Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Schifoan! Schifoan is des leiwandste!
Montag, 06.02.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF
Thema diesmal: Die Geschichte des Skifahrens und der Ausrüstung
“So auf geht’s! Echt-Bambus – in die Geschichte der Ski!”
” Zack und dann stößt man sich ab!”, so lautete Verenas Einstieg in den Sendungsbeitrag.
Bei den schönen alten Bambusskistangen handelte es sich natürlich um zeithistorisch spannende Objekte. Bei dem Material Bambus ging es hauptsächlich um die Elastizität. Auf Verenas entzückten Kommentar: “Die Ledergriffe sind wunderschön gearbeitet!” folgte mein “da waren richtige Sattler dran!” Bonmot.
Aber kurzer FULL STOP und lasst uns das ganze mal von Beginn an ansehen…
Die Geschichte des Skifahrens lässt sich bis zum Jahr 8000 v. Chr. zurückverfolgen. Ursprünglich wurden die ersten Skier als Fortbewegungsmittel verwendet, um die Jagd im Tiefschnee zu vereinfachen. Zum beliebten Freizeitsport entwickelte sich das Skifahren dann erst im 20. Jahrhundert. Einige der ältesten Skier wurden in Schweden und Finnland ausgegraben und sind den heutigen Modellen bereits sehr ähnlich. Um ca. 4000 v. Chr. sind sie wahrscheinlich mit Hilfe von Steinwerkzeugen erzeugt worden. Grund dafür war wohl die Jagd.
Das Västerbotten Museum in Schweden besitzt eine absolute Rarität: den ältesten Ski der Welt. Laboranalysen haben gezeigt, dass er um die 5400 Jahre alt (also noch etwas älter als die Gletschermumie Ötzi vom Hauslabjoch) ist.
Aber wer hat’s erfunden (den Slogan, den wir aus einem berühmten Werbeclip kennen) ?
Die Region Telemark in Norwegen gilt als Ursprung des Skifahrens. Dort dienten Skier zwar auch der Fortbewegung in der verschneiten Landschaft, daneben wurden sie aber auch erstmals zu militärischen Zwecken genutzt.
Der Krainer Bauernskilauf
Wo der moderne Skilauf seine tatsächlichen Wurzeln hat, ist eine umstrittene Geschichte. Das slowenische Krain wird in der Geschichte der Skitechnik oft übersehen. Im 17. Jahrhundert brachten slawische Einwanderer den Ski aus dem russischen Nordosten, wo er wahrscheinlich aus Skandinavien gelandet ist, mit. Der Krainer Bauernskilauf führte über wilde Abfahrten und sogar kleine Slaloms, blieb aber relativ unbedeutend. Richtungsweisender sind die Entwicklungen in der norwegischen Landschaft Telemarken, wie zuvor erwähnt, wo um 1860 Stopp- und Richtungswechsel entwickelt wurden.
Materialität der Urmodelle
Das norwegische Urmodell der Skier war für das steile Gelände der Alpen nicht geeignet. Ausrüstung und Fahrtechnik mussten den Alpenhängen angepasst werden, was dem Österreicher Mathias Zdarsky gelang, der aus diesem Grund auch als Pionier des alpinen Skisports gilt. Die von ihm entwickelte Bindung gab dem Skifahrer mehr Halt und ermöglichte dadurch das Steuern der Skier und das Befahren steiler Hänge in Kurven.
Im Jahr 1900 gründete Zdarsky den “Internationalen Alpen Skiverein”, der vor dem Ersten Weltkrieg der größte Skiverein Mitteleuropas war. Im selben Jahr fanden auch die ersten deutschen “Ski-Weltmeisterschaften” statt. 1905 wurde der erste, ebenfalls vom Alpin-Ski-Pionier Zdarsky organisierte Torlauf der Weltgeschichte abgehalten. Damals ging jeder Abfahrt ins Tal ein langwieriger Fußmarsch voraus – der erste Skilift der Welt wurde erst 1908 am Arlberg in Betrieb genommen. Dieser wurde, nicht wie heute üblich, durch Strom, sondern durch Wasserkraft angetrieben.
Fun Facts
Der Skisport war, im Gegensatz zu vielen anderen Sport- und Freizeitaktivitäten, keine Männerdomäne. Schon im Jahr 1863 nahm eine Frau, die damals 16-jährige Ingrid Olsdatter Vestbyen, an einem Skirennen teil.
1936 in Garmisch war der alpine Skilauf erstmals Teil der Olympischen Winterspiele. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits unterschiedliche Disziplinen im Skisport herauskristallisiert: Neben Slalom und Abfahrt gab es schon eine Kombination sowie den Langlauf und das Skispringen.
Skifahren als Freizeitaktivität
Das Ende des Ersten Weltkrieges regte den Touristenverkehr stark an und der Skisport wurde zur Freizeitaktivität für viele Menschen.
Erstmals als Touristenaktivität wurde das Skifahren im Jahr 1915 erwähnt. Erste Skigäste kamen in den Goldenen 1920er Jahren nach Österreich.
Aber nun zurück zur Sendung…
Ich hatte in der Sendung Skier aus Holz vom Sporthaus “Ledermüller” mit, schon damals um 1910 wurden in Baden in der Wassergasse solche Ski verkauft.
Übrigens, der Ausdruck “Ski” kommt aus dem Norwegischen und bedeutet so viel wie “gespaltenes Holz” oder “Scheit”. Tatsächlich bestanden Skier bis ins 20. Jahrhundert aus Holz. Später wurden Materialien wie Metall, Glasfaser und schließlich Kunststoff zum Bau der Sportausrüstung verwendet.
Ski Legenden
Durch die Kriegsindustrie, wie vorher schon angeschnitten, wurden neue Materialien wie Aluminium und Kunststoffe verwendet. Ich hatte ein Paar Ski aus Glasfiber von Blizzard aus den 1960er Jahren mit einer Plakette mit dem Vermerk “Die Garantie läuft 1969 ab.” hatten. Die österreichische Ski-Legende Toni Sailer ist den Kästle Ski, wo ich auch ein Paar in der Sendung vorgestellt hatte, gefahren, später in den 1980er Jahren auch der Schweizer Pirmin Zurbriggen.
Der Wert
Verena hat mich dann noch nach den Werten bei Auktionen gefragt. Da kommt es natürlich immer darauf an, wer das Paar Ski gefahren hat. Da geht es weniger um den Wert der Skier an sich, da diese in extrem hoher Auflage produziert werden, aber die Geschichte rundherum macht es dann aus.
White Star
Beim Grand Prix der Weltausstellung 1958 in Brüssel holte der White Star von Kneissl die Goldmedaille. Kneissl entwickelte in den End-1950er Jahren mit dem “White Star” den ersten Kunststoff-Ski mit Holzkern, der als technologischer Meilenstein in der gesamten Skiindustrie gefeiert wird. Die Skilegende Karl Schranz wurde dann natürlich das Aushängeschild des Unternehmens. Den White Star hatte ich mit in der Sendung und dessen Wertigkeit hängt natürlich an dem großartigen geschichtlichen Hintergrund, wenn es der Ski von Karl Schranz gewesen wäre.
Die Ski, die Wolfgang Ambros gefahren ist, bei dem Video zu seinem Erfolgshit “Skifoan” oder die Original Ski von Hermann Maier beim Olympia Sturz sind natürlich auch unglaublich wertvoll, schon allein der Geschichte wegen.
Sonst haben die zeithistorischen Skibretter einen großartigen Dekorationswert – ein MUSS für jede Skihütte, um dazu zünftig singen zu können.
Medaillen
Als letzte Schauobjekte präsentierte ich noch verschiedene Medaillen, wobei es bei einer die Vermutung gab, dass sie von dem Maler Alfons Walde 1935 (FIS Skirennen in Innsbruck) designt wurde.
Lustige Geschichte zum Abschluss – in meinen Holzskiern bei meinem ersten Skikurs war leider der Holzwurm drin und somit sind bei meinem ersten Sturz beide abgebrochen und mich hat es “aufghaut”.
Und zuallerletzt noch die besten News: Ricarda Haaser holte am Tag der Studio2 Sendung im ersten Bewerb der WM in Meribel gleich die erste Medaille für Österreich!