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Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Stehleuchter

Montag, 04.03.2024, ab 17:30 Uhr, Studio2//ORF

Thema diesmal: Stehlampen mit Geschichte 

“Sie machen ein schönes Licht, ein gemütliches Licht, sie eignen sich als indirekte Beleuchtung – ich liebe Stehlampen (…). Großartige Exemplare, wie wäre es anders, wenn Du kommst, jetzt müssen wir aber erst über diese sprechen, denn die ist so unglaublich riesig!”, so lautete Birgits charmante Intro in meinen Sendungsbeitrag.

Damit meinte Birgit die Riesenlampe basierend auf dem Originalentwurf von Designer George Carwardine aus 1932 die Herbert Terry Anglepoise-Lampe. Die kleine Version ist eine sofort erkennbare Schreibtischlampe, die ursprünglich von der Anatomie des menschlichen Arms inspiriert wurde. In den 2000er Jahren hat man in England die oben erwähnte Tischlampe im Stehlampenformat produziert und somit zählt dieses Modell zu den größten Stehlampen der Welt. Sie liegt in Bezug auf Wertigkeit bei ca. 2500 Euro.

Im Zeitraffer ein kurzer geschichtlicher Einblick: die Geschichte der Leuchten und Lampen ist eine Reise von der antiken, rudimentären Beleuchtung bis hin zu modernen, anspruchsvollen Beleuchtungslösungen. Frühe Menschen nutzten offene Flammen wie Fackeln und später Öllampen als Licht. Während mit Kandelaber heute oft ein verzweigter Kerzenhalter gemeint ist, wurde der Begriff auch zur Beschreibung einer Vielzahl von Beleuchtungsgeräten verwendet. Ein Kandelaber kann ein hoher Ständer sein, der eine Lampe trägt. Der römische Kandelaber kann aus einem Stiel oder Rohr bestehen, dessen oberer Teil mit einer vorspringenden Struktur versehen ist, um oben Lichter zu tragen, und einem Sockel, der auf drei Löwen- oder Greiffüßen ruht. Das Aufkommen von Kerzen in alten Zivilisationen sorgte für eine tragbare Lichtquelle.  Im 19. Jahrhundert brachten Gaslampen eine neue Beleuchtungsmöglichkeit in städtische Gebiete. Die Erfindung der Glühbirne durch Thomas Edison Ende des 19. Jahrhunderts markierte einen Wendepunkt und ebnete den Weg für eine weit verbreitete elektrische Beleuchtung. Im 20. Jahrhundert entstanden verschiedene Lampendesigns, von ikonischen Stehlampen wie der Arco-Lampe bis hin zu Tischlampen im Stil des Art Déco und der Moderne der Mitte des Jahrhunderts. Fortschritte in der LED-Technologie im 21. Jahrhundert haben die Beleuchtung weiter revolutioniert und bieten energieeffiziente und vielseitige Optionen für zeitgenössisches Design. Unter allen Innenleuchten kommt der Stehleuchte eine besondere Rolle zu, weil sie frei im Raum platziert wird und uns mit ihrer Größe quasi auf Augenhöhe begegnet. Entsprechend kann man sie als skulpturales Objekt verstehen.

Die Geschichte der Stehleuchte lässt sich bis ins späte 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Die frühesten Stehlampen wurden wahrscheinlich von Kerzenständern und Fackeln inspiriert. Diese frühen Versionen verfügten über eine hohe, schlanke Struktur, um die Lichtquelle anzuheben.

1880 machte Thomas Alva Edison das Licht mithilfe eines Glühfadens aus japanischem Bambus kommerziell und für jeden zugänglich. Seine Glühbirne hielt damals bereits 1200 ganze Stunden an.

Das nächste Möbel mit Geschichte war eine Bundy & Bundy Lampe, ein Josef Frank Entwurf aus den 1930er Jahren und stand neben der allerersten Einrichtung im Friseursalon der legendären Bundy Brüder in der Praterstraße. Diese Stehlampe liegt bei einer Wertigkeit von 1800 – 2000 Euro.

Das nächste großartige Stück, das ich in der Sendung vorstellte war eine Jielde Industrieleuchte. Diese war generell nicht nicht zu kaufen, eine Industrie Chic Lampe, die man nur in Werkstätten vorfand. Wir haben viele in Südfrankreich angekauft und waren teilweise mitverantwortlich für den Boom, der eine kommerzielle Neuauflegung zur Folge hatte. Die mitgebrachte Stehlampe ist allerdings ein Original und um die 1500 Euro wert.

Die Leuchte Chimera ist eine originelle Leuchte, die in den 1970er Jahren von Vico Magistretti entworfen wurde. Vico Magistretti (1920 – 2006) war einer der einflussreichsten italienischen Designmeister, der in seinem Werk alle Aspekte des Lebens erforscht hat: von der Architektur von Gebäuden über alle Arten von Interieur bis hin zu Möbeln und Produkten, die legendär geworden sind. Wolken als Vorbild macht die Chimera zum dimmbaren Stimmungsmacher. Wertigkeit bei diesem Vintage Stück liegt bei circa 2000 Euro.

Die Kalmar Lampe mit Original Schirm Josef Frank Stoff liegt bei einer Wertigkeit um die 2200 Euro.

Die seltene Sputnik-Lampe aus der Space Age Zeit ist ein echter Designklassiker aus den 60er/70er Jahren ist ein Original und hat einen Wert von circa 1000 Euro.

Die Carl Auböck Stehlampe, die man gerade oder wie hier schräg stellen kann, mit Bambus Ständer, ist ein absoluter Hingucker (Wertigkeit 2000 Euro).

Die Ausstellung ICONIC AUBÖCK, im MAK, die im Mai eröffnet und bis Oktober laufen wird,  konzentriert sich auf die stilprägende Ära der Zwischen- und Nachkriegszeit bis in die experimentellen 1980er Jahre. Carl Auböck (1900–1957) brachte – inspiriert vom Bauhaus – lokale und internationale Bewegungen zusammen und prägte das charakteristische Auböck-Design, vom Briefbeschwerer bis zum Baumtisch oder Lampenentwurf.

Eine weitere Kalmar Lampe mit einem der 68 verschiedenen Josef Frank Stoffe als Lampenschirm war ein Modell aus den 1950ern und wird von mir scherzeshalber als Hasenfuß bezeichnet.

 

Das vorletzte Stück mit Geschichte war eine typische Stehlampe aus den 1960er Jahren, versehen mit Brauseschläuchen, die man in alle Richtungen bewegen kann. Großartige Stehlampe.

Die letzte Lampe, die ich vorstellte, war ein wahres Filmrequisit ein echter Kosak Prototyp, aus Profilstahl, der im letztgedrehten Tatort vorkommt. Nicht nur Lampe, sondern auch Skulptur.

All diese ikonischen Stehlampen präsentieren eine Reihe von Designansätzen, von 1930 über die moderne Eleganz der Mitte des Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischem Minimalismus, die alle einen unauslöschlichen Eindruck in der Geschichte der Innenbeleuchtung hinterlassen. Ihre anhaltende Beliebtheit beweist die zeitlose Anziehungskraft gut verarbeiteter und innovativer Stehlampendesigns.

“Was ist nun dein Lieblingsstück?”, fragte mich Birgit zum Abschluss – meine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: “Natürlich die Bundy & Bundy Stehlampe, weil Josef Frank einfach mein stiller Held ist!”.

 

Studio 2 – Experte Christof Stein spricht über: Der Sehnsuchtsort Friseur

Montag, 10.05.2021, ab 17:30, 

Studio2//ORF

Thema diesmal: Meist vermisste Profession im Lockdown: Der Friseur

Kaum eine andere während des Lockdowns geschlossene Profession wurde so oft erwähnt und die Öffnung herbeigesehnt wie der FRISEUR. Gerade noch von der Kultur geschlagen, von vielen als systemrelevant angesehen und als Grundbedürfnis des Menschen gewürdigt. Grund genug um diesem Phänomen Rechnung zu tragen und es auf dem Silbertablett zu präsentieren.

Geschichte

Tausende Jahre Geschichte liegen hinter dieser Zunft und wie schon oft waren die Ägypter Vorreiter. 6000 Jahre vor Christus Geburt datieren schon Messerfunde zur Genußrasur, Henna gab es schon ab 1400 vor Christus als Färbemittel und wir müssen ja einfach nur an Kleopatra denken und ihren hinreißenden Pagenschnitt.

Ich brachte auch “Sanitäre Bestimmungen für das Raseur- und Friseurgewerbe” aus den 1930er Jahren mit – auch da war es ein Um und Auf, dass der Friseur keine übertragbaren Krankheiten hat um den Kunden nicht zu gefährden – in unserer heutigen Zeit ist es wohl eher eine gegenseitige “G’schicht”.

Stadt- Land

Aber nicht nur die Leute in der Stadt oder der Adel mussten ihre Haare schneiden, auch die Leute am Land mussten von einem Professionisten geschnitten werden – somit das Zunftzeichen der Friseure, die Tschinellen (Paarbecken) – wenn die Friseure ins Dorf gekommen sind, wurden die Tschinellen gespielt und die Leut’ haben sich schon beim Friseursessel angestellt. 

Ein Zeitdokument 

Ich sammle schon seit Jahrzehnten (unter vielem anderem) wunderbare Vintage Möbel mit Geschichte und Kleinrequisiten – 1990 hab ich den Friseur Hermann in der Spiegelgasse in 1010 Wien übernommen – das war noch ein richtiger Haarschneider für die Aristokratie – da hatte jeder Adelige seine eigene Lade, mit Namen versehen, gehabt. 

Möbel mit Geschichte 

Ich hatte Bundy & Bundys legendäre Möblierung aus den 1960er Jahren aus dem Salon in der Rotenturmstraße (begonnen haben Sie in der Praterstraße) im Studio mit.

Das Buch “Hair”, dass die beiden Brüder mit Fotografin Elfi Semotan herausgebracht haben zeugt von nostalgischer Schönheit. Dagmar Koller, Cordula Reyer, Andre Heller und viele andere Berühmtheiten wurden im Zuge des Buches von Elfi Semotan abgelichtet – es entstanden künstlerische Meisterwerke von grandiosen Frisurkreationen (hoffentlich auch in absehbarer Zeit als Ausstellung in Wien zu sehen, ich halte euch auf dem Laufenden).

Ich hatte auch “meinen” Friseursessel mit, der quasi für mich immer “warm” gehalten wird, ein Sessel namens Olympia, ein Ölpumpstuhl aus den späten 1940er Jahren von dem Friseursalon im 6. Bezirk, wo meine Haare seit vielen Jahren geschnitten werden (der wie eine Wodkamarke klingt….hier darf ich es ja verraten…Danke an Christian, von Absoluthaar) Wenn der Sitzpolster zu warm wurde, hat man ihn einfach umgedreht, damit der nächste Kunde darauf Platz nehmen konnte – einfach ein intelligentes Design, wie Birgit so schön sagte.

Die Sammler:innen kaufen sich solche Möbel mit Geschichte und geben ihnen einen neuen Verwendungszweck oder zeigen in außerhalb des ursprünglichen Kontexts, beispielsweise den Friseurstuhl in der Küche, den Friseurspiegel im Schlafzimmer.

Kuriosum

Der Friseur war einfach so ein Sehnsuchtsort in den verschiedenen Lockdowns – wer weiß, vielleicht denkt sich die junge Generation jetzt, dass der Friseurberuf erstrebenswerter, als das Priestertum ist, es war ja in Großfamilien – auch in Adelsfamilien – üblich, dass einer der Söhne Priester wurde – wenn man hier an dieser Stelle einen kleinen blasphemischen Kommentar mit einem Augenzwinkern erlaubt.

Aber zum Abschluss noch ein Kuriosum – der Friseur als körpernahe Dienstleister hatte zu aber der Hundefriseur durfte offen haben – Priorität muss sein 😉