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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Historische Märchen

Montag, 16.12.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Märchenbücher als Sammelobjekte: Geschichte, Wert und Zeitgemäßheit

Nachdem ich meinen Beitrag mit einer kurzen Märchenstunde eingeleitet hatte, meinte Martin zu mir “Danke, Christof -der Begriff „Märchenonkel“ passt wunderbar zu Dir!”. Das Buch, aus dem ich vorgelesen hatte, stammt aus den Anfängen des Radiozeitalters – aus einer Zeit, in der man begann, Kinder für das Radio zu begeistern. Damals gab es noch keine Hörbücher, das war nämlich in der Zwischenkriegszeit. Manche Exemplare, über die wir in der Sendung gesprochen  haben, waren jedoch wesentlich älter.

Das Thema war somit das historische Märchenbuch als Sammelobjekt. Früher wurden Märchen von Mund zu Ohr weitergegeben. Man erzählte sie, und später trugen Minnesänger diese Geschichten singend vor. 1693 wurden Märchen schließlich erstmals schriftlich festgehalten. Märchen haben seither einen besonderen Zauber – sogar Nobelpreisträger wie Selma Lagerlöf haben sie populär gemacht, als sie um 1904 „Nils Holgersson“ veröffentlichte.

“Die von dir mitgebrachten Märchenbücher sind beeindruckend, besonders durch ihre Illustrationen. Was macht den Wert solcher Bücher aus?”, fragte mich dann Martin. 

Oft sind es die Künstler, die diese Werke geschaffen haben. Ein Beispiel ist eines der kleinsten Bücher, das ich dabei hatte: die berühmten „Nibelungen“. Wunderschön illustriert von Carl Otto Czeschka, einem Künstler der Wiener Werkstätte, im Jahr 1907. Der Wert dieses kleinen Buches liegt bei etwa 1200 Euro.

Das teuerste Exemplar (Wertigkeit liegt ungefähr bei 2500 Euro), das ich heute mitgebracht habe, ist „Die Bücher der Chronika der drei Schwestern“ (herausgegeben durch die Gebrüder Grimm). Dieses Buch ist besonders aufgrund der herausragenden Drucktechnik, mit der es hergestellt wurde. Es wurde sogar auf der Weltausstellung in Paris präsentiert.

Aber nun die Frage, wer sammelt heutzutage solche Märchenbücher? Nicht nur Menschen, die mit ihnen aufgewachsen sind, sondern auch Schriftsteller und Illustratoren. Ein besonders interessantes Exemplar ist ein Buch, dessen Text von Franz Wedekind stammt und das von seinem Bruder (der eigentlich ein Arzt war)  illustriert wurde. Dieses Werk hat nicht nur künstlerischen, sondern auch politischen Wert.

Ein spannendes Thema bei Märchenbüchern ist, dass viele Werke heute als problematisch angesehen werden. Manche Geschichten und Darstellungen sind nicht mehr zeitgemäß, pädagogisch fragwürdig oder politisch inkorrekt. Was passiert in solchen Fällen mit dem Wert dieser Bücher? Für Sammler:innen zählt aber oft das Original, unabhängig von der gesellschaftlichen Sichtweise.

Ein Beispiel ist „Hatschi Bratschis Luftballon“, ein Buch aus dem Jahr 1904, das später – etwa 1960 – überarbeitet wurde, um problematische Stereotypen zu entfernen. Oder „Die zehn kleinen Negerlein“ – ein Buch, das heute nicht mehr vorgelesen wird, weil seine Inhalte nicht mehr akzeptabel sind. Auch Grimms Märchen sind oft von brutalen Handlungen geprägt. Die Pädagogik war damals eine andere, man arbeitete mit Drohungen und Strafen.

Wie könnten zeitgemäße Märchen heute aussehen? Ich habe dazu ein besonderes Buch mitgebracht: „Jooloomooloo“. Dieses Märchenprojekt entstand 2008 und wurde klimaneutral produziert – auf Papier aus Elefanten-Dung. Die Elefanten, die darin eine Rolle spielen, stammen aus Sri Lanka, wo sie als Arbeitstiere eingesetzt werden. Der Autor, Doron Rabinovici, hat mit dieser Geschichte etwas Außergewöhnliches geschaffen. Leider ging das Projekt in Konkurs, doch die Bücher, die heute wie kleine Aktien gehandelt werden, haben für Sammler:innen einen besonderen Reiz.

Die perfekten Mitbringsel für Kinder und junggebliebene Erwachsene – gerne bei mir in meinem Showroom in der Theobaldgasse 14, 1060 – gegen Terminvereinbarung – erhältlich!

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Kopie vs. Fälschung

Montag, 4.10.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Spektakuläre Kunstfälschungen

 

Martin hat meinen Sendungsbeitrag mit den Worten “Unsere Experte für Altes und Gebrauchtes ist natürlich auch ausgewiesener Kunst-Experte”eingeleitet. Auch wenn das nicht ganz stimmt, habe ich spannende Geschichten aus der Welt der Kunstfälscherei mitgebracht.

Martin daraufhin weiter:”Ich glaube das einzige wirklich echte, das sind die Blumen auf dem Tisch. Wobei ich kann das nicht beurteilen!”, dann kam die Frage an mich: “Christof, Fälschungen und Kopien, was ist da der wesentliche Unterschied?”

Also der Unterschied, wie man es einem einfach am besten erklärt, ist wie folgt: eine Kopie ehrt immer den Künstler. Und die Fälschung, die natürlich sehr oft pekuniäre Hintergründe hat, ist natürlich immer ein Betrug und eine Bereicherung und verboten. Also eine Kopie ist etwas Legales, eine Fälschung etwas Illegales und was Strafbares, um es genauer zu definieren.

Schon seit Menschengedenken gibt es diese, nennen wir sie mal liebevoll “künstlerische Tätigkeit”, ergo dass kopiert und gefälscht wurde.

Schon in der Frühzeit, also in der Antike, hat man einfach Münzen, Papyrus und alles Mögliche gefälscht. Überall dort, wo man sich einen gewissen Vorteil erwartet hat, ist diese “Kunst”entstanden. Interessanterweise hat man in Rom zum Beispiel griechische Kunst kopiert, beziehungsweise eben dann auch gefälscht. Aber immer schon auch mit dem Hintergedanken es offiziell zu machen, womit es eigentlich keine Fälschung war, sondern der Käufer hat gewusst, dass er hier eigentlich eine Kopie eines griechischen Stückes kauft.

Ich bin ja auch sehr viel unterwegs auf diversen Kunst- und Flohmärkten – da habe ich mir natürlich über die Jahrzehnte eine gewisse Expertise angeeignet – was nun eine Fälschung ist, was eine Kopie ist, ob ein Stück ein Original ist – aber in Wirklichkeit weiß ich es nicht immer genau.

In der Sendung habe ich dann die Geschichte eines meiner größten Waterloos erzählt, Geschichten, die das Leben schreibt sozusagen. Gezeigt habe ich dann ein Doppel-Selbstbildnis. Gefunden habe ich das auf dem Bermendsey Market in London in einem völlig vergilbten Rahmen mit Glas davor. Und ich habe mir erst gedacht, ist das jetzt neu oder nicht, da es richtig erschwinglich war. Und dann habe ich es dann doch gekauft und hab mir gedacht, ja, eigentlich müsste das doch ein Egon Schiele sein. Signatur “ES” steht für Egon Schiele und Punkt 10 für die Jahreszahl eben. Und tja, was ist dann passiert? Ich bin zurück ins Hotel gegangen und stelle fest, nachdem ich es aufgemacht habe, dass es gemalt ist. Wichtig war aber in dem Moment natürlich die Provenienzkette zu schließen. Provenienz kurz zu Erklärung heißt, die Angabe wo das Kunstwerk verkauft worden ist, bei welcher Ausstellung es gezeigt wurde, wer die Vorbesitzer waren. Und wenn diese ganze Kette sich schließen lässt bis zum Schluss, dann ist das schon einmal ein Beweis dafür, dass es ein Original ist. Diese habe ich aber leider nicht mehr erfragen können und somit habe ich die Werke (es waren insgesamt vier Schiele und ein Hodler, der Schweizer Künstler) dann nach Wien mitgenommen, das war noch zu Schilling-Zeiten, und habe dann den wunderbaren ZIB-Moderator Robert Hochner gebeten, dass wir den vermeintlichen Millionenfund aus London in der Zeit im Bild (ZIB) präsentieren. Wir sind damals von zehn Millionen Schilling ausgegangen. Rudolf Leopold hat dann jedoch festgestellt, dass bei all den Werken dasselbe Papier verwendet worden war, somit konnten diese Werke nur eine Fälschung sein.

Ich habe aus der Situation viel mitgenommen, zeige diese vermeintlichen Kunstwerke immer wieder, um so eine Art Aufklärung zu betreiben. Und damit kein Schindluder betrieben werden kann, habe ich meine Firmensignatur darunter gesetzt.

Anders verhält es sich bei den weiteren Bildern, die ich in der Sendung mit hatte, wobei es sich um sehr  bekannte Motive handelt, aber auch diese sind keine Originale. Ich hatte beispielsweise Lady Hamilton mit, ein ganz berühmtes Motiv, das natürlich im Museum hängt. Das zweite Bild ist natürlich ein Spitzweg, das jetzt in München im Museum hinge, wäre es das Original. Das hilft dann schon auch immer, wenn man weiß, wo diese Kunstwerke eigentlich zu sehen sind – dann weiß man gleich, das kann eigentlich nur eine Fälschung oder eine Kopie sein.

Bei der Kopie ist es eben so, dass keine Signatur dabei ist, oder sehr oft dann einfach der Künstler seinen eigenen Namen draufschreibt – und dann bleibt es einfach eine wunderschöne Dekoration.

Mein talentierter Urgroßvater, der mit Hans Makart gemalt hat, hat eine unglaubliche Kopie erstellt (ich habe das riesige Bild zu Hause hängen), wo das Original im Belvedere hängt, nämlich Der Kampf der Walküren.

Ich habe ein paar seiner Werke und ich liebe sie einfach, weil sie eine herrliche Wohnungsgestaltung im Gegenspiel mit der modernen Kunst macht. Mein ehrenwerter Ahne hat auch nie versucht, seine großartigen Kopien als Fälschungen zu verkaufen.

Als kleinen Exkurs zum Abschluss noch folgendes:

Im 20. Jahrhundert kam es zu zahlreichen berühmten Fällen von Kunstfälschungen, die nicht nur die Kunstwelt erschütterten, sondern auch gravierende Auswirkungen auf den Kunstmarkt hatten.

Elmyr de Hory war berüchtigt dafür, Werke großer Künstler wie Picasso, Matisse und Modigliani zu kopieren und diese als Originale zu verkaufen. Seine Geschichte wurde im Dokumentarfilm „F for Fake“ von Orson Welles verewigt und erlangte dadurch weltweite Bekanntheit. Wolfgang Beltracchi hingegen, zusammen mit seiner Frau Helene Beltracchi, gehörte zu den geschicktesten Kunstfälschern seiner Zeit. Das Paar fälschte Gemälde verschiedener Künstler und gab ihnen fiktive Provenienzen, um den Eindruck zu erwecken, sie stammten aus den berühmten Sammlungen. Ein weiterer aufsehenerregender Fall war der „Morrisseau-Fall“. Hierbei handelte es sich um massenhafte Fälschungen von Werken des kanadischen indigenen Künstlers Norval Morrisseau. Eine kriminelle Bande produzierte und verkaufte gefälschte Gemälde unter seinem Namen.

Ein weiteres großes Kapitel in der Geschichte der Kunstfälschungen ist die Affäre um die gefälschten Hitler-Tagebücher. Anfang der 1980er-Jahre behauptete der deutsche Kunstfälscher Konrad Kujau, eine Sammlung persönlicher Tagebücher von Adolf Hitler entdeckt zu haben. Das Magazin *Stern* kaufte die „Tagebücher“ für einen hohen Betrag und begann, Auszüge daraus zu veröffentlichen.  Dieser Vorfall führte zu einem massiven Verlust der Glaubwürdigkeit des Magazins und bleibt eine der größten Fälschungsaffären in der Geschichte des Journalismus.

 

Großartiges Thema – wir werden das zu einem anderen Zeitpunkt nochmal weiter vertiefen. Bleibt gespannt!

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Naturmaterialien

Montag, 14.10.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Möbel und Einrichtungen aus Rattan, Weiden, Bambus und Bast

 

Das Motto zur Sendung:

Der Ästhet – Christian Morgenstern

Wenn ich sitze, will ich nicht

Sitzen, wie mein Sitz-Fleisch möchte,

sondern wie mein Sitz-Geist sich,

säße er, den Stuhl sich flöchte.

Der jedoch bedarf nicht viel,

schätzt am Stuhl allein den Stil,

überläßt den Zweck des Möbels

ohne Grimm der Gier des Pöbels.

 

 

“Das ist ganz nach meinem Geschmack! Heute geht es um Korbmöbel. Du machst mir aber jetzt ein bisschen Angst mit dem Teppichklopfer, den hat meine Oma auch gehabt!”, meinte Norbert als Intro in meinen Sendungsbeitrag.

“Aber meine Großmutter hatte den auch!” kam von mir als Antwort.

“Hatten wir dieselbe Oma,wir zwei?”, dazu Norbert – und schallendes Gelächter.

Aber nun ganz ernst – Korbmöbel sind wieder “en vogue” und haben eine lange und spannende Geschichte zu erzählen.

Die ersten Handwerker waren Korbflechter. Angefangen hat es mit Behältnissen, alles Mögliche wurde transportiert, wie beispielsweise Getreidekörner.Archäologen entdeckten im Nahen Osten Reste eines Korbes, der mit der Wulsttechnik gefertigt wurde und etwa 10.000

Jahre alt ist. Bereits vor rund 9.000 Jahren waren geflochtene Körbe in der Siedlung Çatalhöyük, die mehrere tausend Bewohner hatte, weit verbreitet. Schon im antiken Ägypten kannte man die Technik des „Korbflechtens“, also Flechten von Truhen, Tischen, Sitzgelegenheiten usw. In den Pyramiden gab es sogar Basthocker.

Im Jahr 1857 wurden in einer Höhle in Südspanien Grabbeigaben in Form von Körben gefunden, die etwa 5.000 Jahre alt sind. In neolithischen Pfahlbausiedlungen am Neuenburgersee bei Auvernier entdeckte man ebenfalls Weidenkörbe. Auch die Kelten in Mitteleuropa waren mit dieser uralten Handwerkskunst vertraut.

Ab 1850 entstanden durch Cyrus Wakefield erste kunstvoll gestaltete Möbel, die in England, Amerika aber auch bei uns immer populärer wurden.

Künstlermöbel zu den diversen Stilepochen begannen zu boomen und erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.

Alles, das sich über Wasserdampf biegen lässt, also Rattan, Weidenzweige, Stroh, Bambus, Gräser  – wird für die Korbmöbel und Einrichtungen verwendet – alles natürlich Naturprodukte.

Norbert ist am Anfang meines Sendungsbeitrags in einem Sessel in der Art des LC2 oder 3 von Le Corbusier gesessen, ein Entwurf der später in den 1930er Jahren aus Stahlrohr und Leder verwirklicht wurde – in jeder Architektenbehausung kann so ein Stück als ästhetisch ansprechender Klassiker Platz haben.

Der zweite Stuhl, den ich präsentierte, hatte etwas Organisches und ist der teuerste Stuhl aus dem Sortiment, designt von Tom Dixon. Kurzer Exkurs zu diesem wichtigen und spannenden Designer, der 1959 in Tunesien geboren wurde, aber mit seiner Familie im Alter von vier Jahren nach Großbritannien zog. Als unkonventioneller Denker in der Designwelt begann er seine Karriere auf ungewöhnliche Weise: Nach dem Abbruch seines Kunststudiums organisierte er Partys und spielte als Bassist in der Band „Funkapolitan“. Mit 25 Jahren entdeckte Dixon das Schweißen und fertigte Möbel und Skulpturen aus gefundenen Materialien an. Zunächst schuf er seine Werke für Clubs, später wurden sie auch in Galerien ausgestellt. Dieses Modell erzielt bei Auktionshäusern bis zu 3500 Euro. Norbert genoss das angenehme Schwingen des Sessels.

Das nächste Möbel war zum Hängen aus Bambus. Hierzu erwähnte ich, dass ich mich für die Sendung ausschließlich auf Möbel und nicht auf Objekte und anderes fokussiert hatte – die Bandbreite der Möglichkeiten mit diesen Naturmaterialien zu arbeiten, ist um einiges weiter und beschränkt sich nicht auf Einrichtung. Bei den Flugzeug Doppeldeckern beispielsweise – da wurden die ersten Flügel aus Rattan gebaut und darüber ein Segeltuch gespannt, nicht viele Leute sind sich dessen bewusst. Oder die Ausstattung des Zeppelins musste vom Gewicht her natürlich reduziert sein- da boten sich Rattan Möbel förmlich an.

Danach blieb Norberts Blick an dem Korbflaschenbehältnis aus geschälter Weide hängen, der einen Chianti beherbergte – die Flasche war aber leider schon leer, es wurde schon gefeiert, stellten wir lachend fest.

Zuerst ist Norbert mein Panama Hut aber gleich darauf der Stetson Style Cowboy Hut ins Auge gestochen, der ihn sogleich an Crocodile Dundee erinnerte. Mit einem Krokodil mussten wir in der Sendung dann aber doch nicht kämpfen.

Zurück zur Technik und zur Wertigkeit – es geht bei den Korbmöbeln um die Verarbeitung, wenn man sich das im Detail bei dem – ich nenne ihn jetzt mal lapidar Emmanuelle Stuhl, er nennt sich aber Peacock oder auch Pfauen Rattan Sessel – ansieht, das ist einfach eine brillante Handarbeit, das muss man können. Ich lernte einmal einen solchen Handwerker kennen, der leider schon verstorben ist. Dieser beherrschte die Kunst des Flechten, selbst Techniken aus der Barockzeit. Diese Art der Kunst ist leider schon ausgestorben, da sie von Generation zu Generation mündlich weitergetragen wurde.

Apropos Emmanuelle – der erste Aufklärungsfilm aus unserer Jugend, Mitte der 1970er Jahre. Die Schauspielerin Sylvia Kristel ist auf so einem Modell gesessen, in derselben Lackierung.

Bei diesem Peacock Sessel sieht man noch Techniken, die einfach sensationell sind  – wunderbare Doppel- und Dreifachflechtungen. Wenn man sich die Sitzfläche ansieht, erinnert sie an das berühmte Wiener Geflecht wie bei den Thonet Kaffeehaussesseln. In Bezug auf die Wertigkeit – man kann dieses Modell nachgebaut kaufen,um circa 500 Euro, die Originale sind dann schon um die 3000 Euro wert.

Diese Möbelstücke werden oft auf den Philippinen gefertigt – über eine Million Menschen sind in der Korbflechterei engagiert und dies ist eine jahrhundertlange Tradition.

Wenn man die Qualität von Nachlassfunden selbst nicht einschätzen kann, einfach an einen Experten wenden.

Und zum Abschluss waren Norbert und ich d’accord: “Schön, dass die Korbmöbel nicht aus der Mode kommen und jetzt lass uns schauen, ob es noch eine zweite Chianti Flasche gibt”.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Kunstfotografie

 

Montag, 02.9.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Österreichische Kunstfotografen – Anja Hitzenberger, Erwin Wurm, Rita Nowak, Michael Horowitz, und Co.

“Heute wieder Christof Stein, Experte für Altes und Schönes bei uns. Christof, das sind tatsächlich ganz viele Fotos, die bei Dir hängen, oder?”, so leitete Norbert meinen Sendungsbeitrag ein. 

Meine Antwort darauf: “Ja, das ist tatsächlich Teil meiner Sammlung!”

Darauf Norbert spielerisch “Wie schafft man es als Fotografie in Deine Sammlung?”.

Also, Schönheit ist nicht genug, es braucht eine Geschichte dahinter, denn Kunst ist eine emotionale Sache.

Wir erinnern uns an meine Sendungsbeitrag über Vintagefotografie, wo ich auch über die Geschichte der Fotografie gesprochen habe.

Im 19. Jahrhundert entstand das erste Foto der Geschichte Joseph Nicéphore Niépce. Eine Verbesserung der Aufnahmetechnik gab es dann durch den Maler Louis J. M. Daguerre und den Physiker Richard Maddox.

Die Kunstfotografie entstand um 1850 in England und kopierte zu Beginn die Techniken der Malerei. Alfred Stieglietz gründet dann die Bewegung “Photo-Secession” , welche maßgeblich am Aufstieg der modernen Fotografie zu Beginn des 20.Jahrhunderts beteiligt war.

Kurz vor 1900 entwickelt sich die Bewegung, deren Hauptanliegen die Gleichstellung der Fotografie mit der bildenden Kunst war.

Hierzulande entsteht um den Dreh ein international tätiges Netzwerk, die eine enge Beziehung zur progressiven Kunstszene der Wiener Secession hält und mit Hilfe aufwändiger Drucktechniken bildgewaltige, an der Malerei geschulte Kompositionen schafft.

Zurück zur Sendung und meinen mitgebrachten Sammlungsstücken:

Ich hatte geschichsträchtige Fotografie mit – vor allem österreichische und zeitgenössische Künstler:innen – es gäbe natürlich auch viel zu reden über internationale Fotokunst, aber mein Fokus lag für die Sendung auf den österreichischen Positionen unserer Zeit.

Reiner Riedler ist einer dieser Ikonen – die Fotodokumentation seiner Reise durch Ukraine ein Jahr bevor die Ukraine überfallen wurde, kam dann anlässlich der Kriegssituation in eine Charity Aktion  organisiert durch Peter Coeln und dort stach mir ein bestimmtes Sujet ins Auge – für die gute Sache und dann auch noch das Thema Marktszenerie- die Fotografie musste ich haben!

Beim Wert liegen wir bei ungefähr 1500 Euro.

Franz Hubmann, auch ein großartiger Vertreter der österreichischen Szene – in der Sendung vertreten mit einem Porträt von Alberto Giacometti (Paris, 1957). Ein absolutes Weltbild, das in allen möglichen Publikationen gezeigt wurde. In dieser Edition liegen wir bei einem Wert von circa 2500 Euro. Ich habe es von dem Sammler Klewan, ehemals Haus der Bilder, der eine der größten Sammlungen von Lassnig und Giacometti Kunstwerke hat.

Eine meiner absoluten Lieblingskünstler:innen ist Anja Hitzenberger, die in NYC lange gelebt im Österreichischen Kulturforum ausgestellt hat – jenes Bild hängt bei mir an einem ganz speziellen Örtchen und ist quasi ein Sinnbild für das Körpergefühl vorher und nachher. Hitzenberger hat viele Jahre mit Kiki Kogelnik quasi zusammen gewohnt und die letzten Jahre fotografisch begleitet. Auch hier liegen wie bei einem geschätzten Wert von 2500 Euro.

Die nächsten Arbeiten waren Vintage Prints von Michael Horowitz. Auf einer Fotografie sieht man die ORF Mitmoderation von Künstlerin Kiki Kogelnik anlässlich der Mondlandung 1968 oder auch das Sujet mit

Axel Corti oder eben auch Teddy Podgorski, der ja auch Boxer war und gerade austeilt auf dem Bild. Diese Vintage Prints haben eine Wertigkeit von um die 1000 Euro und man kann sie gerne bei mir im Showroom begutachten.

In meiner Garderobe hängt die Fotoarbeit von Lies Maculan und zeigt alles was man zum Leben braucht – Hausbaumaterial, Vitamine in Form von Früchten, Kunst, Licht, Zeit, Reisepass, eine gewisse Scheiß drauf Attitüde und all das ergibt dann Liebe, mit einem Wert in dieser Ausführung und Edition von 3000 Euro

Eine weitere Lieblingskünstlerin von mir ist Rita Nowak, deren Karriere ich mitverfolgt habe. Da war sie junge 16, als ich bei ihrer ersten Präsentation dieses Werk erstanden habe. Vom Mak wurde sie später beauftragt ein ganzes Buch zu fotografisch zu untermalen – ich hatte zwei Foto mit, worauf Heimo Zobernig und Erwin Wurm abgebildet waren

“Hast du das gespürt, dass sie berühmt wird?”, fragte mich dann Norbert.

Nein, das wusste ich nicht, aber mir gefiel ihre Bildsprache schon damals.

Wichtig bei der Bewertung der Fotografien ist natürlich das

Motiv, die Edition, der Kontext (ob es ein Schnappschuss war beispielsweise).

Für mich persönlich geht es beim Kunstkauf aber immer um Emotion, nicht unbedingt um das Wachstumspotenzial am Kunstmarkt.

Ganz ein teures Stück war eine Fotografie von Erwin Wurm mit einer Wertigkeit über 10.000 Euro. Wurm ist ja für seine One Minute Sculptures oder Tiny Houses weltberühmt. Norbert schmunzelnd: “Die spuckt ihr in die Suppe – das ist aber kein spontanes Foto, oder?” – nein, hier handelt es sich um eine Inszenierung, es ist wie eine Art Theaterstück zu verstehen.

Zu guter Letzt zeigte ich Werke von Peter Möstl. Bei den Fotografien liegen 40 Jahre dazwischen – es ist eine Dokumentargeschichte aus Mürzzuschlag, ein Brauhaus, das 1984 abgerissen wurde und von ihm 2022 wieder besucht wurde –  es zeigt das Vergängliche und das Entstehenlassen, eine Art Renaturierung (das Zauberwort 2024!).

Fotografie kann so viel, da waren uns Norbert und ich am Schluss einig!

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Private Fotografie

 

Montag, 03.06.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Vintage Fotoalben

“Da wird es viele Fotos geben, von der Hochzeit des Jahres! Der Baumeister (Anmerkung: Richard Lugner) hat dann bald sein 6. Hochzeitsfotoalbum daheim. Nichts dagegen, was Du daheim hast und bei den diversen Entrümpelungen entdeckst! Fotos sind festgehaltene Momente, Erinnerungen zum Anfassen, solange sie nicht digital sind – was ist für dich das Besondere an den Schätzen, die du mitbringst?”, so leitete Martin meine Sendung ein. 

Aristoteles hat im 4. Jahrhundert vor Christi schon die Camera Obscura vorgeführt.

Hierbei wird ein Bild in das Innere der Lochkamera projiziert. Durch eine kleine Öffnung sah man die auf dem Kopf stehende Projektion der Außenwelt. Die Camera Obscura gilt als Urgestein fotografischer Verfahren – sie ebnete den Weg für weitere revolutionäre Erfindungen. 1826 belichtete Joseph Nicéphore Niépce eine mit Asphalt beschichtete Zinnplatte – und das 8 Stunden lang! Nièpce wählte als Motiv den Ausblick aus seinem Arbeitszimmer. Der Maler Louis Jacques Mandé Daguerre war so begeistert von der Errungenschaft, dass er Nièpces Partner wurde. Er entwickelte ein Verfahren mit Kupferplatten und Quecksilberdämpfen, welches eine deutlich kürzere Belichtungszeit ermöglichte.

Seit es die digitale Fotografie gibt, gehen sehr oft diese Zeitzeugen verloren, da auch die Alben zumeist digital sind und oft keine Ausarbeitung mehr stattfindet.Wir haben es eh in der Cloud, scrollen durchs Handy und dann ist alles auch mal aus den Augen aus dem Sinn. Aufgehoben werden zudem nur die „Schönen“, die Selektierten und die Missing links (die uns ungemein unterhalten oder peinlich sind, aber eine ehrliche Geschichte erzählen) gehen verloren. Fehlschüsse werden in digitalen Zeiten eher gelöscht und im analogen Zeitalter waren sie da, haptisch begreifbar – nun gibt es sogar Sammler:innen, die genau diese suchen. Mittlerweile werden eben private Fotos gesammelt, sehr oft nach Themen wie Schiffe, Autos, Zeppeline, Hochzeiten usw.

Jedes Mal, wenn wir bei einer Räumung so einen Fotoschatz heben, frage ich mich gleich, was man Besonderes damit machen könnte. Was wäre interessant für Sammler:innen?

Auf der Fotowand im Studio habe ich eine Sammlung von verschiedenen Stationen der Fotografie zusammengestellt.

Es gibt dann zum Beispiel Leute, die ausschließlich Verkehrszenereien sammeln – da hab ich nun in dem Fotoalbum ein Verkehrschaos aus den 1940er Jahren, aber auch Oldtimer, ein Straßenrennen und beim Weiterblättern entdeckt man herrliche Sportwagen, die dem Silberpfeil ähneln.

Um 1920 zusammengestellt von Mila Palm ,da gab es Straßenfotografen, die sogenannten “Gehfotografen”, 3 Bilder, Nummer gegeben, kostete 1,20 konnte man sich abholen- war wie Filmsequenzen. Die sogenannten “Gehfotografen” waren zwischen 1927 und 1935 auf den Straßen von Großstädten und touristischen Orten in ganz Europa tätig. Der Beruf wurde während der Weltwirtschaftskrise weit verbreitet, als der New Yorker Börsencrash von 1929 eine Wirtschaftskrise einläutete, die den ganzen Kontinent erfasste und deren Arbeitslosigkeit und Elend in Österreich zum Bürgerkrieg von 1934 führte

1936 sind Kodak mit Kodachrome und Agfa mit Agfacolor-Neu gleichzeitig mit dem Farbfilm und somit der Farbfotografie rausgekommen  – die ersten Mehrschichtenfilme für eine Entwicklung in Farbe.

Im Studio hatte ich auch ein Vintage Fotoalbum einer Romreise aus dem Jahr 1947 mit – Ansichten, Gegenden, die es so nicht mehr gibt. Für Historiker:innen ganz wichtig und spannend. Für Hugo Portisch und seine damalige Sendereihe “Österreich II” war diese Zeithistorie, belegt durch Fotografien, auch essentiell. 

Aus meiner eigenen Kindheit und Jugend habe ich alte Fotos aus meiner Straßentheater-Zeit mitgenommen. Die damals noch nicht so bekannte Künstlerin Inge Dick, die heute sehr berühmt ist, hat diese aufgenommen. Zuletzt  habe ich sie auf der Wiener Kunstmesse Spark in einer Solo Präsentation der Salzburger L.Art Galerie gesehen und mich sehr gefreut, sie nach langer Zeit wiederzusehen. 

Von der jungen Generation werden Filme unter anderem mit Tee und Kaffee künstlerisch eingefärbt und somit zu Kunstwerken mit einem eigenen Wertigkeitssystem. 

Die analoge Fotografie hat einfach eine andere Haptik und damit eine andere Wertigkeit, vor allem heutzutage in der Vielfalt der Digitalfotografie. 

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Kleiderboys

Montag, 13.05.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Stumme Diener

“Damals ist man auch noch aufwändig gereist und es gab auch so genannte Dienerinnen und Butler, die geholfen haben und dann kam der stumme Diener – wie hat das aber alles begonnen?”, so leitete Birgit meine Sendung ein.

Der “stumme Diener” stammt aus Mitte des 19. Jahrhunderts, der Mensch der gedient hat, der Herrendiener oder Butler, der einem gesagt hat wie die Krawatte sitzt oder dass die Manschettenknöpfe noch fehlen, wurden irgendwann eingespart und dann kam der “stumme Diener” der nicht widerspricht.

Ein sehr praktisches Möbelstück mit Geschichte…

Mitgebracht hatte ich formidable Stücke aus verschiedenen Design Epochen.

Der älteste Kleiderboy war aus Formrohr, circa um 1900, ich hatte zwei ähnliche Modelle mit aber in verschiedenen Farben. Besonders berührt hat mich die Oberflächenbeschaffenheit, nämlich der Schleiflack, der aufgetragen wurde, als wäre es Holz – also wie eine Art Holzimitat rüberkommt.

Ich spreche ja oft von den Endpreisen, nicht Flohmarktpreisen oder was es im Netz kosten könnte – bei diesem Modell wären wir im ausgesuchten Handel bei 600 Euro.

Thonet, das zweitälteste Modell, um 1920, hatte ich in der Sendung in gebeizter Nuss und in Buche mit  – dabei noch die schönen alten Etiketten!

Das dritte Modell, wieder Thonet, perfekt und praktisch für das Badezimmer für Handtücher.

Kleiderboys werden einfach wieder hip und es hat mit Nachhaltigkeit zu tun. In den 1950er Jahren hat man sich keine Gedanken gemacht – es wurde dauernd gewaschen und das mit viel Waschmittel, was natürlich aus heutiger Perspektive umwelttechnisch ein Wahnsinn war.

Früher hat man oft wie ein Aschenbecher gerochen, nach einem Lokalbesuch und da ist der Kleiderboy natürlich praktisch zum Auslüften – Wolle beispielsweise gibt nach wenigen Stunden schon den Geruch ab.

Oder nach einer Ballnacht hänge ich mein Outfit und lüftet es aus und ich kann es nochmal anziehen, ohne es putzen lassen zu müssen.

Stumme Diener werden jetzt auch in Hotels angeboten, was mich sehr erfreut – was nicht nur nachhaltig ist, sondern noch dazu ein sehr ein elegantes Möbelstück ist.

Aus der Design Epoche „Bauhaus“ hatte ich ein Stahlrohrobjekt mit, auch von Thonet von Mitte der 1930er, inspiriert von Marcel Breuer und Le Corbusier.

“Ist das leistbar, klingt teuer in meinen Ohren?”, fragte mich Birgit an dieser Stelle. Es kommt immer auf den Zustand an, in diesem Fall liegt die Wertigkeit zwischen 700 bis 900 Euro.

Die letzten Modelle waren aus den 1970er Jahren,  leider konnte ich keine orangenen oder knallroten Stücke auftreiben aber in cremefarben – wie aus einem James Bond Film mit Roger Moore, formal erinnert an den Produktdesigner Raymond Loewy, später an Philippe Starck oder Luigi Colani. Das sind Sammlerstücke, vor allem, wenn man schon so eingerichtet ist ein Highlight. Wertigkeit ein paar hundert Euro, in orange noch mehr.

Ich habe selber drei stumme Diener bei mir zuhause – zwei in der Garderobe für meine Frau und mich und einen im Schlafzimmer, für den Schlafrock schnell mal zum “Drüberwerfen” – ein Augenschmaus.

Die Stücke stammten größtenteils aus meiner privaten Sammlung.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Zeitungsständer

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Zeitungsständer

Montag, 27.06.2022, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Historische Zeitungsständer und Zeitungshalter

 

Historische Wiener Zeitungsständer und Zeitungshalter erinnern an eine fast vergessene Zeit und an eine handwerkliche Tradition…

In den Filmen aus den 1950er Jahren gab es die legendären Zeitungsjungen, die “Extrablatt” gerufen haben, man denke auch an den wunderbaren gleichnamigen Film von Billy Wilder mit Walter Matthau und Jack Lemmon. Zeitungsverkäufer sieht man nur noch selten auf den Wiener Straßen, heute “wischen” wir eher als zu “blättern”. Leider müsste man fast sagen, meinte dazu Birgit Fenderl. In der Sendung hatten wir eine typische Kaffeehaus Situation nachgeahmt und uns der absoluten Entschleunigung, passend zur Hitzewelle und der Urlaubszeit, hingegeben.

 

In der Sendung hatte ich 150 Jahre Zeitungsständergeschichte mit. Der Zeitungsständer – damals ein neues Möbelstück, das dann in alle Haushalte Einzug fand. Das älteste Stück aus einer großbürgerlichen Wohnung, Historismuszeit um circa 1870, wunderschön gedrechselt, mit Messing Rädchen stand wahrscheinlich neben einem Klavier um die aktuellen Strauß Noten hinein legen zu können – oder die “Die Neue Freie Presse” oder “Die Wiener Zeitung”, die ja zu den ältesten Zeitungen weltweit gehört. In der Historismuszeit war das Bildungsbürgertum das Hauptklientel für dieses neue Möbelstück. In heutigen Zeiten wird dies natürlich auch gerne gesammelt. Dieses besondere Stück liegt bei einer Wertigkeit, in dem Zustand, bei circa 400 Euro. Die Bugholzversion von Thonet (1905) war auch so ein absoluter Designklassiker. Ab der Jahrhundertwende kam dieser dann nahezu in jedem Haushalt vor, da er leistbar war. Ein Stück Design eben nicht nur im Kaffeehaus. Dieser spezifische Zeitungsständer, den ich mit in der Sendung hatte, ist sehr selten und hat somit eine Wertigkeit von circa 1200 Euro. Neben mir stand dann auch ein Zeitungsständer, entworfen von Koloman Moser, hergestellt durch die Gebrüder Kohn, für die fast alle großen Secession Entwerfer designt haben (außer Otto Wagner, der für Thonet entworfen hat)  – bei diesem lagen wir gleich mal bei einer Wertigkeit von 2000 Euro. Passend zum Thema hat es so schön geraschelt, weil der Wind geblasen hat. Sammlerobjekte sind natürlich auch die Zeitungen, Zeitschriften – jene mit historischen Ereignissen, wie der Mondlandung sind eher weniger wert, weil genau diese aufgehoben wurden und wie wir wissen, lässt die Seltenheit natürlich die Wertigkeit steigen. In den 1950/60er Jahren gab es Zeitungsständer mit der gleichen Funktion aber mit unterschiedlichen Wertigkeiten – da findet man einerseits am Flohmarkt einen Ständer um 10 Euro mit Draht und Kunstleder, der pfiffig aussieht, den man auch vielleicht beim Friseur findet. Die andere Variante mit schöner Lederschlaufe mit wunderschönem Schwung von Carl Auböck aus 1955 hat eine Wertigkeit von 500 Euro. 

Einer der sehr alt aussieht, aber es nicht ist und sich in einem Haushaltsetting mit Bleikristallgläsern und dem altvattrischen Rosendekor von Augarten finden kann ist aus den 1960er aus der Zeit “Kitsch as Kitsch can be” und ist sehr billig zu haben.

Mitgebracht hatte ich auch Varianten aus der Space Age Zeit aus Plexiglas und aus Kunststoff, italienisches Design, denn die Italiener waren da immer Vorreiter.  Die letzte Stilepoche war dann das Memphis Design aus den 1980er Jahren. 

 

Aber wenn man von Zeitungsständern spricht, darf man nicht auf Zeitungshalter vergessen. Als sich das Kaffeehaus zunehmend als Ort zum Verweilen und Diskussionsplattform über das Weltgeschehen etablierte, wurde natürlich auch das Zeitungslesen immer wichtiger.

 

Bernhard Paul und gerüchtehalber auch Purzl Klingohr gelten als Sammler von historischen Zeitungshaltern, vor allem wenn der Name des Kaffeehauses auch darauf steht

 

In einer digitalen Welt wie heute ist der Zeitungshalter ein Artefakt der schon erwähnten Entschleunigung. Man hält damit nicht nur die alltäglichen News, sondern, und das ist noch viel wichtiger,  ein Stück Wiener Lebenskultur in den Händen. Ursprünglich gab es auch in den großen Häusern die Funktion des Zeitungskellners, der ausschließlich den Stammtischgästen, den Schriftstellern oder der Prominenz die Tageszeitung persönlich reichte. 

 

Vielen Dank an den Leihgeber Manfred Bremm.

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Der Eierlauf Schlumpf

MONTAG, 12.04.2021, ab 17:30 Uhr

Studio 2//ORF

Thema diesmal: Der Eierlauf Schlumpf – die Wertanlagen unserer Kinder

Hochaktuell und lustig zugleich….

Die neuen Veranlagungen, nachdem der Tabernakel und der neue Orientteppich keine Renditen mehr bringt.

Wie Kinder anlegen würden und was wir von ihnen lernen können.

War es bei den Briefmarken die „blaue Mauritius“  von der wir in der Kindheit träumten so ist es nun “Pikachu” bei den Pokémons , der Eierlauf Schlumpf bei den Überraschungseiern oder der “black lotus” bei den magic cards – letztere hat gerade über 500.000 US Dollar bei einer Auktion erzielt.

Als Norbert und ich uns in der Sendung die verschiedenen Schlümpfe – aus einer speziell limitierten Edition – angesehen haben, das seilspringende Schlumpfine oder der Schlumpf auf Stelzen da sind wir gleich auf Wertigkeiten von 2000 – 3000 Euro gestossen. Der Eierlauf Schlumpf ist dem Besitzer, der so nett war mit seine Sammlung für die Sendung zu borgen, leider gestohlen worden. Dieser wäre heute sicher um die 5000 – 6000 Euro wert.

Die Asterix & Obelix Serie wurde öfter aufgelegt und ist nicht so viel wert wie die Schlumpf Serie. Die Wölfchen unterscheiden sich teilweise nur durch die Größe ihrer Kappe, was wiederum eine andere Wertigkeit (Stichwort: missing link) bedeutet – dies war auch ersichtlich in dem Katalog “Spielzeug aus dem Ei” (Angaben noch in D-Mark), den ich in der Sendung präsentiert habe. 

Die Pokemon Karten, eine japanische Erfindung, sind 1999 nach Europa gekommen- die Glitzerkarten sind das Um und Auf. So spannend…die richtigen Spezialisten wiegen dann sogar die Päckchen ab um zu erfahren, ob sich eine dieser heißbegehrten Glitzerkarten in ihrem neu erstandenen Päckchen versteckt (Eine normale Packung wiegt circa 20,8 Gramm, während die spezielle Packung circa 21 Gramm hat). Wenn eine alte Packung im Live Stream aufgerissen wird schauen Hunderttausende zu – es ist die Erinnerung an das Kindsein, an das Tauschen, an die Schulzeit – und heute die Sehnsucht nach dem Flash, eine Karte die aus der Serie fehlt, zu ergattern.

Die magic cards wurden eigentlich erfunden um daraus ein Spiel zu machen, da gab es sogar auch eine Fernsehserie – diese Karten sind Wertanlagen wie “kleine” Aktien.

Bei all diesen Spekulationen bleibt aber eines bestehen: im Vergleich zu Kryptowährungen kann man all diese Dinge noch anfassen!

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Der Satztisch

Montag, 29.3.2021, ab 17:30, 

Studio2//ORF

Thema diesmal: Aus eins mach vier – der Satztisch.

Der Satztisch hat schon alle Stilepochen begleitet und kaum ein Designer hat sich von der Faszination des platzsparenden Tisches (wenn nicht in Funktion) bezaubern lassen.

Woher kommt der Name – man munkelt, dass er über die Seidenstrasse von China nach Europa ging – und auch Halt in England machte, wo man ihn  “set of tea tables” nannte, ergo der Satztisch. Dort haben dann die Ladies den 5 o’clock Tea auf den Satztischen kredenzt und sich über ihre Befindlichkeiten ausgetauscht. 

In die Wiener Kaffeehäuser hat diese Stilrevolution dann auch Einzug gehalten. Der Kellner hat dann der Bridge oder Tarock spielenden Gesellschaft die Satztische an die Kanten des Spieltischesgestellt, um dort die Getränke platzieren zu können. 

Kaiserin Maria Theresia legte ihre Patiencen auf, Ludwig XIV verwahrte seine Duftwässerchen darauf und man munkelt, dass Joseph Haydn seine Notenblätter darauf trocknen ließ .

Die verwendeten Materialien sind vielfältig: von Bugholz zu edlen Hölzern, von Bakelit zu Plexiglas, von Kunstoff zu Stahlrohr.

Bis zum heutigen Tag befassen sich Produzenten/Designer damit.

Folgendes hatte ich mitgebracht: ein Stilmöbel im nachgemachten Barock (Wert ca. 150 Euro), den berühmten, musealen Josef Hoffmann Satztisch zum Hoffmann Jahr (klassischer Wiener puristischer Jugendstil, Wert circa 4000-6000 Euro), ein schlichtes 1930er Bauhaus Set in Nussholz und Marmorglas (gemacht für die Werkbundsiedlung/Plan Josef Frank https://www.werkbundsiedlung-wien.at/) und einen chinesischen Lacktisch Satz aus den 1920/30er Jahren mit japanischem Motiv (Wert circa 700 Euro).

Im Dezember 2021 gibt es übrigens eine Hoffmann Ausstellung im MAK anlässlich des Hoffmann Jahres 2020 (durch die Coronakrise hat sich diese verschoben), nähere Informationen: https://www.mak.at/programm/ausstellungen/josef_hoffmann_fortschritt_durch_schoenheit

Junge Leute haben heute vielleicht keine Esstisch mehr aus Platzgründen aber dafür einen Satztisch, der bei Besuch dann auf 4 Tische ausgedehnt wird. Es ist ein Möbel das total im Kommen ist – sowohl Vintage als auch neues Design. 

Motto: Jedem/jeder seinen/ihren Tisch in der Familie!


Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Limited Editions

MONTAG, 14.10.2019, ab 17:30 Uhr

Studio 2//ORF

Thema diesmal: Der Wert limitierter Editionen.

Mit dabei war unter anderem dieses schöne Objekt: die Lampe “Celebrity” von Stephan Breier & Johannes Scherr für Element Design. 

Der Kauf von 40 Sonnenbrillen am Wiener Naschmarkt ließ im Winter 2006 die Händlerherzen höher schlagen, vermuteten sie doch einen neuen, unbekannten Absatzmarkt für verspiegelte Sonnenbrillen. Mit den Brillen wurde ein Prototyp gebaut, der gerade noch rechtzeitig fertig wurde, um ihn in der Nacht nach Mailand zu bringen und am nächsten Morgen auf dem „SaloneSatellite“ auszustellen. Von dort ging die Lampe nach London und wurde im Rahmen der „100% Design“ ausgestellt. Nach einem Zwischenstopp in Wien bei „ViennaSelectedDesign“ reiste die Lampe nach New York, wo sie auf der ICFF zu sehen war. Unter anderem von einem Wallstreet Banker, der gerade ein Label für Interior Design gründete, „deeply madly living“. Er ließ neben einer amerikanischen Version auch 300 Lampen für den europäischen Markt in einer Wiener Leuchten Manufaktur produzieren. Mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers löste sich auch sein Kapital in Nichts auf und so verblieben ca. 30 Leuchten in Wien. Der Prototyp reiste unterdessen weiter, über die Zürcher „Blickfang“, nach Tokyo und Paris. Die Tournee endete beim US-Zoll, wo die Lampe, in Einzelteile zerlegt, in einer halb so großen Kartonschachtel nach Wien zurückgeschickt wurde. (Stephan Breier)

Mehr Informationen unter: 

www.element.co.at