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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Private Fotografie

 

Montag, 03.06.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Vintage Fotoalben

“Da wird es viele Fotos geben, von der Hochzeit des Jahres! Der Baumeister (Anmerkung: Richard Lugner) hat dann bald sein 6. Hochzeitsfotoalbum daheim. Nichts dagegen, was Du daheim hast und bei den diversen Entrümpelungen entdeckst! Fotos sind festgehaltene Momente, Erinnerungen zum Anfassen, solange sie nicht digital sind – was ist für dich das Besondere an den Schätzen, die du mitbringst?”, so leitete Martin meine Sendung ein. 

Aristoteles hat im 4. Jahrhundert vor Christi schon die Camera Obscura vorgeführt.

Hierbei wird ein Bild in das Innere der Lochkamera projiziert. Durch eine kleine Öffnung sah man die auf dem Kopf stehende Projektion der Außenwelt. Die Camera Obscura gilt als Urgestein fotografischer Verfahren – sie ebnete den Weg für weitere revolutionäre Erfindungen. 1826 belichtete Joseph Nicéphore Niépce eine mit Asphalt beschichtete Zinnplatte – und das 8 Stunden lang! Nièpce wählte als Motiv den Ausblick aus seinem Arbeitszimmer. Der Maler Louis Jacques Mandé Daguerre war so begeistert von der Errungenschaft, dass er Nièpces Partner wurde. Er entwickelte ein Verfahren mit Kupferplatten und Quecksilberdämpfen, welches eine deutlich kürzere Belichtungszeit ermöglichte.

Seit es die digitale Fotografie gibt, gehen sehr oft diese Zeitzeugen verloren, da auch die Alben zumeist digital sind und oft keine Ausarbeitung mehr stattfindet.Wir haben es eh in der Cloud, scrollen durchs Handy und dann ist alles auch mal aus den Augen aus dem Sinn. Aufgehoben werden zudem nur die „Schönen“, die Selektierten und die Missing links (die uns ungemein unterhalten oder peinlich sind, aber eine ehrliche Geschichte erzählen) gehen verloren. Fehlschüsse werden in digitalen Zeiten eher gelöscht und im analogen Zeitalter waren sie da, haptisch begreifbar – nun gibt es sogar Sammler:innen, die genau diese suchen. Mittlerweile werden eben private Fotos gesammelt, sehr oft nach Themen wie Schiffe, Autos, Zeppeline, Hochzeiten usw.

Jedes Mal, wenn wir bei einer Räumung so einen Fotoschatz heben, frage ich mich gleich, was man Besonderes damit machen könnte. Was wäre interessant für Sammler:innen?

Auf der Fotowand im Studio habe ich eine Sammlung von verschiedenen Stationen der Fotografie zusammengestellt.

Es gibt dann zum Beispiel Leute, die ausschließlich Verkehrszenereien sammeln – da hab ich nun in dem Fotoalbum ein Verkehrschaos aus den 1940er Jahren, aber auch Oldtimer, ein Straßenrennen und beim Weiterblättern entdeckt man herrliche Sportwagen, die dem Silberpfeil ähneln.

Um 1920 zusammengestellt von Mila Palm ,da gab es Straßenfotografen, die sogenannten “Gehfotografen”, 3 Bilder, Nummer gegeben, kostete 1,20 konnte man sich abholen- war wie Filmsequenzen. Die sogenannten “Gehfotografen” waren zwischen 1927 und 1935 auf den Straßen von Großstädten und touristischen Orten in ganz Europa tätig. Der Beruf wurde während der Weltwirtschaftskrise weit verbreitet, als der New Yorker Börsencrash von 1929 eine Wirtschaftskrise einläutete, die den ganzen Kontinent erfasste und deren Arbeitslosigkeit und Elend in Österreich zum Bürgerkrieg von 1934 führte

1936 sind Kodak mit Kodachrome und Agfa mit Agfacolor-Neu gleichzeitig mit dem Farbfilm und somit der Farbfotografie rausgekommen  – die ersten Mehrschichtenfilme für eine Entwicklung in Farbe.

Im Studio hatte ich auch ein Vintage Fotoalbum einer Romreise aus dem Jahr 1947 mit – Ansichten, Gegenden, die es so nicht mehr gibt. Für Historiker:innen ganz wichtig und spannend. Für Hugo Portisch und seine damalige Sendereihe “Österreich II” war diese Zeithistorie, belegt durch Fotografien, auch essentiell. 

Aus meiner eigenen Kindheit und Jugend habe ich alte Fotos aus meiner Straßentheater-Zeit mitgenommen. Die damals noch nicht so bekannte Künstlerin Inge Dick, die heute sehr berühmt ist, hat diese aufgenommen. Zuletzt  habe ich sie auf der Wiener Kunstmesse Spark in einer Solo Präsentation der Salzburger L.Art Galerie gesehen und mich sehr gefreut, sie nach langer Zeit wiederzusehen. 

Von der jungen Generation werden Filme unter anderem mit Tee und Kaffee künstlerisch eingefärbt und somit zu Kunstwerken mit einem eigenen Wertigkeitssystem. 

Die analoge Fotografie hat einfach eine andere Haptik und damit eine andere Wertigkeit, vor allem heutzutage in der Vielfalt der Digitalfotografie. 

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Kleiderboys

Montag, 13.05.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Stumme Diener

“Damals ist man auch noch aufwändig gereist und es gab auch so genannte Dienerinnen und Butler, die geholfen haben und dann kam der stumme Diener – wie hat das aber alles begonnen?”, so leitete Birgit meine Sendung ein.

Der “stumme Diener” stammt aus Mitte des 19. Jahrhunderts, der Mensch der gedient hat, der Herrendiener oder Butler, der einem gesagt hat wie die Krawatte sitzt oder dass die Manschettenknöpfe noch fehlen, wurden irgendwann eingespart und dann kam der “stumme Diener” der nicht widerspricht.

Ein sehr praktisches Möbelstück mit Geschichte…

Mitgebracht hatte ich formidable Stücke aus verschiedenen Design Epochen.

Der älteste Kleiderboy war aus Formrohr, circa um 1900, ich hatte zwei ähnliche Modelle mit aber in verschiedenen Farben. Besonders berührt hat mich die Oberflächenbeschaffenheit, nämlich der Schleiflack, der aufgetragen wurde, als wäre es Holz – also wie eine Art Holzimitat rüberkommt.

Ich spreche ja oft von den Endpreisen, nicht Flohmarktpreisen oder was es im Netz kosten könnte – bei diesem Modell wären wir im ausgesuchten Handel bei 600 Euro.

Thonet, das zweitälteste Modell, um 1920, hatte ich in der Sendung in gebeizter Nuss und in Buche mit  – dabei noch die schönen alten Etiketten!

Das dritte Modell, wieder Thonet, perfekt und praktisch für das Badezimmer für Handtücher.

Kleiderboys werden einfach wieder hip und es hat mit Nachhaltigkeit zu tun. In den 1950er Jahren hat man sich keine Gedanken gemacht – es wurde dauernd gewaschen und das mit viel Waschmittel, was natürlich aus heutiger Perspektive umwelttechnisch ein Wahnsinn war.

Früher hat man oft wie ein Aschenbecher gerochen, nach einem Lokalbesuch und da ist der Kleiderboy natürlich praktisch zum Auslüften – Wolle beispielsweise gibt nach wenigen Stunden schon den Geruch ab.

Oder nach einer Ballnacht hänge ich mein Outfit und lüftet es aus und ich kann es nochmal anziehen, ohne es putzen lassen zu müssen.

Stumme Diener werden jetzt auch in Hotels angeboten, was mich sehr erfreut – was nicht nur nachhaltig ist, sondern noch dazu ein sehr ein elegantes Möbelstück ist.

Aus der Design Epoche „Bauhaus“ hatte ich ein Stahlrohrobjekt mit, auch von Thonet von Mitte der 1930er, inspiriert von Marcel Breuer und Le Corbusier.

“Ist das leistbar, klingt teuer in meinen Ohren?”, fragte mich Birgit an dieser Stelle. Es kommt immer auf den Zustand an, in diesem Fall liegt die Wertigkeit zwischen 700 bis 900 Euro.

Die letzten Modelle waren aus den 1970er Jahren,  leider konnte ich keine orangenen oder knallroten Stücke auftreiben aber in cremefarben – wie aus einem James Bond Film mit Roger Moore, formal erinnert an den Produktdesigner Raymond Loewy, später an Philippe Starck oder Luigi Colani. Das sind Sammlerstücke, vor allem, wenn man schon so eingerichtet ist ein Highlight. Wertigkeit ein paar hundert Euro, in orange noch mehr.

Ich habe selber drei stumme Diener bei mir zuhause – zwei in der Garderobe für meine Frau und mich und einen im Schlafzimmer, für den Schlafrock schnell mal zum “Drüberwerfen” – ein Augenschmaus.

Die Stücke stammten größtenteils aus meiner privaten Sammlung.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Stehleuchter

Montag, 04.03.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Stehlampen mit Geschichte 

“Sie machen ein schönes Licht, ein gemütliches Licht, sie eignen sich als indirekte Beleuchtung – ich liebe Stehlampen (…). Großartige Exemplare, wie wäre es anders, wenn Du kommst, jetzt müssen wir aber erst über diese sprechen, denn die ist so unglaublich riesig!”, so lautete Birgits charmante Intro in meinen Sendungsbeitrag.

Damit meinte Birgit die Riesenlampe basierend auf dem Originalentwurf von Designer George Carwardine aus 1932 die Herbert Terry Anglepoise-Lampe. Die kleine Version ist eine sofort erkennbare Schreibtischlampe, die ursprünglich von der Anatomie des menschlichen Arms inspiriert wurde. In den 2000er Jahren hat man in England die oben erwähnte Tischlampe im Stehlampenformat produziert und somit zählt dieses Modell zu den größten Stehlampen der Welt. Sie liegt in Bezug auf Wertigkeit bei ca. 2500 Euro.

Im Zeitraffer ein kurzer geschichtlicher Einblick: die Geschichte der Leuchten und Lampen ist eine Reise von der antiken, rudimentären Beleuchtung bis hin zu modernen, anspruchsvollen Beleuchtungslösungen. Frühe Menschen nutzten offene Flammen wie Fackeln und später Öllampen als Licht. Während mit Kandelaber heute oft ein verzweigter Kerzenhalter gemeint ist, wurde der Begriff auch zur Beschreibung einer Vielzahl von Beleuchtungsgeräten verwendet. Ein Kandelaber kann ein hoher Ständer sein, der eine Lampe trägt. Der römische Kandelaber kann aus einem Stiel oder Rohr bestehen, dessen oberer Teil mit einer vorspringenden Struktur versehen ist, um oben Lichter zu tragen, und einem Sockel, der auf drei Löwen- oder Greiffüßen ruht. Das Aufkommen von Kerzen in alten Zivilisationen sorgte für eine tragbare Lichtquelle.  Im 19. Jahrhundert brachten Gaslampen eine neue Beleuchtungsmöglichkeit in städtische Gebiete. Die Erfindung der Glühbirne durch Thomas Edison Ende des 19. Jahrhunderts markierte einen Wendepunkt und ebnete den Weg für eine weit verbreitete elektrische Beleuchtung. Im 20. Jahrhundert entstanden verschiedene Lampendesigns, von ikonischen Stehlampen wie der Arco-Lampe bis hin zu Tischlampen im Stil des Art Déco und der Moderne der Mitte des Jahrhunderts. Fortschritte in der LED-Technologie im 21. Jahrhundert haben die Beleuchtung weiter revolutioniert und bieten energieeffiziente und vielseitige Optionen für zeitgenössisches Design. Unter allen Innenleuchten kommt der Stehleuchte eine besondere Rolle zu, weil sie frei im Raum platziert wird und uns mit ihrer Größe quasi auf Augenhöhe begegnet. Entsprechend kann man sie als skulpturales Objekt verstehen.

Die Geschichte der Stehleuchte lässt sich bis ins späte 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Die frühesten Stehlampen wurden wahrscheinlich von Kerzenständern und Fackeln inspiriert. Diese frühen Versionen verfügten über eine hohe, schlanke Struktur, um die Lichtquelle anzuheben.

1880 machte Thomas Alva Edison das Licht mithilfe eines Glühfadens aus japanischem Bambus kommerziell und für jeden zugänglich. Seine Glühbirne hielt damals bereits 1200 ganze Stunden an.

Das nächste Möbel mit Geschichte war eine Bundy & Bundy Lampe, ein Josef Frank Entwurf aus den 1930er Jahren und stand neben der allerersten Einrichtung im Friseursalon der legendären Bundy Brüder in der Praterstraße. Diese Stehlampe liegt bei einer Wertigkeit von 1800 – 2000 Euro.

Das nächste großartige Stück, das ich in der Sendung vorstellte war eine Jielde Industrieleuchte. Diese war generell nicht nicht zu kaufen, eine Industrie Chic Lampe, die man nur in Werkstätten vorfand. Wir haben viele in Südfrankreich angekauft und waren teilweise mitverantwortlich für den Boom, der eine kommerzielle Neuauflegung zur Folge hatte. Die mitgebrachte Stehlampe ist allerdings ein Original und um die 1500 Euro wert.

Die Leuchte Chimera ist eine originelle Leuchte, die in den 1970er Jahren von Vico Magistretti entworfen wurde. Vico Magistretti (1920 – 2006) war einer der einflussreichsten italienischen Designmeister, der in seinem Werk alle Aspekte des Lebens erforscht hat: von der Architektur von Gebäuden über alle Arten von Interieur bis hin zu Möbeln und Produkten, die legendär geworden sind. Wolken als Vorbild macht die Chimera zum dimmbaren Stimmungsmacher. Wertigkeit bei diesem Vintage Stück liegt bei circa 2000 Euro.

Die Kalmar Lampe mit Original Schirm Josef Frank Stoff liegt bei einer Wertigkeit um die 2200 Euro.

Die seltene Sputnik-Lampe aus der Space Age Zeit ist ein echter Designklassiker aus den 60er/70er Jahren ist ein Original und hat einen Wert von circa 1000 Euro.

Die Carl Auböck Stehlampe, die man gerade oder wie hier schräg stellen kann, mit Bambus Ständer, ist ein absoluter Hingucker (Wertigkeit 2000 Euro).

Die Ausstellung ICONIC AUBÖCK, im MAK, die im Mai eröffnet und bis Oktober laufen wird,  konzentriert sich auf die stilprägende Ära der Zwischen- und Nachkriegszeit bis in die experimentellen 1980er Jahre. Carl Auböck (1900–1957) brachte – inspiriert vom Bauhaus – lokale und internationale Bewegungen zusammen und prägte das charakteristische Auböck-Design, vom Briefbeschwerer bis zum Baumtisch oder Lampenentwurf.

Eine weitere Kalmar Lampe mit einem der 68 verschiedenen Josef Frank Stoffe als Lampenschirm war ein Modell aus den 1950ern und wird von mir scherzeshalber als Hasenfuß bezeichnet.

 

Das vorletzte Stück mit Geschichte war eine typische Stehlampe aus den 1960er Jahren, versehen mit Brauseschläuchen, die man in alle Richtungen bewegen kann. Großartige Stehlampe.

Die letzte Lampe, die ich vorstellte, war ein wahres Filmrequisit ein echter Kosak Prototyp, aus Profilstahl, der im letztgedrehten Tatort vorkommt. Nicht nur Lampe, sondern auch Skulptur.

All diese ikonischen Stehlampen präsentieren eine Reihe von Designansätzen, von 1930 über die moderne Eleganz der Mitte des Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischem Minimalismus, die alle einen unauslöschlichen Eindruck in der Geschichte der Innenbeleuchtung hinterlassen. Ihre anhaltende Beliebtheit beweist die zeitlose Anziehungskraft gut verarbeiteter und innovativer Stehlampendesigns.

“Was ist nun dein Lieblingsstück?”, fragte mich Birgit zum Abschluss – meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: “Natürlich die Bundy & Bundy Stehlampe, weil Josef Frank einfach mein stiller Held ist!”.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Ledertiere von Dimitri Omersa

Montag, 05.02.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Dimitri Omersa Leben und Schaffen

“Ich stehe inmitten von Tieren aus Leder. Spezielle Objekte mit Geschichten – und wenn es um Geschichten geht, kann nur Experte Christof Stein zu Gast sein!”, so lautete Birgits Fenderl Einführung in mein Sendungssegment.

Gehen wir in medias res: Auf einer Reise vor zehn Jahren entdeckte ich Dimitri Omersas Ledertiere noch für mein ehemaliges Geschäft lichterloh. Ich habe dann gleich erst begonnen, mich mit dessen Lebens- und Schaffensgeschichte zu beschäftigen.

Dimitri Omersa wurde Ende der 1920er Jahren im damaligen Jugoslawien, im heutigen Kroatien geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er ein Jahrzehnt Kriegsgefangener und ist danach mit seiner Frau nach Großbritannien ausgewandert, wo er als Vertreter für kleine Lederwaren gearbeitet hat.

Die Lederwarenfabrik Old Bill war schon in den 1920er Jahren darum bemüht Lederreste zu verwerten und stellte eine Fußbank in Form eines Schweins her, in dem eine Konstruktion aus Holz mit Holzwolle gefüllt und mit Schweinsleder überzogen wurde. Ende der 1920er Jahre fing die Lederfabrik an, ein Kaufhaus für Luxuswaren zu beliefern, nämlich das Liberty im Londoner West End – anfangs mit den Ledergepäckstücken und später mit Lederschweinen.

Ende der 1950er Jahre starb der Besitzer der Lederfabrik und Dimitri Omersa übernahm sie dann. Das Kaufhaus Liberty beauftragte daraufhin Omersa exklusiv mit der Produktion der Lederschweine.

Kurz darauf entwarf Omersa weitere Tiere – sein erstes eigenes Stück war der Elefant in Form eines Sitzmöbels, danach kam ein Esel, und kurz darauf ein Nashorn. Obwohl das Einkaufsteam des Kaufhauses Liberty dem Nashorn skeptisch gegenüber trat, wurde es letztendlich zum Verkaufsschlager und ultimativ das Logo-Tier von Omersa.

Die Tiere wurden bis Mitte der 1970er Jahre ausschließlich (in Europa) durch das Kaufhaus Liberty vertrieben mit der Aufschrift „Liberty of London“ (die Markierung fand sich auf einem Ohr des Ledertieres, auf der Unterseite).

“Aber aus welchem Leder sind die Tiere nun gemacht?”, wunderte sich Birgit!

Seit Ende der 1970er Jahre wird Rindsleder für die Tiere verwendet, aber in der Zeit davor kam das Leder immer vom Schwein.

In seiner Amtszeit in den 1980er Jahren hatte Ronald Reagon als damaliger Präsident der Vereinigten Staaten ein Faible für Omersas Ledertiere entwickelt und sein Oval Office mit den Elefanten ausgestattet.

“Wie viele von diesen Objekten gibt es?”, fragte mich dann Birgit. Es gibt unterschiedlichste Tiere, mittlerweile eben 50 an der Zahl – von Springer Spaniel bis Känguru. Denn die Firma existiert auch heute noch. Wertvoll allerdings sind vor allem die alten Stücke, wie man sich vorstellen kann.

Omersa nahm 1963 Teil an der Californian State Fair mit dem ledernen Esel und gewann die Goldmedaille. Dies führte zur Expansion.

Abercrombie & Fitch in den USA vertrieben die Ledertiere dann bis in die 1980er Jahre – sie fanden großen Anklang bei den Kunden. Sie waren als Amusement für Kinder gedacht, man konnte sie eben aber auch käuflich erwerben.

Ein kurzer Exkurs zum, ein Jahrzehnt lang umstrittenen, von der Cancel Culture betroffenen, Unternehmen Abercrombie & Fitch: Am 4. Juni 1892 eröffnete David Abercrombie an der South Street in Downtown Manhattan ein Geschäft für Angelzubehör und gründete damit die Abercrombie Co. Aber auch Schrotflinten konnten dort erstanden werden. Schnell freundete Abercrombie sich mit dem Manager Ezra Fitch an, der einer seiner Stammkunden war und an den Erfolg des in den Kinderschuhen steckende Unternehmens glaubte. 1904 wurde das Unternehmen in Abercrombie & Fitch Co. umbenannt. Seit Ende der 1980er Jahre zielt Abercrombie & Fitch vor allem auf jugendliche Kundschaft – im Bereich Mode. Das Unternehmen war mindestens ein Jahrzehnt von der Cancel Culture betroffen – aufgrund wegen seiner Unternehmenskultur, seinem fragwürdigen Marketing und diskriminierenden Einstellungspraktiken kritisiert wurde, was den Ruf erheblich schädigte. Heutzutage erlebt die Marke ohne Logo ein Comeback, wie viele Marken, die in den 1990er/2000er Jahren groß waren.

Zurück zu den mitgebrachten Omersa Objekten: Bei den Wertigkeiten liegen wir bei den alten Stücken aus den 1950/60er Jahren bei 3000 bis 3500 Euro. Spannende Notiz am Rande: Mitte der 1960er Jahre ließen sich Roman Polanski und Sharon Tate mit einem Rhinozeros von Omersa ablichten.

Ein entzückendes Ledertier ist der Dackel. Das mitgebrachte Dackelledertier war Teil eines Pärchens. Das Dackelpaar wurde dann getrennt, jahrelang waren sie zusammen, dann hat sich das Besitzerpaar getrennt und nun leben sie in unterschiedlichen Ländern.

Omersas Ledertiere wurden oft im Umfeld von Mode in Szene gesetzt . Auch in den 1960er Jahren brachte die Zeitschrift Vogue einen Artikel über eine Muse Andy Warhols, die bei einem Balanceakt auf einem Omersa-Rhinozeros gezeigt wurde

Die Derbheit der Vernähung macht diese Objekte mit Geschichte so legendär. Die Sammler:innen sind ganz verrückt danach. Bei einer Dorotheum Auktion im Jahr 2022 wurde ein Omersa Nashorn aus dem Jahr 1965 für über 16.000 Euro verkauft, der Rufpreis waren 3000 Euro. Im Moment sind gerade wieder zwei Stücke bei einer Auktion dabei – das muss man sich anschauen, welche Ergebnisse diese erzielen können – einfach sensationell!

Vielen Dank an alle Leihgeber!

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Ungeliebte Weihnachtsgeschenke

Montag, 08.01.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Weihnachtsgeschenke reloaded

“Weihnachten ist, wie wir wissen, die Zeit des Schenkens und der Januar ist dann immer eine Zeit des Umtausches, da muss man ganz ehrlich sein!” meinte Verena mit einem Augenzwinkern. 

“Christof, Du hast einige Unikate mitgebracht, die eigentlich Freude bereiten sollten, aber es kam dann anders”. 

Schon letztes Jahr haben wir im Januar 2023 aufgezeigt, wie unpassend Weihnachtsgeschenke manchmal ausfallen können. Da jener Sendungsbeitrag so gut angekommen ist, dachte ich mir, ich frage mal wieder im Familien- und Freundeskreis welche Highlights, aber auch welche Enttäuschungen es im Sinne von Geschenken dieses Jahr gab. 

Geschenkt wurde immer schon, schon historisch gesehen, wenn man an das trojanische Pferd denkt, dass die Griechen ja den Trojanern geschenkt haben. Metaphorisch versteht man heute unter einem „trojanischen Pferd“ ein harmlos aussehendes Objekt, das ein Angreifer zur Tarnung verwendet, um in einen sicheren, geschützten Bereich eingelassen zu werden.

Oder man denke nur an “Asterix & Obelix”, als Cäsar das gallische Dorf verschenkt. Das Comicbuch “Das Geschenk Cäsars” aus 1974 von Goscinny und Uderzo handelt davon, wie Cäsar Soldaten beschenkt , die zwanzig Jahre in der Armee gedient haben, mit Ländereien. Darunter ist ein Soldat namens Keinentschlus, ein Trinker, der im Alkoholdelirium Cäsar beleidigt hat. Cäsar schenkt ihm zur Strafe das gallische Dorf. Keinentschlus kann kurz darauf in einer Gastwirtschaft die Rechnung nicht begleichen und schenkt die Plakette mit dem Siegel Cäsars, das ihn als Besitzer des gallischen Dorfes ausweist, dem Wirt Orthopädix. Dass römische Legionäre am Ende ihrer Dienstzeit Ländereien bekamen, ist wahr. Wie im Comic hing die Großzügigkeit dieser honesta missio (ehrenvoller Abschied) davon ab, wie sich die Soldaten ihren Vorgesetzten gegenüber verhielten.

Das erste vorgestellte Objekt war ein sehr abgenutzter Gartenzwerg aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde missverstanden, was die Person haben wollte – was am Christkindl-Zettel stand. Die Dame ist ein absoluter Fan des französischen Films “Die wunderbare Welt der Amélie”. In dem Film wird Amelies Vater, den sie gelegentlich per Bahn besucht, immer abwesender und hört ihr kaum noch zu. Auf das Mausoleum seiner verstorbenen Frau setzt er einen großen Gartenzwerg, den seine Frau nie ausstehen konnte.Kurz darauf entwendet Amélie heimlich den Gartenzwerg und übergibt ihn einer Freundin, die als Stewardess arbeitet. Fortan erhält Amélies Vater aus allen Teilen der Welt Fotos seines Gartenzwergs auf Reisen. Leider hat die Beschenkte aber keinen Garten, auch wenn der Gedanke wirklich wunderbar war, so wie Amelies Welt. Der Wert läge bei einem vierstelligen Betrag, wäre der Gartenzwerg in einem besseren Zustand, hier wurden dafür eher um die 300 Euro circa berappt und auch ein Sammler wäre bereit diesen Preis zu bezahlen, aber einer der mindestens einen Schrebergarten hat.

Weiter ging es im Takt mit den ungeliebten Weihnachtsgeschenken. Gewünscht war ein Fox Terrier, geschenkt wurde eine 300-400 Euro Murano Foxl Figur,mit dem man natürlich nicht Gassi gehen muss. Dieser behält auch seinen Wert, solange er nicht runterfällt. Hegen und pflegen muss man ihn doch fast wie einen echten Hund.

Die Kaffeemühle aus den 1920er Jahren, die keinen Strom verbraucht und einem Klimaaktivisten geschenkt wurde, der seinen Kaffee aber trotzdem gerne fein gemahlen trinkt und in der Macchinetta zubereitet, war das nächste Objekt.

Der Wecker, mit dem Konterfei der Mutter am Display, der einem Bummelstudenten geschenkt wurde, kam leider auch nicht gut an. Zum Vergleich hatte ich das Original mit, den legendären 1970er Wecker ohne Foto der Mutter als Schreckenselement. Beim ersten Einsatz wurde er schon gleich an die Wand geworfen, alle Schrauben sind nun locker – das Geschenk wohl nicht mehr funktional.

Weiters wurde ein Smartphone gewünscht, wie man das bei den Jugendlichen ja kennt, geschenkt wurde von den Eltern allerdings das legendäre Eriksson (in beige, auch aus den 1970er Jahren wie das vorhergehende misslungene Geschenk), welches auch einen Auftritt in einem James Bond Film hatte.  Ich selbst hatte eines in Ferrari Rot, nur in dieser Farbe liegt es bei einer Wertigkeit um die 200 Euro.

Einem Ex-alkoholiker wurde eine ein Modell-Bar unter dem Baum gereicht – der Clou: ohne Gläser und das doppelt lustige daran ist, dass wenn die Flaschen angehoben werden, fängt eine Spieluhr an zu spielen, somit kann der Beschenkte nicht unbeobachtet wieder trinken. Pure Versuchung, der widerstanden werden muss.

Der Charles & Ray Eames Loungechair war gewünscht, bekommen hat sie dann leider nur das Modell.

Das letzte Objekt war ein Wurschtelprater Kraftmess-Apparat – ein absolutes Vintage-Highlight (Wertigkeit im vierstelligen Bereich), auch wenn in Wirklichkeit ein Hometrainer DAS Traumgeschenk gewesen wäre.  Verena und ich haben es natürlich gleich ausprobiert, aber leider nur den Säufer-Status geschafft.

Die Geschichten zu diesen Fiaskos sind noch besser als die Geschenke selbst… 

 

Vielen Dank an die Leihgeber:innen (die gerne anonym bleiben wollen).

 

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Modellspielzeug

Montag, 21.12.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: „Spielzeug für Erwachsene“

“Bei manchen Erwachsenen wird das Herz jetzt höher schlagen und sie wollen wieder Kind sein, Christof Stein hat uns diesmal Spielzeug für Erwachsene mitgebracht!”, so begann Verenas Einführung in meinen Sendungsbeitrag.

In der Kunstkammer kann man sich die unglaublichsten Schiffsmodelle anschauen, das wissen die wenigsten, dass die Habsburger so verspielt waren. Technische Meisterwerke, die schon vor 200-300 Jahren so gebaut wurden, so dass man aus der Miniaturkanone eine echte goldene Kugel schießen konnte. An diesen Objekten wurde oft bis zu zwei Jahren gebastelt, um sie detailgetreu wiedergeben zu können.

Die erste deutsche Eisenbahn fuhr am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth. Schon kurz danach tauchten in den Zeitungen Werbeanzeigen für sogenannte “Bodenläufer” auf – kleine Fahrzeuge, die man an einer Schnur hinter sich herziehen konnte. Sie ähneln nur grob dem Vorbild der Ludwigseisenbahn. Einem bestimmten Maßstab entsprachen diese Kinderspielzeuge damals noch nicht.

Genau wie die erste Eisenbahn mit Uhrwerkantrieb, die Märklin 1891 präsentierte. Solche fahrenden Eisenbahnen waren für ärmere Haushalte, wie man sich vorstellen kann, anfänglich unbezahlbar.

Keine andere Spurgröße bietet so eine große Produktvielfalt wie die Spur H0. Mit einem Maßstab von 1:87 sind ihre Modelle ungefähr halb so groß wie die der einst viel verbreiteten Spur 0. H0 Spur -bedeutet, dass die Modelle 87 mal kleiner als das Original sind.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen dann auch die ersten Modellautos auf. Auch die Autos erinnerten zunächst nur vage an ihre Vorbilder – bis die Hersteller sie als Werbemittel entdeckten. Getreu seinem Motto: “Die ersten Worte, die ein Kind sprechen können muss, sind Papa, Mama und Citroën”, ließ der französische Autoproduzent André Citroën ab 1922 vom Spielwarenhersteller Fernand Migault winzige, nahezu perfekte Kopien seiner Autos herstellen. Andere Autoproduzenten folgten seinem Beispiel.

Der Trend zum naturgetreuen Nachbau hielt an. Eisenbahnen und Autos, aber auch Flugzeuge, Schiffe und Gebäude orientierten sich zunehmend an Vorbildern in der großen Welt. Und die Modelle galten immer weniger als Spielzeug: Modellbau wurde zum respektierten Hobby für Erwachsene.

In den 1960ern entwickelte sich die elektrische Eisenbahn zum beliebten Weihnachtsgeschenk. Allerdings wurde die Bahn in den meisten Haushalten auch nur einmal im Jahr hervorgeholt – an Weihnachten.

Echte Modellbauer jedoch verpacken ihre Bahn nicht in Kisten, sie bauen ihr eine Welt. Im Handel gibt es heute eine breite Palette an Produkten, die bei der Gestaltung helfen können. Aber sie haben auch einen hohen Preis: Eisenbahn-Modellbau gehört zu den teuren Hobbys.

Aber nun zu den mitgebrachten Objekten mit Geschichten, die ich in der Sendung präsentierte:

Die Eisenbahn, die ich mitgebracht hatte, war eine tolle Spenglerarbeit, mit detaillierter Innenausstattung, bestehend aus tausend Teilen und bei der Wertigkeit im höheren vierstelligen Bereich liegend, eine ÖBB Dampflok aus den 1920/30er Jahren.

Einmal zusammengebaut, bleibt das Modell dann so, nicht wie bei Lego wo man es wieder auseinander nehmen kann. Diese sind industriell schon fertig erzeugt und entsprechen eben keinem Modellbausatz. Man gibt besondere Stück wie diese Dampflok dann über Generationen weiter, ein Familienschatz sozusagen, wie ein Barock Tabernakel.

Das nächste Objekt war ein Modell der legendären Hamburg II, so genannter Schlepper, die große Dampfer aus dem Hafen herauszog, ein Ferrari der Schiffe, weil die Hamburg II über so viele PS verfügt. Die Liebe zur Materie zeigt sich in der Detailverliebtheit, der richtige Maßstab der Flaggen – und im Rettungsboot liegt sogar einer.

„Wie wird es weiterverkauft ?“, fragte mich dann Verena – eine größere Wertigkeit erlangt man, wenn das Stück in einem guten Zustand ist, aber auch der Besitzer macht einen Unterschied – wenn diese/r also eine bekannte Persönlichkeit war und die Provenienz nachvollziehbar ist und/oder die Originalverpackung noch besteht, dann hat sich die Wertigkeit – salopp gesprochen – “gewaschen”.

Ohne Koffer lägen wir nun bei dem Modellschiff bei 700 – 900 Euro mit Originalkoffer bei 1500 – 1700 Euro, wenn es Jacques-Yves Cousteau

in den Händen gehalten hätte, dann wären wir fix im fünfstelligen Bereich.

Bei dem Motorboot Modell im James Bond Style Ende 1960er Jahre war der Motor unfassbar detailgetreu.

Da kann man sich Roger Moore oder Sean Connery mit den Girls darin regelrecht vorstellen.

Beim Modellauto fehlte ein Scheinwerfer. Diesen aufzutreiben wäre sicher ein Unterfangen, wo man sich in den Untiefen des Internets bewegen müsste, um es zu finden. Die fehlende Radkappe ist natürlich auch ein NO GO. Fehlende Teile senken natürlich die Wertigkeit.

Zum Abschluss sprach ich noch über das Segelschiffmodell, bei welchem das Segeltuch aus echter Seide gemacht war, Tischlerkunst vom Feinsten, selbst Deck und Boden wie beim richtigen Schiffbau gefertigt waren.

Die Überschreitung unseres Zeitlimits kam dann geräuschintensiv mit Norbert ins Bild – ein Modell Lkw, der Norberts Spieltrieb geweckt hatte. Das Herrliche daran war, dass der LKW aus dem Altwarenhandel kommt und einfach alles kann, er blinkt, er startet im Originalton und schüttelt sich dabei, ist ferngesteuert – und hupen geht auch. Wir Männer konnten gar nicht genug bekommen, Verena war schon am Verzweifeln und wurde neckend von Norbert angefahren. Nichts passiert natürlich. Am Ende haben wir alle gelacht.

 

Vielen Dank an den Leihgeber Paul.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Vivienne Westwood

Montag, 28.11.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Vintage und Second Hand

Ich habe diesmal das Studio2 Set zu einem kleinen Vintage-Laden umfunktioniert und von meiner Südfrankreich Reise erzählt. Drei bis vier Mal im Jahr mache ich solche Einkaufstouren, um den Kopf freizumachen, auf der Jagd nach Möbel und Objekten mit Geschichte – und diesmal bin ich über einige spannende Vintage Kleidungsstücke gestolpert.

Also, es war so, ich stehe in einem Second Hand Geschäft für Allerlei Altwaren und finde dort tatsächlich ungetragene Kleidungsstücke von keiner Geringeren als der Modeikone Vivienne Westwood – in der Sendung hatte ich diese besondere Kombi, wo das Gelee gleich im Jacket inkludiert war, an, und auch den Mantel und die herrliche Fischerhose mit, präsentiert auf Vintage Schaufensterpuppen. So ein Outfit fördert einfach herrlich den Individualismus. Hier könnt ihr euch ein Bild davon machen.

Die Grande Dame der Mode, die ja leider vor einem Jahr verstorben ist, war eng mit Österreich verbunden. Von 1989 bis 2005 unterrichtete sie die sogenannte Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst in Wien.  Dort lernte sie den Studenten Andreas Kronthaler kennen und heiratete ihn 1992.

Eine großartige Menschenrecht- und Umweltaktivistin war sie auch darüber hinaus. Die Modedesignerin Westwood hat schon bevor es “en vogue” war zu einem nachhaltigeren Modekonsum aufgerufen: “Kauft weniger, sucht es sorgfältig aus, lasst es beständig sein” und “Was gut für die Erde ist, ist gut für die Wirtschaft”, waren die Credos der Ikone.

Wieviel Kleidung muss wirklich neu gekauft sein oder sollte nicht Vintage Fashion mehrere Chancen bekommen und somit die Umwelt geschont werden?

Eines meiner mitgebrachten Lieblingsstücke war, von der nicht mehr existenten, Marke Fred Adlmüller, die Kleider waren immer mit einem Etikett mit dem wunderschönen Schriftzug versehen. Ohne Adlmüller war die Opernball Eröffnung undenkbar. Fred Adlmüller leitete die Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst von 1973 bis 1979, 10 Jahre vor Vivienne Westwood. Seine Damenmode, die unter anderem von in- und ausländischen weiblichen Stars getragen wurde, wird als Haute Couture in femininem klassischen Stil beschrieben, er zeichnete sich aber auch für die Staatsfräcke der Bundespräsidenten der Zweiten Republik verantwortlich. In den 1950er Jahren kreierte er das Parfum “Eau de Vienne”.

Natürlich gibt es Sammler:innen für Vintage Stücke, welche die Prominenz getragen hat, wie beispielsweise eine bestimmte Jacke von Elvis Presley oder eine sensationell ausgefallene Krawatte von Elton John oder Sissis (Kaiserin Elisabeths) Handschuhe aus einer bestimmten Zeit.

Aus meinem Geburtsjahr hatte ich eine Skijacke mit, welche Teil der Ausstattung der österreichischen Damen Nationalmannschaft 1964 bei der Olympiade in Innsbruck war – diese kann man nirgendwo kaufen, sondern nur am Second Hand Markt erstehen, wenn man Glück hat. Da sind wir bei einem Wert von knapp 1000 Euro.

Zum Wert von Vintage Kleidung generell ist zu sagen: Die Kleider können gelebt sein, beispielsweise aus dem 1970er Kolorit im Style der ABBA Waterloo Song Contest Outfits oder 1980er Versace Style, aber auch simple Stücke mit weniger pompösen Begleiterscheinungen haben es vor allem der Jugend heutzutage angetan.

Arbeitsbedingungen und zu einem fairen Lohn produziert, wobei kein Tier zu Leid käme und die Umwelt weder durch die Herstellung noch durch die später entstandenen Produkte zu Schaden käme, wären das Optimum. Da dies leider noch nicht der Fall ist, ist es mein Appell sich mehrfach zu überlegen, ob man ein neues Kleidungsstück á la Massenware kauft, sich ein Vintage Stück holt oder eventuell in eine nachhaltige Marke investiert (meist kleine, feine aber doch teure Labels).

Die traurigen Hard Facts hierzu: Jährlich werden weltweit 150 Milliarden Kleidungsstücke hergestellt. 150 Milliarden! Die Textilindustrie verursacht über 10% der weltweiten CO2-Emissionen. Mehr als 50% aller Textilfasern bestehen aus Polyester – Polyester besteht aus Öl. Nur 1% der gesamten Baumwolle wird biologisch angebaut – und zu guter Letzt: ein T-Shirt benötigt für seine Produktion ungefähr 1.400 Liter Wasser. Unfassbar, oder?

Der Textilsektor war im Jahr 2020 die drittgrößte Quelle für Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch. In diesem Jahr wurden im Durchschnitt neun Kubikmeter Wasser, 400 Quadratmeter Land und 391 Kilogramm Rohstoffe benötigt, um Kleidung und Schuhe für jeden EU-Bürger herzustellen. Wer glaubt, Containerschiffe seien eine klimafreundliche Transportalternative, der liegt falsch. Täglich stoßen die Hochseeschiffe tonnenweise Schadstoffe aus und verschmutzen unsere Luft schwer.

Aber die gute Nachrichten: Überall schießen (auch leistbare) Vintage Läden wie Schwammerl aus dem Boden und wie vorher schon erwähnt sind vor allem gerade die jungen Leute total fasziniert davon, sei es aus Modeaspekten oder weil die Nachhaltigkeit und das Umweltbewusstsein im Vordergrund stehen. Klar ist, es fördert den Individualismus und gibt den Menschen abseits des Mainstream Shoppings eine persönliche Note.

MUST SEE: Es läuft eine großartige Ausstellung im MAK zu dem Thema namens CRITICAL CONSUMPTION. Es sollte noch viel mehr in diese Richtung geschehen.

Zum Abschluss noch zwei Buchtipps:

Nunu KallerKauf mich! Auf der Such nach dem guten Konsum.

&

Petra Rivoli, Reisebericht eines T-Shirts

Ein Alltagsprodukt erklärt die Weltwirtschaft

Vielleicht als Weihnachtsgeschenk anzudenken oder gleich ein Vintage-Stück vom Flohmarkt, sei es ein Kleidungsstück oder ein Objekt mit Geschichte.

Vielen Dank an die Leigeberin Bettina Gaber von Kunst19 by BG!

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Keramik

Montag, 30.10.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Spritzdekor Keramik

“Wir sind alle im Wandel der Zeit und heute gehen wir ein wenig in der Zeit zurück”, meinte Norbert als Einleitung in mein Sendungssegment.

Die Anfänge der Spritztechnik lassen sich in das späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen und wird zumeist mit der amerikanischen Keramik Entwerferin Laura Ann Fry und dem Erfinder Charles L. Burdick in Verbindung gebracht. Bereits 1883/84 soll Frey während ihrer Tätigkeit für die Manufaktur Rookwood Pottery in Cincinnati, Ohio einen sogenannten “Mundzerstäuber” (Engl.: mouth atomizer) erfunden haben. Dieser wurde in den darauffolgenden Jahren weiterentwickelt, bis schließlich 1886 die Patentanmeldung für eine “mit Druckluft betriebene Spritzpistole” folgte. 1889, im Jahr der Patenterteilung, stellte Rookwood Pottery ihre Spritzdekor-Keramik auf der Weltausstellung in Paris vor, (das Jahr in dem der Eiffelturm eröffnet wurde) wo sie erste Erfolge feierte und international Bekanntheit erlangte. Der amerikanische Hobby-Aquarellmaler Ch. L. Burdick soll sein Gerät ebenfalls bereits Ende des 19. Jahrhundert erfunden haben. Er meldete den Spritzapparat nach seiner Übersiedlung nach London zum Patent an und gründete kurz darauf die Firma Fountain Brush. Im deutschsprachigen Raum war es Albert Krautzberger, welcher 1902 als erster ein “durch Druckluft betriebenes Malgerät” zum Patent anmeldete. Bis zum ersten Weltkrieg wurden Farbzerstäuber bereits im großen Stil auch in den Keramikmanufakturen verwendet. Heute würde man es wahrscheinlich „Airbrush“ Technik nennen.

In der Mitte der Dreißiger Jahre wurden die revolutionären Muster im Umfeld des Entarteten angesiedelt wurde und verschwanden aus den Regalen und wurden massenweise zerschlagen. Zuvor erfreut ich die Technik größter Beliebtheit und fand sich in fast allen Haushalten. 

Spritzkeramik ist für viele Menschen erschwinglich. Ein an Moden orientiertes Konsumverhalten setzt sich bis in die Haushalte auch der ärmeren Bevölkerung durch. Steingut ist lange Zeit ein minderwertiger Porzellan-Ersatz. Durch neue Misch- und Brennverfahren wird es in den 1920er Jahren stark verbessert. Es ist nun das bei weitem günstigere, formal überlegene und modernere Produkt. Durch neue Produktionsverfahren kann Steingut in großen, klaren und auch eckigen Formen gefertigt und bei niedrigeren Temperaturen mit sehr viel leuchtenderen Farben dekoriert werden als Porzellan. Das erfordert auch eine neue Formgestaltung und anderen Formenschmuck, der die “Schönheit in der Fabrik- und Massenware” bejaht anstelle einer Rückbesinnung auf historische Muster und individuelle Einzelarbeiten.Mit der massenhaften Herstellung von Spritzdekor-Keramik entwickelt sich eine starke Konkurrenz zwischen den Betrieben, die vom neuen Steingut profitieren wollen. Es liegt nahe, dass die avantgardistischen Dekore im Widerspruch zu der Vorstellung des Volksgeschmacks stehen, den die Nationalsozialisten ab 1933 anstreben. Sowohl die Assoziation mit der konstruktivistischen Moderne als auch die Verfemung der Abstraktion in Deutschland als “entartet”, sind eben die vorher erwähnten Gründe für das Verschwinden des Spritzdekors in der NS-Zeit. Die altdeutsche Blümchen Ästhetik ersetzte die avantgardistische Formensprache.

Nun im Speziellen: Im niederösterreichischen Wilhelmsburg wurde am Standort der Winckhl-Mühle an der Traisen um 1795 eine Steingutproduktion aufgenommen.Ein paar Jahre später auf dem Grundstück der „Winckhlmill in der Lödergassen“. Die Fabrikation erreichte keine größeren Ausmaße, bis schließlich 1883 Heinrich Lichtenstern aus Wien die “k.u.k. privilegierte Wilhelmsburger Steingut- und Porzellanfabrik” erwarb. Einige Jahre floriert das Geschäft, bis als Folge der Weltwirtschaftskrise gegen Ende der 1920er-Jahre, eine Zeit großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten beginnt. Anfang der 1930er-Jahre wird mit der Produktion von kubistischen Spritzdekoren begonnen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden alle drei Werke durch die Nationalsozialisten enteignet und nach dem Krieg die beiden Werke in Znaim und Teplitz durch die tschechoslowakische Regierung verstaatlicht. In Wilhelmsburg erkennt man in den 1950er Jahren, dass das Steingut bald von Porzellan abgelöst werden wird. Die 1938 abgebrochene Porzellangeschirrerzeugung wird wieder aufgenommen. Der damalige Eigentümer Conrad Henry Lester entschied in den 1960ern, einen eigenen Markennamen für das Porzellan einzuführen, und wählte den in Österreich bis heute bekannten Namen Lilien-Porzellan. Der Name ist auf die drei Lilien im Wappen von Wilhelmsburg und auf das nahe gelegene Stift Lilienfeld zurückzuführen.

Was lange als Flohmarktware sein Dasein fristete, wurde vor gut 20 Jahren von Tilmann Buddensieg erstmals für die Ausstellung “Weimarer Keramik” ins Nürnberger Germanische Nationalmuseum geholt und wuchs mit den Jahren zu einem veritablen Sammelgebiet. Brotdose, Oma Häferl (in der Farbe passte dies wunderbar zu Norberts bordeaux-farbenem Hemd) oder eine Schüssel um das Obst zu drapieren – die Vielfalt der Produkte lässt das Sammlerherz höher schlagen, wichtig ist, den meisten so viele Stücke wie möglich im selben Stil zu finden. Der Unterschied zwischen Porzellan und Keramik ist unter anderem der Hauptbestandteil, der bei Keramik eben Ton und bei Porzellan Kaolin ist. Keramik ist um einiges zerbrechlicher, da poröser. Umso seltener somit gut erhaltene Spritzdekor Keramik ohne jegliche, wenn auch minimale, Schäden. Je seltener, desto besser für den Sammler. Spannend: Gänzlich verschwunden ist die Technik jedoch nicht. Die Karlsruher Majolika-Manufakur beispielsweise produziert noch heute Keramik im Spritzdekor.

Zum Abschluss hat mich Norbert noch gefragt, wie ich bei den Kollegen einkaufe. Falters Journalist Matthias Dusini hat mich ja den “Seelsorger der Dinge” genannt. Darauf meinte ich, dass ich nicht handle, sondern den Objekten den nötigen Respekt zolle – entweder kann ich es mir leisten, oder eben nicht.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Schifoan! Schifoan is des leiwandste!

Montag, 06.02.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Die Geschichte des Skifahrens und der Ausrüstung

“So auf geht’s! Echt-Bambus – in die Geschichte der Ski!”

” Zack und dann stößt man sich ab!”, so lautete Verenas Einstieg in den Sendungsbeitrag.

Bei den schönen alten Bambusskistangen handelte es sich natürlich um zeithistorisch spannende Objekte. Bei dem Material Bambus ging es hauptsächlich um die Elastizität. Auf Verenas entzückten Kommentar: “Die Ledergriffe sind wunderschön gearbeitet!” folgte mein “da waren richtige Sattler dran!” Bonmot. 

Aber kurzer FULL STOP und lasst uns das ganze mal von Beginn an ansehen

Die Geschichte des Skifahrens lässt sich bis zum Jahr 8000 v. Chr. zurückverfolgen. Ursprünglich wurden die ersten Skier als Fortbewegungsmittel verwendet, um die Jagd im Tiefschnee zu vereinfachen. Zum beliebten Freizeitsport entwickelte sich das Skifahren dann erst im 20. Jahrhundert. Einige der ältesten Skier wurden in Schweden und Finnland ausgegraben und sind den heutigen Modellen bereits sehr ähnlich. Um ca. 4000 v. Chr. sind sie wahrscheinlich mit Hilfe von Steinwerkzeugen erzeugt worden. Grund dafür war wohl die Jagd. 

Das Västerbotten Museum in Schweden besitzt eine absolute Rarität: den ältesten Ski der Welt. Laboranalysen haben gezeigt, dass  er um die 5400 Jahre alt (also noch etwas älter als die Gletschermumie Ötzi vom Hauslabjoch) ist. 

Aber wer hat’s erfunden (den Slogan, den wir aus einem berühmten Werbeclip kennen) ?

Die Region Telemark in Norwegen gilt als Ursprung des Skifahrens. Dort dienten Skier zwar auch der Fortbewegung in der verschneiten Landschaft, daneben wurden sie aber auch erstmals zu militärischen Zwecken genutzt. 

Der Krainer Bauernskilauf

Wo der moderne Skilauf seine tatsächlichen Wurzeln hat, ist eine umstrittene Geschichte. Das slowenische Krain wird in der Geschichte der Skitechnik oft übersehen. Im 17. Jahrhundert brachten slawische Einwanderer den Ski aus dem russischen Nordosten, wo er wahrscheinlich aus Skandinavien gelandet ist, mit. Der Krainer Bauernskilauf führte über wilde Abfahrten und sogar kleine Slaloms, blieb aber relativ unbedeutend. Richtungsweisender sind die Entwicklungen in der norwegischen Landschaft Telemarken, wie zuvor erwähnt, wo um 1860 Stopp- und Richtungswechsel entwickelt wurden.

Materialität der Urmodelle

Das norwegische Urmodell der Skier war für das steile Gelände der Alpen  nicht geeignet. Ausrüstung und Fahrtechnik mussten den Alpenhängen angepasst werden, was dem Österreicher Mathias Zdarsky gelang, der aus diesem Grund auch als Pionier des alpinen Skisports gilt. Die von ihm entwickelte Bindung gab dem Skifahrer mehr Halt und ermöglichte dadurch das Steuern der Skier und das Befahren steiler Hänge in Kurven. 

Im Jahr 1900 gründete Zdarsky  den “Internationalen Alpen Skiverein”, der vor dem Ersten Weltkrieg der größte Skiverein Mitteleuropas war. Im selben Jahr fanden auch die ersten deutschen “Ski-Weltmeisterschaften” statt. 1905 wurde der erste, ebenfalls vom Alpin-Ski-Pionier Zdarsky organisierte Torlauf der Weltgeschichte abgehalten. Damals ging jeder Abfahrt ins Tal ein langwieriger Fußmarsch voraus – der erste Skilift der Welt wurde erst 1908 am Arlberg in Betrieb genommen. Dieser wurde, nicht wie heute üblich, durch Strom, sondern durch Wasserkraft angetrieben.

Fun Facts

Der Skisport war, im Gegensatz zu vielen anderen Sport- und Freizeitaktivitäten, keine Männerdomäne. Schon im Jahr 1863 nahm eine Frau, die damals 16-jährige Ingrid Olsdatter Vestbyen, an einem Skirennen teil.

1936 in Garmisch war der alpine Skilauf erstmals Teil der Olympischen Winterspiele. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits unterschiedliche Disziplinen im Skisport herauskristallisiert: Neben Slalom und Abfahrt gab es schon eine Kombination sowie den Langlauf und das Skispringen.

Skifahren als Freizeitaktivität

Das Ende des Ersten Weltkrieges regte den Touristenverkehr stark an und der Skisport wurde zur Freizeitaktivität für viele Menschen.

Erstmals als Touristenaktivität wurde das Skifahren im Jahr 1915 erwähnt. Erste Skigäste kamen in den Goldenen 1920er Jahren nach Österreich. 

Aber nun zurück zur Sendung…

Ich hatte in der Sendung Skier aus Holz vom Sporthaus “Ledermüller” mit, schon damals um 1910 wurden in Baden in der Wassergasse solche Ski verkauft.

Übrigens, der Ausdruck “Ski” kommt aus dem Norwegischen und bedeutet so viel wie “gespaltenes Holz” oder “Scheit”. Tatsächlich bestanden Skier bis ins 20. Jahrhundert aus Holz. Später wurden Materialien wie Metall, Glasfaser und schließlich Kunststoff zum Bau der Sportausrüstung verwendet. 

Ski Legenden

Durch die Kriegsindustrie, wie vorher schon angeschnitten, wurden neue Materialien wie Aluminium und Kunststoffe verwendet. Ich hatte ein Paar Ski aus Glasfiber von Blizzard aus den 1960er Jahren mit einer Plakette mit dem Vermerk “Die Garantie läuft 1969 ab.” hatten. Die österreichische Ski-Legende Toni Sailer ist den Kästle Ski, wo ich auch ein Paar in der Sendung vorgestellt hatte, gefahren, später in den 1980er Jahren auch der Schweizer Pirmin Zurbriggen.

Der Wert

Verena hat mich dann noch nach den Werten bei Auktionen gefragt. Da kommt es natürlich immer darauf an, wer das Paar Ski gefahren hat. Da geht es weniger um den Wert der Skier an sich, da diese in extrem hoher Auflage produziert werden, aber die Geschichte rundherum macht es dann aus. 

White Star

Beim Grand Prix der Weltausstellung 1958 in Brüssel holte der White Star von Kneissl die Goldmedaille. Kneissl entwickelte in den End-1950er Jahren mit dem “White Star” den ersten Kunststoff-Ski mit Holzkern, der als technologischer Meilenstein in der gesamten Skiindustrie gefeiert wird. Die Skilegende Karl Schranz wurde dann natürlich das Aushängeschild des Unternehmens. Den White Star hatte ich mit in der Sendung und dessen Wertigkeit hängt natürlich an dem großartigen geschichtlichen Hintergrund, wenn es der Ski von Karl Schranz gewesen wäre.

Die Ski, die Wolfgang Ambros gefahren ist, bei dem Video zu seinem Erfolgshit “Skifoan” oder die Original Ski von Hermann Maier beim Olympia Sturz sind natürlich auch unglaublich wertvoll, schon allein der Geschichte wegen.

Sonst haben die zeithistorischen Skibretter einen großartigen Dekorationswert –  ein MUSS für jede Skihütte, um dazu zünftig singen zu können.

Medaillen

Als letzte Schauobjekte präsentierte ich noch verschiedene Medaillen, wobei es bei einer die Vermutung gab, dass sie von dem Maler Alfons Walde 1935 (FIS Skirennen in Innsbruck) designt wurde.

Lustige Geschichte zum Abschluss – in meinen Holzskiern bei meinem ersten Skikurs war leider der Holzwurm drin und somit sind bei meinem ersten Sturz beide abgebrochen und mich hat es “aufghaut”. 

Und zuallerletzt noch die besten News: Ricarda Haaser holte am Tag der Studio2 Sendung im ersten Bewerb der WM in Meribel gleich die erste Medaille für Österreich!

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Unerwünschte Weihnachtsgeschenke

 

Montag, 09.01.2023, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Kreativ und wertvoll, aber ungeliebt. Geschenke an den falschen Beschenkten.

 

“Gestatten, das ist der Seppi. Der Seppi, der ist ein Weihnachtsgeschenk. Das Problem ist, der neue Besitzer hatte mit dem Seppi gar keine Freude”, sprach Norbert Oberhauser und fragte mich sogleich, warum denn das so sei.

 

“So ein lieber Dackelblick, wie kann man den nicht mögen?”, fügte er noch schmunzelnd hinzu.

 

Es gibt sicher genug Zuseher:innen, die sich über so ein Geschenk wirklich gefreut hätten. In diesem Fall aber war es ein Fehlgriff –  so einen Wackeldackel für das Autoheck ist eher nichts für den Katzenliebhaber und Autoverweigerer, wie man sich vorstellen kann. 

Ich habe die Zeit der Weihnachtsfeiertage genutzt, um einen Rundruf in der Familie und unter Freund:innen und Kolleg:innen zu machen – wer hat was zu Weihnachten bekommen und welche Geschenke waren eher ein Schuss ins Wasser. 

 

Man darf natürlich nicht vergessen, dass sich der Schenkende oder die Schenkende sich etwas dabei gedacht hat, allerdings heißt es nicht, dass der/die Beschenkte damit etwas anfangen kann.

 

Das nächste Beispiel eines Geschenkfehlschlages war ein Fußball – aber kein gewöhnlicher, sondern eine absolute Ikone, nämlich der Original Tangoball von Adidas von 1978 (als wir, wie wir alle wissen, Österreich Deutschland 3:2 bei der WM in Argentinien geschlagen hat – das erste Mal seit 50 Jahren wohlgemerkt).

Leider hat der Beschenkte als Kulturbegeisterter nichts mit Fußball am Hut, Ikone hin oder her.

 

Das nächste Fehltreffergeschenk war ein Handaschenbecher für den Nichtraucher. Obwohl ein Objekt mit Geschichte, von einer Legende, nämlich der Werkstätte Hagenauer mit einem nicht unbedeutenden Wert von circa 600 Euro, fand es leider auch keinen Gefallen.

 

Die Zitronenpresse von Philippe Stark ist zwar vielfältig und als Objekt einsetzbar. Man muss es gar nicht wegräumen, so ästhetisch ansprechend wäre es für die meisten – aber, wie so vieles im Leben, ist dies natürlich auch Geschmackssache und hier trifft es nicht den Geschmack der beschenkten Person.

 

Ein Objekt, bei dem auch ich fast ausgestiegen wäre, war wirklich ein Kuriosum. Die Etikette klärt auf. Es handelte sich um einen elektrostatischen Handstaubsauger für energiebewusste Menschen, die Staubflankerln und Bröserl elektrostatisch aufsaugen – und wie das? Nämlich durch Hin- und Herschwenken des Metallteils, dadurch laden sich die Bakelit-Lamellen elektrostatisch auf.

Hat sich leider als Idee nicht wirklich durchgesetzt und ist somit etwas was für Sammler:innen von Patenten, die erfolglos blieben.

 

Ein – Achtung Zungenbrecher – Rehlederdamenhandschuhfingerstrecker (den Rehlederdamenhandschuhe im Speziellen gehen ein und müssen gestreckt werden da sie sich bei Lagerung zusammenziehen) leider war die vegan lebende Beschenkte nicht erfreut über solch ein Geschenk und konnte wirklich gar nichts damit anfangen. Meine Vermutung ist allerdings, dass der Schenkende gar keine Ahnung hatte, was es mit diesem Objekt auf sich hatte.

 

Ein symbolisches, als Scherz gedachtes Geschenk kam nicht gut an. Einen Lockenstabwickler einem Glatzkopf zu schenken war wohl nur im Moment witzig. 

Ich habe heuer von meinem Schwiegervater einen Reisekleiderbügel zum Ausklappen in einem Lederetuit bekommen. Wunderschöne Verarbeitung und ein lustiger Gag, aber was mache ich heutzutage damit, wo es doch in allen Unterkünften Kleiderbügel en masse normalerweise gibt und man nicht mehr mit dem Schrankkoffer reist. 

Das Kunstwerk mit dem Motiv “junge nackte Dame” war zwar eine schöne Handarbeit, geschenkt einem Männerpärchen – diese fanden aber einfach keinen passenden Platz dafür.

 

Der Original aus Rosenthal gefertigte Bettwärmer, um 1920, ist zwar für energiebewusste Wohnungstemperatursenker aber für jemanden, der sich stattdessen handgestrickte Schafwollsocken gewünscht hat, unpassend und da nicht geerdet lebensgefährlich. Wer weiß, ob da nicht Absicht dahintersteckte…!

 

Wenn das Christkind mal daneben greift, landet es eben bei mir. 

 

Danke an die vielen verschiedenen Leihgeber:innen, dieser kuriosen aber leider ungeliebten Geschenke. Bald muss ich wohl ein “Weihnachtsgeschenke-Tauschgeschäft” eröffnen (zwinker, zwinker)!

 

Auf ein Neues in 2023!