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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Ungeliebte Weihnachtsgeschenke

Montag, 08.01.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Weihnachtsgeschenke reloaded

“Weihnachten ist, wie wir wissen, die Zeit des Schenkens und der Januar ist dann immer eine Zeit des Umtausches, da muss man ganz ehrlich sein!” meinte Verena mit einem Augenzwinkern. 

“Christof, Du hast einige Unikate mitgebracht, die eigentlich Freude bereiten sollten, aber es kam dann anders”. 

Schon letztes Jahr haben wir im Januar 2023 aufgezeigt, wie unpassend Weihnachtsgeschenke manchmal ausfallen können. Da jener Sendungsbeitrag so gut angekommen ist, dachte ich mir, ich frage mal wieder im Familien- und Freundeskreis welche Highlights, aber auch welche Enttäuschungen es im Sinne von Geschenken dieses Jahr gab. 

Geschenkt wurde immer schon, schon historisch gesehen, wenn man an das trojanische Pferd denkt, dass die Griechen ja den Trojanern geschenkt haben. Metaphorisch versteht man heute unter einem „trojanischen Pferd“ ein harmlos aussehendes Objekt, das ein Angreifer zur Tarnung verwendet, um in einen sicheren, geschützten Bereich eingelassen zu werden.

Oder man denke nur an “Asterix & Obelix”, als Cäsar das gallische Dorf verschenkt. Das Comicbuch “Das Geschenk Cäsars” aus 1974 von Goscinny und Uderzo handelt davon, wie Cäsar Soldaten beschenkt , die zwanzig Jahre in der Armee gedient haben, mit Ländereien. Darunter ist ein Soldat namens Keinentschlus, ein Trinker, der im Alkoholdelirium Cäsar beleidigt hat. Cäsar schenkt ihm zur Strafe das gallische Dorf. Keinentschlus kann kurz darauf in einer Gastwirtschaft die Rechnung nicht begleichen und schenkt die Plakette mit dem Siegel Cäsars, das ihn als Besitzer des gallischen Dorfes ausweist, dem Wirt Orthopädix. Dass römische Legionäre am Ende ihrer Dienstzeit Ländereien bekamen, ist wahr. Wie im Comic hing die Großzügigkeit dieser honesta missio (ehrenvoller Abschied) davon ab, wie sich die Soldaten ihren Vorgesetzten gegenüber verhielten.

Das erste vorgestellte Objekt war ein sehr abgenutzter Gartenzwerg aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde missverstanden, was die Person haben wollte – was am Christkindl-Zettel stand. Die Dame ist ein absoluter Fan des französischen Films “Die wunderbare Welt der Amélie”. In dem Film wird Amelies Vater, den sie gelegentlich per Bahn besucht, immer abwesender und hört ihr kaum noch zu. Auf das Mausoleum seiner verstorbenen Frau setzt er einen großen Gartenzwerg, den seine Frau nie ausstehen konnte.Kurz darauf entwendet Amélie heimlich den Gartenzwerg und übergibt ihn einer Freundin, die als Stewardess arbeitet. Fortan erhält Amélies Vater aus allen Teilen der Welt Fotos seines Gartenzwergs auf Reisen. Leider hat die Beschenkte aber keinen Garten, auch wenn der Gedanke wirklich wunderbar war, so wie Amelies Welt. Der Wert läge bei einem vierstelligen Betrag, wäre der Gartenzwerg in einem besseren Zustand, hier wurden dafür eher um die 300 Euro circa berappt und auch ein Sammler wäre bereit diesen Preis zu bezahlen, aber einer der mindestens einen Schrebergarten hat.

Weiter ging es im Takt mit den ungeliebten Weihnachtsgeschenken. Gewünscht war ein Fox Terrier, geschenkt wurde eine 300-400 Euro Murano Foxl Figur,mit dem man natürlich nicht Gassi gehen muss. Dieser behält auch seinen Wert, solange er nicht runterfällt. Hegen und pflegen muss man ihn doch fast wie einen echten Hund.

Die Kaffeemühle aus den 1920er Jahren, die keinen Strom verbraucht und einem Klimaaktivisten geschenkt wurde, der seinen Kaffee aber trotzdem gerne fein gemahlen trinkt und in der Macchinetta zubereitet, war das nächste Objekt.

Der Wecker, mit dem Konterfei der Mutter am Display, der einem Bummelstudenten geschenkt wurde, kam leider auch nicht gut an. Zum Vergleich hatte ich das Original mit, den legendären 1970er Wecker ohne Foto der Mutter als Schreckenselement. Beim ersten Einsatz wurde er schon gleich an die Wand geworfen, alle Schrauben sind nun locker – das Geschenk wohl nicht mehr funktional.

Weiters wurde ein Smartphone gewünscht, wie man das bei den Jugendlichen ja kennt, geschenkt wurde von den Eltern allerdings das legendäre Eriksson (in beige, auch aus den 1970er Jahren wie das vorhergehende misslungene Geschenk), welches auch einen Auftritt in einem James Bond Film hatte.  Ich selbst hatte eines in Ferrari Rot, nur in dieser Farbe liegt es bei einer Wertigkeit um die 200 Euro.

Einem Ex-alkoholiker wurde eine ein Modell-Bar unter dem Baum gereicht – der Clou: ohne Gläser und das doppelt lustige daran ist, dass wenn die Flaschen angehoben werden, fängt eine Spieluhr an zu spielen, somit kann der Beschenkte nicht unbeobachtet wieder trinken. Pure Versuchung, der widerstanden werden muss.

Der Charles & Ray Eames Loungechair war gewünscht, bekommen hat sie dann leider nur das Modell.

Das letzte Objekt war ein Wurschtelprater Kraftmess-Apparat – ein absolutes Vintage-Highlight (Wertigkeit im vierstelligen Bereich), auch wenn in Wirklichkeit ein Hometrainer DAS Traumgeschenk gewesen wäre.  Verena und ich haben es natürlich gleich ausprobiert, aber leider nur den Säufer-Status geschafft.

Die Geschichten zu diesen Fiaskos sind noch besser als die Geschenke selbst… 

 

Vielen Dank an die Leihgeber:innen (die gerne anonym bleiben wollen).

 

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Modellspielzeug

Montag, 21.12.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: „Spielzeug für Erwachsene“

“Bei manchen Erwachsenen wird das Herz jetzt höher schlagen und sie wollen wieder Kind sein, Christof Stein hat uns diesmal Spielzeug für Erwachsene mitgebracht!”, so begann Verenas Einführung in meinen Sendungsbeitrag.

In der Kunstkammer kann man sich die unglaublichsten Schiffsmodelle anschauen, das wissen die wenigsten, dass die Habsburger so verspielt waren. Technische Meisterwerke, die schon vor 200-300 Jahren so gebaut wurden, so dass man aus der Miniaturkanone eine echte goldene Kugel schießen konnte. An diesen Objekten wurde oft bis zu zwei Jahren gebastelt, um sie detailgetreu wiedergeben zu können.

Die erste deutsche Eisenbahn fuhr am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth. Schon kurz danach tauchten in den Zeitungen Werbeanzeigen für sogenannte “Bodenläufer” auf – kleine Fahrzeuge, die man an einer Schnur hinter sich herziehen konnte. Sie ähneln nur grob dem Vorbild der Ludwigseisenbahn. Einem bestimmten Maßstab entsprachen diese Kinderspielzeuge damals noch nicht.

Genau wie die erste Eisenbahn mit Uhrwerkantrieb, die Märklin 1891 präsentierte. Solche fahrenden Eisenbahnen waren für ärmere Haushalte, wie man sich vorstellen kann, anfänglich unbezahlbar.

Keine andere Spurgröße bietet so eine große Produktvielfalt wie die Spur H0. Mit einem Maßstab von 1:87 sind ihre Modelle ungefähr halb so groß wie die der einst viel verbreiteten Spur 0. H0 Spur -bedeutet, dass die Modelle 87 mal kleiner als das Original sind.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen dann auch die ersten Modellautos auf. Auch die Autos erinnerten zunächst nur vage an ihre Vorbilder – bis die Hersteller sie als Werbemittel entdeckten. Getreu seinem Motto: “Die ersten Worte, die ein Kind sprechen können muss, sind Papa, Mama und Citroën”, ließ der französische Autoproduzent André Citroën ab 1922 vom Spielwarenhersteller Fernand Migault winzige, nahezu perfekte Kopien seiner Autos herstellen. Andere Autoproduzenten folgten seinem Beispiel.

Der Trend zum naturgetreuen Nachbau hielt an. Eisenbahnen und Autos, aber auch Flugzeuge, Schiffe und Gebäude orientierten sich zunehmend an Vorbildern in der großen Welt. Und die Modelle galten immer weniger als Spielzeug: Modellbau wurde zum respektierten Hobby für Erwachsene.

In den 1960ern entwickelte sich die elektrische Eisenbahn zum beliebten Weihnachtsgeschenk. Allerdings wurde die Bahn in den meisten Haushalten auch nur einmal im Jahr hervorgeholt – an Weihnachten.

Echte Modellbauer jedoch verpacken ihre Bahn nicht in Kisten, sie bauen ihr eine Welt. Im Handel gibt es heute eine breite Palette an Produkten, die bei der Gestaltung helfen können. Aber sie haben auch einen hohen Preis: Eisenbahn-Modellbau gehört zu den teuren Hobbys.

Aber nun zu den mitgebrachten Objekten mit Geschichten, die ich in der Sendung präsentierte:

Die Eisenbahn, die ich mitgebracht hatte, war eine tolle Spenglerarbeit, mit detaillierter Innenausstattung, bestehend aus tausend Teilen und bei der Wertigkeit im höheren vierstelligen Bereich liegend, eine ÖBB Dampflok aus den 1920/30er Jahren.

Einmal zusammengebaut, bleibt das Modell dann so, nicht wie bei Lego wo man es wieder auseinander nehmen kann. Diese sind industriell schon fertig erzeugt und entsprechen eben keinem Modellbausatz. Man gibt besondere Stück wie diese Dampflok dann über Generationen weiter, ein Familienschatz sozusagen, wie ein Barock Tabernakel.

Das nächste Objekt war ein Modell der legendären Hamburg II, so genannter Schlepper, die große Dampfer aus dem Hafen herauszog, ein Ferrari der Schiffe, weil die Hamburg II über so viele PS verfügt. Die Liebe zur Materie zeigt sich in der Detailverliebtheit, der richtige Maßstab der Flaggen – und im Rettungsboot liegt sogar einer.

„Wie wird es weiterverkauft ?“, fragte mich dann Verena – eine größere Wertigkeit erlangt man, wenn das Stück in einem guten Zustand ist, aber auch der Besitzer macht einen Unterschied – wenn diese/r also eine bekannte Persönlichkeit war und die Provenienz nachvollziehbar ist und/oder die Originalverpackung noch besteht, dann hat sich die Wertigkeit – salopp gesprochen – “gewaschen”.

Ohne Koffer lägen wir nun bei dem Modellschiff bei 700 – 900 Euro mit Originalkoffer bei 1500 – 1700 Euro, wenn es Jacques-Yves Cousteau

in den Händen gehalten hätte, dann wären wir fix im fünfstelligen Bereich.

Bei dem Motorboot Modell im James Bond Style Ende 1960er Jahre war der Motor unfassbar detailgetreu.

Da kann man sich Roger Moore oder Sean Connery mit den Girls darin regelrecht vorstellen.

Beim Modellauto fehlte ein Scheinwerfer. Diesen aufzutreiben wäre sicher ein Unterfangen, wo man sich in den Untiefen des Internets bewegen müsste, um es zu finden. Die fehlende Radkappe ist natürlich auch ein NO GO. Fehlende Teile senken natürlich die Wertigkeit.

Zum Abschluss sprach ich noch über das Segelschiffmodell, bei welchem das Segeltuch aus echter Seide gemacht war, Tischlerkunst vom Feinsten, selbst Deck und Boden wie beim richtigen Schiffbau gefertigt waren.

Die Überschreitung unseres Zeitlimits kam dann geräuschintensiv mit Norbert ins Bild – ein Modell Lkw, der Norberts Spieltrieb geweckt hatte. Das Herrliche daran war, dass der LKW aus dem Altwarenhandel kommt und einfach alles kann, er blinkt, er startet im Originalton und schüttelt sich dabei, ist ferngesteuert – und hupen geht auch. Wir Männer konnten gar nicht genug bekommen, Verena war schon am Verzweifeln und wurde neckend von Norbert angefahren. Nichts passiert natürlich. Am Ende haben wir alle gelacht.

 

Vielen Dank an den Leihgeber Paul.