Naschmarkt – Flohmarktstand
“Die schönste Zeit, um zu verkaufen, ist bevor die Sonne aufgeht!”
Der Flohmarkt am Wiener Naschmarkt ist eine Institution – ein Markt für alle Sinne, ein Schmankerl Menü von buntem Ramsch bis qualitätsvollen Altwaren. Er bietet Einblick in das historische Wien mit all seinen Facetten, ein Feilschen mit Mehrwert, kauzige Typen und unterhaltsame Begegnungen.
Seit über dreißig Jahren bin ich mit meinem Stand 46B fixer Bestandteil von Österreichs wichtigstem und spannendstem Flohmarkt. Aus nah und fern strömen die Besucher*innen an Samstagen auf den Markt und nehmen hunderte Kilometer Anreise in Kauf, um als Händler*innen oder Kund*innen dabei zu sein.
Meine erste verkaufbare Ware habe ich damals aus Müllcontainern gefischt. Mülltrennung war ein noch undenkbares Konzept, abgesperrte und eingezäunte Müllplätze Zukunftsmusik. Ich fand es immer wieder erstaunlich, welche (Wert-)Gegenstände die meisten Menschen als Abfall begriffen. Es war ein großartiges Training – learning by doing –, ein Auge für Gustostückerln zu entwickeln und das Interessante, das Verkaufbare rauszufiltern.
Mit der Zeit wurde ich zu einem Allrounder und auch zum Spezialisten in den Bereichen Keramik, Porzellan, Glas sowie „wohnbare“ Accessoires. Der Flohmarktstand war unter anderem auch Inspiration und Nährboden für das spätere „Lichterloh“.
Obwohl Vintage aller Art inzwischen en vogue und hip ist, sind es trotzdem eher die älteren Semester, die mich am Flohmarkt aufsuchen. Durch den Trend viele Dinge online zu kaufen, ist die Präsenz des jüngeren Publikums ein wenig zurückgegangen. Allerdings hab ich das Gefühl, dass wieder ein Umdenken stattfindet. Nichts geht über das Haptische – die Objekte direkt am Flohmarkt mit allen Sinnen „erfühlen“ zu können, die Rückkehr zum Analogen. Das Wunderbare am vor Ort anschauen ist die unmittelbare Befriedigung der Jagdlust – die eigentliche Leidenschaft, welcher man am Naschmarkt Flohmarkt Samstags frönen kann.
Es gibt eindeutig eine Veränderung was die Art der Nachfrage betrifft – war früher Ware aus dem Biedermeier und Jugendstil hoch im Kurs, so ist es jetzt Mid Century Design bis zu den Achtzigern, was die jüngere Generation zum Stil der Begierde ernannt hat. Trends und deren Kommunikation sind zweifellos ausschlaggebend.
Ich sehe mich als Bediener einer Sammlerleidenschaft – vor Ort und face to face. Die Zahl meiner Stammkunden ist im dreistelligen Bereich, und ich arbeite derzeit an einem Konzept eines Stand Salons. Für das leibliche Wohl und die geistige Stimulation wird gesorgt sein.
Das Motto des Salon Stein in spe: “Qualitative Ware und Gespräche, verfeinert mit Wiener Schmäh und Zeit für das Wesentliche!”