersten Präsentation dieses Werk erstanden habe. Vom Mak wurde sie später beauftragt ein ganzes Buch zu fotografisch zu untermalen – ich hatte zwei Foto mit, worauf Heimo Zobernig und Erwin Wurm abgebildet waren

“Hast du das gespürt, dass sie berühmt wird?”, fragte mich dann Norbert.

Nein, das wusste ich nicht, aber mir gefiel ihre Bildsprache schon damals.

Wichtig bei der Bewertung der Fotografien ist natürlich das

Motiv, die Edition, der Kontext (ob es ein Schnappschuss war beispielsweise).

Für mich persönlich geht es beim Kunstkauf aber immer um Emotion, nicht unbedingt um das Wachstumspotenzial am Kunstmarkt.

Ganz ein teures Stück war eine Fotografie von Erwin Wurm mit einer Wertigkeit über 10.000 Euro. Wurm ist ja für seine One Minute Sculptures oder Tiny Houses weltberühmt. Norbert schmunzelnd: “Die spuckt ihr in die Suppe – das ist aber kein spontanes Foto, oder?” – nein, hier handelt es sich um eine Inszenierung, es ist wie eine Art Theaterstück zu verstehen.

Zu guter Letzt zeigte ich Werke von Peter Möstl. Bei den Fotografien liegen 40 Jahre dazwischen – es ist eine Dokumentargeschichte aus Mürzzuschlag, ein Brauhaus, das 1984 abgerissen wurde und von ihm 2022 wieder besucht wurde –  es zeigt das Vergängliche und das Entstehenlassen, eine Art Renaturierung (das Zauberwort 2024!).

Fotografie kann so viel, da waren uns Norbert und ich am Schluss einig!